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Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Titel: Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Bilyeau
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sie’s nicht tut«, sagte Ethel. Doch ihre Unterlippe zitterte verräterisch, insgeheim hatte wohl auch sie darauf gehofft.
    »Euer Vater ist bestimmt ein guter Mann, aber ich werde niemals heiraten und niemals Mutter werden«, erklärte ich ihr.
    Ethel kniff die Augen zusammen. »Wer weiß, wie lang es das Kloster überhaupt noch gibt«, sagte sie.
    Selbst die Kinder unserer Bediensteten zweifelten an der Zukunft unseres Klosters. Das erschütterte mich. Im Gebet oder beim Gesang oder wenn ich meinen täglichen Pflichten nachging, vergaß ich manchmal die Bedrohung, der die Ordenshäuser ausgesetzt waren. Dabei hätte gerade ich wissen müssen, wie leibhaftig sie war. Doch ich konnte mir nicht vorstellen, dass diese Lebensweise, die über Jahrhunderte von frommen Novizinnen und Nonnen getreulich gepflegt worden war, ein Ende finden sollte. Als ich jetzt mit den Kindern beisammensaß, überfiel mich eine schreckliche Angst. Der Boden schien unter mir zu schwanken   – ich, wir alle waren in höchster Gefahr. Cromwells seelenlose Truppen rückten jeden Tag weiter vor.
    »Esst auf«, sagte ich zu den Kindern, »ich muss den Korb zurückbringen.« Als sie fertig waren, drückte ich jedes von ihnen fest an mich, um ihre Enttäuschung über meine Absage zu lindern. Ethel blieb kratzbürstig und stocksteif in meinen Armen.
    Drinnen war alles ruhig. Jeder war beschäftigt. Ein großer Teil der Arbeit im Kloster, sei es im Garten, in der Backstube, der Brauerei oder der Studierstube, wurde in der Zeit zwischen Mittag und fünf Uhr getan. Das tägliche Saubermachen nahm mehr Raum ein alszuvor. Die Priorin Elizabeth hatte auf Reinlichkeit und Ordnung gehalten, aber ihre Nachfolgerin verlangte noch größere Anstrengungen. Ich bezweifelte, dass es in England ein Kloster gab, in dem mehr geputzt wurde. Selbst die Schwestern, die unterrichteten, waren nicht von der Hausarbeit befreit. Junge Mädchen aus guten Familien kamen nachmittags zum Unterricht in den vorderen Räumen der oberen Stockwerke. Derzeit hatten wir nur acht Schülerinnen, früher waren es dreimal so viele gewesen, dennoch war die Lehrtätigkeit immer noch ein Hauptanliegen der Nonnen.
    Mich führte die Pflicht nachmittags in die Weberei. Sie lag auf der Südseite, gleich neben dem Eingang zur Bibliothek. Beim Vorübergehen bemerkte ich, dass deren Türe nur angelehnt war. Der Saal stand wegen der empfindlichen alten Handschriften in seinen Schränken und Regalen unter gewissenhafter Aufsicht. Hier lag die in Ehren gehaltene private Sammlung des Klosters, deren Bände im anschließenden Leseraum zum Studium benutzt werden durften. Mir war die Bibliothek vom ersten Tag an eine Quelle großer Freude gewesen. Es gab in England nur wenige Frauen, die lesen konnten, abgesehen von den Damen bei Hof. Und selbst die eigneten sich diese Fähigkeit im Allgemeinen nur an, um die Männer der Familie zu beeindrucken und ihnen Ehre zu machen. In den Klöstern wurden das Lesen und das Studium der Bücher zur Ehre Gottes gepflegt, gewiss, aber es eröffnete uns auch ein tieferes Verständnis der spirituellen Welt und eine Erweiterung unserer geistigen Fähigkeiten, die hier nicht vernachlässigt, sondern geachtet wurden.
    Ich empfand es als ein großes Privileg, die Bücher der Klosterbibliothek nutzen zu dürfen, aber der Saal war selten unverschlossen und unbeaufsichtigt. Nie hatte ich es erlebt, dass die Tür zur Bibliothek offen stand.
    Ich wagte einen Blick hinein. Es war niemand da, obwohl auf einem Tisch in der Mitte des Saals Kerzen brannten, wegen der Brandgefahr weit von den Schriften entfernt. Offenbar hatte jemand die Kerzen angezündet und war dann hinausgegangen. Ohne lange zu überlegen, huschte ich hinein.
    Ich hatte seit dem Abend meiner Ankunft absolut nichts über die Krone in Erfahrung gebracht, nicht den Hauch einer Spur entdeckt,die Bischof Gardiner hätte interessieren können. Wann immer ich unbeobachtet war   – was selten vorkam   –, fahndete ich im Kloster nach Hinweisen. Ich verschaffte mir Gelegenheit, die Kostbarkeiten zu durchsuchen, die in einer großen, reich geschmückten Truhe hinter dem Altar aufbewahrt wurden, aber es war nichts darunter, was auch nur entfernte Ähnlichkeit mit einer Krone gehabt hätte. In jedem Zimmer und jeder Kammer außer in den Gemächern der Priorin hatte ich nach einem Fingerzeig gesucht: nichts. In weniger als einer Woche war Allerseelen, der Tag, an dem der Bischof die erste Nachricht erwartete, und ich hatte

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