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Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Titel: Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Bilyeau
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allzu bald waren das nur noch wenige. Immer wieder gab es Versuche, die Reliquien zu stehlen.«
    Der Abt blickte uns stolz an. »Daraufhin haben wir gehandelt. Im 12.   Jahrhundert vermachte der Abt von Malmesbury der Kathedrale von Exeter einige kleinere Reliquien und wichtige Schriftstücke. Gleichzeitig wurde verbreitet, wir hätten uns aller Kostbarkeiten, die wir besaßen, entäußert. Alles, was Ihr hier seht, war fortan geheim. Niemand, der nicht dem Kloster angehörte, erfuhr je wieder etwas über Athelstans Reliquien.«
    »Wann wurde die Krone vom Rest getrennt und nach Frankreich gesandt?«, fragte ich.
    »Eine gute Weile vor dem Vermächtnis an Exeter. Sie muss nach der Schlacht bei Hastings abgesondert worden sein, darin sind wir hier uns alle einig. Man konnte nicht riskieren, dass die Herrscher fremder Völker sich ihrer bemächtigten.«
    »Und wer hat sie fortgebracht?«
    »Eine Nachfahrin eines Bruders von Athelstan.« Der Abt sah mich an. »Wir kennen ihren Namen nicht. Wie Ihr wisst, hatte Athelstan keine direkten Nachkommen. Die Frau nahm die Krone an sich und verließ England; sie sagte, sie würde sie dem Land Karls des Großen zurückgeben. Die Abtei hat nie wieder von ihr gehört.«
    »Wisst Ihr«, fragte ich, »dass sie im Süden Frankreichs entdeckt wurde, in der Erde vergraben, und dass Richard Löwenherz sie sich aneignete? Und dass sie ihm vermutlich den Tod brachte? Er wollte die Krone tragen. Er wollte die Krone für sich, genau wie Eduard, der Schwarze Prinz, und Arthur Tudor. Alle drei mussten sterben, weil sie die Krone an sich bringen und ihre Kräfte beherrschen wollten.«
    Der Abt nickte ernst. »Wir hörten Berichte von einem Bruder, der in Rom gewesen war, und zogen die entsprechenden Schlüsse. Ich fürchte, die Gerüchte um die Krone und ihre Kräfte spukten auch in den Köpfen einiger Leute in der Heiligen Stadt herum. Wir vermuten, dass andere Mitglieder der königlichen Familie von ihrer Existenz Kenntnis erhielten, als der Schwarze Prinz sie zurückholte und sein Vater, der König, Kloster Dartford erbauen ließ. Niemand weiß, wem etwas über sie bekannt war, aber Prinz Arthur, der ältere Bruder unseres Königs, muss von ihr gehört haben und reiste nach Dartford, um selbst sein Glück zu versuchen.«
    Und Arthur nahm seine junge Gemahlin Katharina von Aragón mit,
dachte ich. Sie hatte erfahren müssen, welch tödliche Kräfte die Krone besaß, und fürchtete, sie könnte zum Schaden ihrer Tochter Maria gebraucht werden. Deshalb hatte sie mich gebeten, ins Kloster Dartford einzutreten, ich sollte die Prinzessin vor den dunklen Kräften der Krone schützen.
    Bruder Edmund fragte: »Warum habt Ihr nicht Euren Anspruch auf sie geltend gemacht, wenn Ihr wusstet, dass sie in Dartford verwahrt wurde?«
    Der Abt schüttelte den Kopf. »Gottes Wille hat sie dorthin gebracht und sie vor menschlichen Übergriffen behütet. Wir durften uns nicht einmischen.«
    »Und Ihr habt keine Ahnung, wo im Kloster sie verborgen sein könnte?« In meiner Verzweiflung schrie ich beinahe.
    »Es tut mir leid«, sagte er. »Ich habe Euch alles gesagt, was ich weiß.«
    Nach einer kleinen Pause fragte Bruder Edmund: »Was meintet Ihr, als Ihr sagtet, dies sei die
erste
Aufteilung?«
    »Wir dürfen nicht zulassen, dass der Leichnam unseres Königs Ketzern in die Hände fällt. Nach Ostern müssen wir tun, wozu wir aufgerufen sind.«
    Ich fror plötzlich. Man würde den toten König aus seiner Ruhe reißen, um ihn umzubetten und an einem geheimen Ort zu begraben.
    Bruder Edmund war noch nicht zufrieden. »Und warum sagtet Ihr, dass Bischof Gardiner die Krone auf keinen Fall erlangen dürfe?«
    »Weil es möglich ist, dass der Bischof versuchen wird, sie auf sein eigenes Haupt zu setzen und das Land zu regieren.«
    »Aber er ist doch nicht königlicher Abstammung«, protestierte ich.
    Hinter uns ließ sich Bruder Timothy vernehmen. »Die königliche Abstammung muss sich nicht aus einer ehelichen Verbindung herleiten. König Athelstan beispielsweise war der Sohn einer Konkubine.«
    »Was wollt Ihr damit sagen?« Bruder Edmund runzelte die Stirn.
    »Ihr kennt Bischof Gardiners Herkunft nicht?«, fragte der Abt. »Es ist wahr, er spricht nicht darüber, aber ich dachte, in gewissen Kreisen wäre sie bekannt.«
    Ich ahnte Schreckliches. »Seine Herkunft?«
    »Er stammt aus einer Kaufmannsfamilie, soviel ich weiß«, sagte Bruder Edmund. »War Gardiners Vater nicht ein wohlhabender Tuchhändler, der es

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