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Die letzte Nacht

Die letzte Nacht

Titel: Die letzte Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Fazioli
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alt für … au!«
    Er bekam einen weiteren Tritt gegen die Schulter. Der Kopf schlug an die Wand. Elton beugte sich drohend über ihn. Salviati war noch bei Bewusstsein, er hatte schon immer gut einstecken können. Aber an diesem Punkt schien es ihm ratsam, ein paar Worte zu verlieren, um weitere Schläge zu vermeiden.
    »Hör auf!«
    »Was hast du gesucht?«
    »Ich habe schon gesagt, nichts Besonderes. Ich habe was über Lina gesucht.«
    »Und was wolltest du damit?«
    »Hm …« Salviati richtete sich auf, wobei er sich mit einer Hand am Badewannenrand abstützte. »Ich wollte meine Tochter befreien.«
    »Du bist ein Idiot, Alter.« Elton packte ihn unsanft am Kragen. »Jetzt werd ich dir das Ganze mal mit der Methode Elton verklickern.«
    Salviati war sich sicher, dass die »Methode Elton« ziemlich schmerzhaft sein würde.
    »Wie soll ich Geld rauben, wenn du mich umbringst?«
    »Oh, ich habe nicht die Absicht, dich umzubringen!« Elton lächelte wie ein Angestellter, der ängstlich um einen Kunden bemüht ist. »Sagen wir, ich werde dafür sorgen, dass du ein paar Tage Erholung brauchst.«
    Salviati bemühte sich, mitgenommener zu wirken, als er tatsächlich war. Aber er machte sich nicht allzu viele Hoffnungen. Elton hielt ihn noch immer am Kragen gepackt und zog ihn hinaus auf den Flur.
    »Erst mal gehen wir zu Signor Forster. Sobald er aufwacht, wird er sicher gerne ein paar Worte mit dir wechseln.«
    Matteo legte ihr einen Arm um die Schultern und führte sie ins Haus zurück. Er sprach kein Wort. Das Schluchzen war vorbei. Lina versuchte, die Fassung zurückzugewinnen: Sie zog die Nase hoch und warf einen flüchtigen Blick auf Matteo. Er war verändert, dessen war sie sich sicher. Er wusste jetzt, dass er ebenfalls gefangen war, er hatte nicht mehr das Gesicht von einem, der nur spielt.
    »Ich brauche keine Hilfe.«
    »Lina, es tut mir leid. Ich …«
    »Schon gut, ich hab eine Szene geliefert.«
    »Alles wieder in Ordnung?«
    Eine dümmere Frage hätte er ihr nicht stellen können. Aber er war ernsthaft besorgt, deshalb vermied Lina eine bissige Antwort. Er wirkte wie ein kleiner Junge, mit seinem unförmigen T-Shirt und dem blonden, zerzausten Haar über den Augen.
    »Wirklich, Matteo. Tut mir leid wegen der Szene. Ich weiß, dass wir Partner sind bei diesem Geschäft. Ich verspreche dir, dass …«
    »Darum geht es doch gar nicht!«
    »Ich verspreche dir, dass ich mein Wort halte. Jetzt würde ich gern schlafen gehen.«
    »Natürlich, ich … natürlich!«
    »Wir reden morgen weiter, okay?«
    »Natürlich.«
    Ein paar Minuten später, im Bett, machte sich Lina auf eine schlaflose Nacht gefasst.
    Die Stille war erdrückend, umso mehr, wenn sie an die kilometerweiten Wälder ringsum dachte. Sie wusste, dass sie, um sich aus diesen Bergen zu befreien, um in die Welt zurückzukehren, eine Entscheidung fällen musste. Diese an die Felsen gedrängten Hütten machten ihr Angst, genauso wie die schmalen Pfade zwischen den Schluchten. Aber die bedrohliche Landschaft hatte ihr geholfen, Klarheit in ihre Gedanken zu bringen.
    Lina wälzte sich unter der Decke hin und her. Es gab nur einen Weg. Fliehen und sich mit ihrem Vater in Verbindung setzen. Sie beschloss, mit Matteo darüber zu sprechen. Wir müssen Forster eins auswischen, bevor er uns eins auswischt. Die Federn des Bettgestells quietschten bei jeder ihrer Bewegungen. Warte, Lina, hab Geduld. Noch kannst du alles wiedergutmachen, noch ist Zeit. Noch ist Zeit.
    Luca Forster schlief.
    Salviati stand am Fußende des Bettes und war sich nicht sicher, ob all seine Knochen noch heil waren. Hinter ihm Elton, die Pistole griffbereit im Hosengürtel.
    »Wann wacht er auf?«, fragte Elton.
    »Dauert noch ein bisschen«, antwortete Salviati. »Aber es war kein starkes Betäubungsmittel.«
    »Kann man ihn nicht sofort wecken?«
    »Er wird benommen sein.«
    Elton schüttelte seinen Chef und rief mehrmals laut seinen Namen, bis Forster die Augen verdrehte und sagte:
    »Was? Was zum Teufel … Wer sind Sie?«
    »Ich bin’s, Elton.«
    »Elton, Elton. Was …«
    »Und das hier ist Jean Salviati.«
    Elton zog ihn am Kragen und stieß ihn vors Bett. Forster brauchte noch ein paar Minuten, ehe er begriff, was vorgefallen war. Elton bemühte sich, die passenden Worte zu finden, und schaffte es schließlich, die Lage zu skizzieren. Forster näherte sich Salviati und schüttelte den Kopf.
    »Dann bist du also ein echtes Arschloch …«
    Salviati antwortete nicht, senkte nicht

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