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Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Titel: Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Bilyeau
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von Thomas von Aquin
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    »Danke.« Ich strich ehrfürchtig über die Einbände.
    »Was fehlt Euch sonst noch?«, fragte sie.
    »Jetzt, da ich diese hier habe, nichts, Lady Kingston.«
    Sie musterte mich einen Moment. »Wie ungewöhnlich für eine Dame, keine Forderungen an mich zu stellen«, sagte sie dann mit sonderbarer Heftigkeit.
    Sie ging ohne ein weiteres Wort, und wären nicht die Bücher in meinen Händen gewesen, so hätte ich diese Begegnung für einen Traum gehalten, so seltsam war sie gewesen. Keine Stunde später kam der nächste Besuch, der Hauptmann der Wache, kurz angebunden wie immer. Er holte mich ab. Furcht mischte sich mit Bitterkeit, als ich ihm folgte. Mir am Vorabend meiner Vernichtung Bücher zu bringen, erschien mir grausam, selbst für die Gepflogenheiten im Tower.
    Der Hauptmann führte mich auf mir noch unbekanntem Weg auf den Wehrgang hinaus. Ich musste blinzeln, als ich ins Sonnenlicht trat; so viel Helligkeit war ich nicht mehr gewöhnt. Wir gingen etwa dreißig Fuß, dann blieb er stehen. Ich erwartete, dass er die Tür öffnen würde, aber stattdessen kehrte er um und führte mich zu unserem Ausgangspunkt zurück. Dort hielt er wieder an.
    »Was soll das?«, fragte ich.
    »Ihr sollt Euch Bewegung verschaffen, Miss Stafford«, antwortete er. »Sir William und Lady Kingston haben es so angeordnet.«
    »Warum?«
    Ohne eine Antwort zu geben, wies er mit einer scharfen Kopfbewegung voraus, und mir blieb nichts anderes übrig, als ihn zu begleiten, immer wieder den Wehrgang hin und zurück. Wenn ich am hinteren Ende den Hals reckte, konnte ich die Maulbeerbäume auf dem Anger sehen, dichter belaubt als zuvor.
    »Könnt Ihr mir etwas über meinen Vater sagen?«, fragte ich.
    »Nein, und wenn Ihr weiterhin Fragen stellt, bringe ich Euch in Eure Zelle zurück«, erwiderte er schroff.
    Es war der ungeselligste Spaziergang, den ich je unternommen hatte. Dennoch drängte es mich nicht, in meine Zelle zurückzukehren.Ich behielt alle Fragen für mich, bis der Hauptmann mich zurückbrachte. »Wie lange bin ich schon hier im Tower?«
    Ich erwartete, dass er mir eine Antwort verweigern oder einfach ins Blaue hinein schätzen würde. Doch er sagte: »Dreiundzwanzig Tage.« Ich fand es seltsam, dass er die Zahl sofort zur Hand hatte.
    In der folgenden Woche verbesserte sich mein Gefangenenleben auffallend. Auf Zinntellern trugen Susanna oder die Wachen Hammelragout auf, gesottenes Rindfleisch, farcierten Kapaun oder gebratene Lerchen, und immer Bier dazu. Wie durch Zauber waren plötzlich ein Tisch und ein Stuhl da. Meine Zelle wurde häufiger gereinigt. Frische Binsen wurden auf dem Steinboden ausgelegt. Ich bekam sogar frische Leintücher.
    »Wer bezahlt das alles?«, fragte ich Ambrose.
    Er zog die Schultern hoch und breitete die Arme aus. »Jemand, der die Mittel hat«, brummte er.
    Tagsüber las ich, frischte mein Latein auf, vertiefte mich in die Weisheit des Thomas von Aquin. Ich studierte seine Interpretation der vier Kardinaltugenden: Klugheit, Mäßigung, Gerechtigkeit und Tapferkeit. Tiefen Sinn fand ich in den Lehren über persönliche Entschlossenheit. In dieser Zeit, da mir die Heilige Messe und der Empfang der Heiligen Kommunion verwehrt waren, trösteten mich seine Lehren über die Maßen.
    Einmal in der Woche holte mich der Hauptmann zum stummen Wandern auf dem Wehrgang ab. Ich war dankbar für jede Möglichkeit, meiner Zelle zu entkommen, in der es oft heiß und stickig war. Jeder konnte merken, dass der Hauptmann seine Pflicht höchst ungern tat. Ich hätte allzu gern gewusst, warum die Kingstons mir unbedingt Bewegung verschaffen wollten, wer für die neuen Annehmlichkeiten bezahlte, die mir zuteil wurden, und warum ich niemals verhört wurde. Aber sein steif abweisender Rücken, wenn er vor mir herschritt, sagte klar, dass ich von ihm keine Antworten bekommen würde.
    Ich konnte es kaum fassen, als er eines Tages das Schweigen brach und mir eine Frage stellte.
    »Was habt Ihr eigentlich den ganzen Tag
gemacht,
so eingesperrt in einem Kloster?«, wollte er wissen.
    Ich suchte die ekstatische Vereinigung mit einem gnädigen, weisen und liebenden Gott.
Laut sagte ich: »Geistliche Übungen.«
    »Aber wieso ist nicht die Messe genug   – das Gebet in der Kirche?«, fragte er. »Was sollen all diese Nonnen und Mönche, die vom Leben weggesperrt sind, bewirken?«
    »Wir versammeln uns in Gemeinschaft, um durch Gebet und Gehorsam Gnade zu erlangen«, erklärte ich geduldig. »In

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