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Die letzte Nacht

Die letzte Nacht

Titel: Die letzte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Fazioli
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den Blick.
    »Was soll das? Was glaubst du, wer du bist? Der große Dieb mit dem Narkotikum! Meinst du, wir haben Lust auf so ein Spielchen? Deine Tochter schuldet mir einen Haufen Geld, ist das klar?«
    Salviati nickte und hielt die Hand an die Schläfe, dort wo Elton ihn geschlagen hatte. Es fühlte sich an, als habe er einen Presslufthammer im Kopf.
    »Ich will es haben, dieses Geld. Und da weder sie noch du es haben, musst du diesen verdammten Überfall machen! Klar?«
    Forster versetzte Salviati einen Schlag mit dem Handrücken.
    »Ist das klar?«
    »Wenn ich meine Tochter nicht sehe …«, begann Salviati, aber er brachte den Satz nicht rechtzeitig zu Ende. Forster schlug ihn zwei Mal und stieß ihn dann zu Elton. Salviatis Kopf dröhnte, und er musste sich an Elton klammern, um nicht zu stürzen.
    »Sieh dir dieses Arschloch an!«, rief Forster. »Hör mal, Elton, wenn er es nicht begreifen will, dann mach du es ihm begreiflich, abgemacht? Abgemacht?«
    Elton nickte eilig.
    »Schlag ihn windelweich, bis er begreift, dass … aber, was …«
    Elton und Salviati folgten Forsters Blick, um zu erkennen, was ihn vom Weiterreden abhielt. Auf dem Fensterbrett, hinter dem Vorhang, zeichnete sich eine dunkle Masse ab. Eine Stimme sagte:
    »Gut, Jungs, rührt euch nicht vom Fleck. Vor allem du mit der Pistole.«
    Gerade in dem Augenblick, als Elton die Hand an den Gürtel legte, wurde der Vorhang beiseitegeschoben.
    »Hey … keine Bewegung, hab ich gesagt. Keine Bewegung!«
    Auf dem Teppich vor dem Fenster stand ein riesiger Mann in unglaublichen kurzen, roten Hosen und einem hautengen grasgrünen T-Shirt. In der Hand hielt er eine Sig-Sauer P220, wie sie zur Ausstattung der Schweizer Armee gehören.
    »Herr Salviati«, sagte der Mann, »Sie kennen mich nicht, ich bin ein Freund einer Ihrer Freunde. Wir werden dieses Haus jetzt verlassen.«
    Salviati spürte noch ein Brummen im Schädel, und der Brustkorb schmerzte bei jedem Atemzug. Aber er passte sich in aller Eile der neuen Situation an. Auch der Mann mit dem grünen T-Shirt war mit einer Ausziehleiter an das Fenster gelangt. Nun benutzten sie diese, um wieder hinunterzusteigen, nachdem sie Elton und seinen Chef im Badezimmer eingesperrt hatten. Der Mann begleitete Salviati zu seinem Wagen.
    »Die werden ein paar Minuten brauchen, um aus dem Bad zu kommen. Sind Sie in der Lage zu fahren?«
    »Ja.« Salviati holte tief Luft. »Geht schon besser.«
    »Ich heiße Renzo Malaspina, ich arbeite für Contini. Er hat mich gebeten, Sie im Auge zu behalten. Entschuldigen Sie die Verspätung.«
    »Ich bitte Sie … ich wusste nicht, dass Elia …«
    »Besser, wir sprechen mit ihm darüber. Haben Sie im Kopf, wo er wohnt?«
    Salviati nickte.
    »Dann sehen wir uns also in Corvesco.«
    Contini rieb sich die Augen und sagte:
    »Ich denke, ein Kaffee wär jetzt nicht schlecht.«
    »Ich kümmere mich drum«, erbot sich Malaspina. »Wollt ihr auch was essen?«
    Contini nickte.
    »Bring ein bisschen Brot mit. Im Kühlschrank hat’s Schinken.«
    Trotz der Schmerzen verspürte Salviati Hunger. Schließlich hatte er das Abendessen ausfallen lassen. Er entschuldigte sich für die Scherereien, die er bereitet hatte.
    »Ich weiß, ich hätte dir Bescheid sagen sollen«, sagte er zu Contini, der sich sein Hemd überzog.
    »Es ist ziemlich spät.«
    »Die Sache ist schiefgegangen.«
    »Ja.«
    »Zum Glück hast du mir deinen Mann hinterhergeschickt.«
    »Hm.«
    Schweigen.
    »Und jetzt?«, fragte Salviati.
    Schweigen.
    Malaspina kam mit Kaffee und Schinken. Contini war durch die nächtliche Störung verwirrt. Er hatte damit gerechnet, dass Salviati eine Kurzschlusshandlung begehen würde. Aber als er ihn in der Tür gesehen hatte, mit zerschundenem Gesicht, war ihm klar geworden, dass die Zeit der Plänkeleien vorbei war. Sie befanden sich im Krieg … und Contini wollte keinen Rückzieher machen. In der Vergangenheit war Jean bereit gewesen, für ihn aufs Ganze zu gehen.
    »Forster hat Geldprobleme«, erklärte Salviati. »Deshalb beharrt er auf dem Überfall. Er will diese zehn Millionen. Aber ich weiß nicht. Selbst wenn dieser Marelli die richtigen Kontakte hat, ich … ich weiß nicht. Mir ist mulmig dabei.«
    »Es gibt keinen anderen Ausweg«, meinte Contini, nachdem er seine Kaffeetasse geleert hatte. »Wir müssen diese zehn Millionen beschaffen.«
    Salviati fuhr zusammen.
    » Wir müssen?« Er sah Contini in die Augen. »Du bist kein Dieb, Elia.«
    Contini wiegte den Kopf hin und her.

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