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Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Titel: Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Bilyeau
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das Weib sei fehlerhaft und ein Missgriff der Natur.«
    Bruder Edmund wollte sich schützend vor mich stellen, aber ich wollte meinem Ankläger selbst entgegentreten.
    »Ich diene Gott mit der gleichen Frömmigkeit und Hingabe wie Ihr«, sagte ich zu Bruder Timothy. »Ich habe Männer aller Glaubensrichtungen gesehen, die an Bosheit, Fehlerhaftigkeit und Schwäche jede Frau übertrafen.«
    Bruder Timothy warf sich seinem Abt zu Füßen. »Ich flehe Euch an, sagt ihr nichts!«, rief er. Sein Benediktinerhabit glitt ihm auf einer Seite von der Schulter, und ich sah die tiefen roten Striemen auf seinem Rücken. Er gehörte zu den Mönchen, die sich mit geknoteten Stricken geißelten.
    Der Abt hob Einhalt gebietend die Hand. Bruder Timothy stand wieder auf. Mit seinen ungewöhnlichen grünen Augen musterte der Abt mich prüfend. Ich erschauderte unter seinem Blick. Aber ich hielt ihm stand.
    Der Abt schloss die Augen. Seine Lippen bewegten sich in lautlosem Gebet.
    »Ehrwürdiger Abt, was ist Euer Wille?«, fragte Bruder Timothy flehend.
    Der Abt öffnete die Augen und sagte: »Wir werden sie beide in den Dunkelraum führen.«
    Bruder Timothy senkte niedergeschlagen, aber ergeben den Kopf.
    Als der Abt wenige Minuten später eine Tür öffnete, traute ichmeinen Augen kaum. Auf einem samtenen Tuch lagen Gegenstände von überwältigender Pracht und Herrlichkeit ausgebreitet. Ein langes goldenes Schwert, ein Speer, ein mit Edelsteinen besetztes Kruzifix und ein Trinkbecher.
    »Das sind die Reliquien, die der Vater des ersten Königs aus dem Geschlecht der Kapetinger aus Frankreich übersandte?« Bruder Edmund war fasziniert.
    »Ja«, antwortete der Abt. »Es sind Erbstücke von Karl dem Großen, dessen direkter Nachfahre Hugo war. Er übersandte sie Athelstan, um die Hand seiner schönen Schwester zu gewinnen, aber vor allem, um ein Bündnis mit dem Mann zu schmieden, der von allen mit Karl dem Großen verglichen wurde.«
    Bruder Edmund näherte sich dem Schwert. »Ist das das   …«
    »Ja, das ist das Schwert Kaiser Konstantins, des ersten christlichen Kaisers von Rom.«
    Noch während Bruder Edmund sich ehrfürchtig bekreuzigte, traten vier Mönche in das Verlies und stellten sich leise betend an der Wand auf.
    Der Abt begrüßte sie und erklärte zu uns gewandt: »Heute Abend findet die erste Aufteilung statt. Diese frommen Mönche hier werden die Reliquien aus Malmesbury fortbringen und in unterschiedlichen Verstecken verbergen.«
    Der Abt öffnete eine kleine Truhe und entnahm ihr ein Pergament, vergilbt und brüchig, auf dem nur wenige Zeilen geschrieben standen. »Es ist an der Zeit, dass Ihr das hört«, sagte er.
    Endlich würde Bruder Edmund und mir das Geheimnis gelüftet werden. Mein Herz klopfte so stürmisch, dass ich gewiss war, alle würden es hören können. Aber die Aufmerksamkeit galt nur dem Abt.
    Er las vor:
» ›Die Krone Christi trug Athelstan. Bist du königlichen Geblüts und reinen Herzens, so trage die Krone und herrsche über das Land. Dem Würdigen winkt der Sieg. Den Gleißner erwartet der Tod.‹ «
    »Das wurde von Athelstan verkündet?«, fragte Bruder Edmund.
    Der Abt nickte.
    »Aber was macht einen Mann rein oder würdig genug?«, fragte ich.
    Der Abt schüttelte den Kopf. »Das weiß niemand.«
    »Und wenn er für würdig befunden wird und die Krone trägt, dann ist er unbesiegbar?«
    »So glaubt man«, sagte der Abt.
    »Ist es wirklich die Dornenkrone Christi?«, wollte Bruder Edmund wissen.
    Der Abt schlug das Kreuz, und die anderen taten es ihm nach. »Die Krone, die dem König geschenkt wurde, zierte ein Dutzend in Kristall gebettete Dornen. Es heißt, sie wurden der Krone entnommen, die Christus auf dem Berg Golgatha trug. Athelstan ließ die Krone vom Bischof von Canterbury segnen, bevor er mit ihr in die Schlacht bei Brunanburh ritt. Vor seinem Tod vermachte er sie zusammen mit den Reliquien, die ihm am teuersten waren, der Abtei. Der Abt erhielt besondere Anweisungen, die von Abt zu Abt weitergegeben werden.« Er zögerte. »Aber schon der nächste König von England kam nach Malmesbury und bat uns, die Krone für alle unauffindbar zu verstecken. Er fürchtete, sie würde Streit und Chaos im Land heraufbeschwören, jeder Mann, der auch nur einen Tropfen königliches Blut in den Adern hatte, würde Anspruch auf sie erheben, um den Thron an sich zu reißen. Seine Bitte wurde gewährt. Gelegentlich wurden die anderen Reliquien denen gezeigt, denen man vertrauen konnte. Aber

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