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Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Titel: Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Bilyeau
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Engländerin.«
    »Aber hier könnt Ihr niemals Nonne werden«, wandte sie behutsam ein. »Es ist nicht möglich, am Vorabend unserer Vernichtung die Feier der ewigen Profess zu vollziehen. Ich habe unseren Prälaten um Genehmigung für Euch und Schwester Winifred ersucht. Sie wurde mir verwehrt.«
    Von all den Schicksalsschlägen und Verlusten, die ich erfahren hatte, war dies der grausamste. Sollte ich bis an mein Lebensende in diesem traurigen Zwischenzustand verharren, nicht Frau im weltlichen Sinn, aber auch nicht Nonne?
    »Ich möchte allein sein«, sagte ich.
    In dieser Nacht weinte ich ohne Unterlass, bis ich schließlich in einen traumlosen, schweren Schlaf fiel. Alles war umsonst gewesen, alles Suchen und alles Kämpfen. Es war vorbei.
     
    Die folgende Woche war sehr schwer für mich. Es war, als wäre ich zurück im Tower, in jenem letzten Stadium von Teilnahmslosigkeit und stumpfer Hoffnungslosigkeit. Um mich aufzumuntern, brachte Schwester Agatha mir ein Schreiben von Lady Maria. Die Novizinnenmeisterinwar in heller Aufregung darüber. Ich las es, während sie bei mir stand, und berichtete ihr dann von den freundlichen Worten der Prinzessin. Sie freuten sie mehr als mich. Ich würde Lady Maria immer verehren und ihr immer dankbar sein, aber sie war Teil eines Lebens, das soeben zu Ende ging; eines Lebens der Gnade und des Opfers und der Ordnung, das jetzt von Hässlichkeit und Chaos verdrängt wurde. Das Unglück war zu groß.
    Schwester Winifred gab sich die größte Mühe, mich aufzuheitern. Sie bat mich sogar, mit ihr zusammen ein neues Leben zu beginnen, wenn Dartford geschlossen würde.
    »Mein Bruder will versuchen, das Hospital im Dorf offen zu halten, und sich als Apothecarius in den Dienst der Menschen dort stellen«, sagte sie. »Einige Leute im Dorf haben ihn gebeten zu bleiben und diesen Versuch zu wagen. Ich werde ihm im Hospital helfen und ihm den Haushalt führen. Wir suchen uns ein Haus im Dorf. Ich habe ihn noch nicht gefragt, aber ich bin gewiss, er würde Euch mit Freuden aufnehmen.«
    »Nein, ich gehöre zu meinem Vater«, entgegnete ich. »Ich weiß, dass ich ihn finden kann. Sobald ich kräftig genug bin, kaufe ich mir ein Pferd und begebe mich selbst auf die Suche nach ihm.«
    »Ja, natürlich, Schwester.« Sie bemühte sich, ihre Enttäuschung zu verbergen. »Das verstehe ich.«
    Bald danach erfuhr ich die Neuigkeiten über Schwester Beatrice. Sie hatten sie mir nicht gleich mitteilen wollen; aus irgendeinem Grund glaubten sie, sie würden mich zu sehr aus der Fassung bringen. Doch schließlich hörte ich, dass Schwester Beatrice in gewisser Weise nach Dartford zurückgekehrt war. Die Schreckenstaten Schwester Christinas hatten sie so heftig erschüttert, dass sie der Priorin schrieb und bat, sie aufsuchen zu dürfen. In einem langen Gespräch wurde vereinbart, dass sie als Laienschwester zurückkehren und bleiben dürfe, solange Dartford noch existierte. Laienschwestern gab es auch in anderen Klöstern   – Frauen, die vor allem körperliche Arbeiten verrichteten und so den Nonnen und Novizinnen mehr Zeit zum religiösen Studium verschafften. Sie trugen andere Habite und nächtigten mit den Bediensteten, mussten aber den Gelübden der Keuschheit, des Gehorsams und der Demut gehorchen.
    Schwester Agatha erkundigte sich recht nervös, ob ich sie kennenlernen wolle.
    »Warum nicht?«, meinte ich gleichgültig.
    Am nächsten Morgen kam Schwester Beatrice ins Hospital. Ich hatte schlecht geschlafen, und mir graute vor der langen Beichte einer reuigen Sünderin.
    Sie war größer, als ich erwartet hatte, hatte hellbraune Augen und dickes blondes Haar, das streng unter einer Haube zurückgenommen war. Sie setzte sich auf einen Hocker und sah mich so lange schweigend an, dass mir unbehaglich wurde.
    »Ich habe gehört«, sagte sie schließlich, »dass Ihr tatsächlich
gern
in der Weberei tätig seid.«
    Ich lachte. »Ihr nicht?«
    »Ich finde es nur langweilig und bringe nichts zustande. Aber ich habe hier eigentlich überhaupt nichts zustande gebracht. Nur die Musik hat mich begeistert. Bei den Sitzungen im Kapitelsaal war die Liste meiner Verfehlungen immer doppelt so lang wie die aller anderen. Ich war zweifellos die schlechteste Novizin in der Geschichte von Kloster Dartford.«
    »Warum seid Ihr dann zurückgekommen?«, fragte ich.
    »Die Priorin Elizabeth und die Nonnen haben mich besser behandelt als sonst jemand in meinem Leben«, antwortete sie. »Bis auf Geoffrey Scovill.«

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