Die letzte Nacht
vorstellen, die …«
»Signor Forster.«
Wieder dieser kriecherische Ton. Forster hasste ihn.
»Bitte.«
»Ich habe gesehen, dass Sie der Kasse für gemeinsame Projekte in letzter Zeit Geld entnommen haben. Kleinere Summen für wenig konkrete Vorhaben. Nun, angesichts von achthunderttausend Franken Schulden erscheint mir das ein recht gewagtes Vorgehen …«
»Ich bin mit einem vertraulichen Projekt beschäftigt, Herr Advokat.«
»Aha.«
»Ich stehe in Verhandlungen mit einem polnischen Unternehmer, der rund ein Dutzend Verkaufsstellen im Osten zusichern könnte. Aber um das Ganze ins Laufen zu bringen und einen Anreiz zu bieten, musste ich ihm einige Boni zahlen.«
»Ich würde die Finger davon lassen.«
Das glaub ich, du Bastard. Du hättest nicht den Mut dazu. Forster war ein waschechter Gangster. Und er hatte, verdammt noch mal, keine Angst davor, sich die Hände schmutzig zu machen! Aber diese Rechtsanwälte mit Kindern und Großraumlimousine, diese Familienväter, die vom Dreck leben, den andere am Stecken haben, ihn aber nur mit Handschuhen berühren, diese Schlangen, diese … widerwärtig waren sie, ein ekelerregendes Pack!
»Ich habe Sie immer sehr geschätzt, Advokat Berti, deshalb spreche ich ganz offen mit Ihnen.«
»Ich habe nichts anderes erwartet.«
»Wenn Sie mir behilflich sind und die von der K-Investment ein wenig hinhalten, kann ich Sie an einem Geschäft beteiligen. Ohne namentliche Erwähnung, versteht sich, aber mit einer beachtlichen Aufwandsentschädigung. «
»Signor Forster …«
»Ich versichere Ihnen, Advokat Berti, ich werde diese achthunderttausend zurückzahlen. Und auch die Auslagen für den Kontakt nach Polen. Wenn wir es schaffen, gemeinsam ins Geschäft zu kommen, haben wir ein größeres vertragliches Gewicht. Aber ich brauche ein wenig Zeit.«
Rechtsanwalt Berti senkte die Augenlider und hob sie wieder. Dann warf er einen flüchtigen Blick auf seine Rolex.
»Hören Sie, ich muss jetzt wirklich gehen, tut mir leid.«
Forster erhob sich. Schweißperlen benetzten seinen Bart, trotz der Klimaanlage.
»Aber das mit unserem Geschäft, was halten Sie davon? Ist es machbar?«
»Es ist auf jeden Fall eine Überlegung wert. Ich muss mit der K-Investment sprechen. Was die achthunderttausend betrifft …«
»Ja?«
»Man könnte Ihnen einen Aufschub gewähren.« Rechtsanwalt Berti rückte seine Brille zurecht. »Aber übertreiben Sie es nicht. An diesem Punkt würde ich übrigens nicht mehr von achthunderttausend sprechen. Ein wenig mehr wäre als Anreiz ganz gut, Sie verstehen?«
»Natürlich.« Forster begleitete ihn zur Tür. »Natürlich verstehe ich.«
Bastard. Ich als Wucherer und du als Anwalt! Zum Teufel mit dir!
»Ich danke Ihnen für Ihre Zusammenarbeit, Herr Advokat Berti.«
»Keine Ursache. Auf Wiedersehen.«
Forster schloss langsam die Tür hinter Berti.
Er kehrte zum Schreibtisch zurück, atmete tief durch und wischte sich die Handflächen an der Hose ab. Während er die Lichtstreifen betrachtete, die durchs Fenster fielen, wiederholte er mit leiser Stimme:
»Keine Ursache. Auf Wiedersehen.«
Ein paar Sekunden lang rührte er sich nicht. Dann schnellte sein Arm nach hinten und die Faust schlug gegen das Glas. Einmal, zweimal. Beim dritten Schlag zersplitterte die Scheibe, aber Forster hieb weiter auf den Fensterrahmen ein.
»Ich bring dich um«, schrie er, ohne auf die Verletzung zu achten, »ich bring dich um, dich und all diese verdammten Blutsauger … ich bring dich um, hörst du? Ich bring dich um!«
20
Geld mögen alle
»Wie lange willst du uns hier noch festhalten?«
Elton antwortete nicht.
»Ist dir eigentlich klar, dass das Menschenraub ist?«
Elton lief hinter ihm. Matteo Marelli hatte den Schritt verlangsamt, um Atem zu schöpfen und um mit Forsters Mann verhandeln zu können. Aber er musste sich mit einem Monolog begnügen.
»Anfangs sah der Plan anders aus. Wir waren alle einer Meinung. Ich, Lina, Forster … es war eine Möglichkeit, Salviati in die Zange zu nehmen. Aber wie wollt ihr uns jetzt alle unter Kontrolle halten? Du weißt, dass Salviati, wenn ich ihm sagen würde, wo wir sind …«
Plötzlich fing Elton an zu sprechen:
»Ja, aber du wirst es ihm nicht sagen.«
Elton hatte sich Lebensmittel und Wechselkleidung beschafft und Matteo als Geisel mitgenommen. Die Situation war nunmehr klar. Matteo hatte die zündende Idee gehabt, aber jetzt brauchte ihn niemand mehr.
»Ich werd es ihm nicht sagen?«, wandte Matteo ein.
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