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Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne

Titel: Die letzte Nonne - Bilyeau, N: Die letzte Nonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Bilyeau
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schon seit Jahren nicht mehr den Anforderungen, und mit unserer Krankenstation hier ist es nicht anders. Wenn Ihr nur halb so tüchtig seid, wie Bischof Gardiner behauptet, wird das unsere Ausgaben für Eure Unterbringung und Verpflegung leicht aufwiegen.«
    Bruder Richard schüttelte den Kopf. Das war nicht gerade die herzlichste Art, Neuankömmlinge in einem Haus der Kirche zu empfangen. Aber Bruder Edmund selbst schien ungerührt.
    »Ja, Ehrwürdige Priorin«, sagte er nur.
    »Ich habe im Wagen eine Reisetruhe«, bemerkte Bruder Richard, »die in unser Quartier, und ein Pferd, das in den Stall gebracht werdenmuss. Wir sind mit dem Wagen gekommen; auch diese Pferde müssen vor der Rückfahrt versorgt werden, und der Kutscher sollte ein Abendessen bekommen.«
    Die Priorin erwiderte mit einem Schulterzucken: »Das ist Sache des Pförtners.«
    »Euer Pförtner hat sich bei unserer Ankunft mehr als untauglich gezeigt.«
    Sie verdrehte die Augen. »Ja, die Priorin Elizabeth war seit Jahren sehr nachsichtig mit ihm, und nun ist er beinahe zu nichts zu gebrauchen. Eine meiner ersten Handlungen nach der Beerdigung wird sein, ihn in den Ruhestand zu schicken und einen jüngeren Mann zu holen.«
    Mich fröstelte bei diesem gnadenlosen Urteil, in Bruder Richards Blick jedoch blitzte etwas wie widerwilliger Respekt auf.
    »Und nun zu Euch, Joanna Stafford.«
    Ich wartete voll ängstlicher Erregung.
    »Bischof Gardiner hat mich angewiesen, Euch wieder ins Kloster aufzunehmen. Er schrieb, dass die Untersuchung gegen Euch eingestellt wurde und dass Euch nichts vorzuwerfen ist.« Sie hielt einen Moment inne. »In meinen Augen jedoch ist Euch vieles vorzuwerfen. Ihr habt die Gelübde des Ordens gebrochen und gegen die heilige Regel der Klausur verstoßen. Ihr habt uns zu einer Zeit, die für alle englischen Ordensschwestern äußerst bedenklich ist, Kritik und Argwohn ausgesetzt. Bischof Gardiner möchte, dass Ihr nicht über Eure Haft im Tower befragt werdet und diese Episode der Vergangenheit anheimgegeben wird. Aber ich sage Euch, ich werde Euch nie wieder vertrauen. Und ich frage mich, ob Euch überhaupt gestattet werden sollte, die ewige Profess abzulegen und eine Braut Christi zu werden.«
    Ich blickte zu Boden, elend wie ein geprügelter Hund.
    »Schwester Agatha, sorgt dafür, dass sie den Habit anlegt, bevor sie das Dormitorium der Novizinnen betritt.«
    Mit brennenden Wangen folgte ich Schwester Agatha in den Gang hinaus. Am liebsten wäre ich davongelaufen. Ich konnte den Nonnen und Novizinnen nicht gegenübertreten. So tief verabscheut konnte ich unmöglich hierbleiben. Besser auf der Straße betteln gehen.
    In der Kleiderkammer suchte mir Schwester Agatha einen Novizinnenhabit. Ich fühlte wieder das grobe Tuch an meinen Armen und Beinen. So lange hatte ich dieses Gewand entbehren müssen. Jetzt endlich trug ich wieder den weißen Habit und den braunen Gürtel der Novizinnen des Dominikanerordens.
    Aber ich fühlte mich so unwürdig. Ich schlug die Hände vor das Gesicht.
    Schwester Agatha tätschelte mir zaghaft den Arm.
    »Der Tod der Priorin muss Euch schwer getroffen haben. Ihr habt ihr nahegestanden, nicht wahr?«
    Ich nickte, dankbar für ihr Verständnis.
    »Ich bin froh, dass Ihr gesund und wohlbehalten zu uns zurückgekehrt seid«, sagte sie.
    Ich schluckte. »Aber die Priorin Joan ist gar nicht froh, fürchte ich.«
    »Unsere Priorin ist eine resolute Frau, aber sie muss ihr Amt auch in schwierigen Zeiten antreten«, sagte Schwester Agatha. »Von allen Seiten wird sie von Herausforderungen bedrängt. Und sie kann nicht einmal auf das Schreiben der Priorin Elizabeth zurückgreifen, um sich Rat und Unterweisung zu holen.«
    »Das Schreiben?«, fragte ich atemlos.
    »Ja, im Kloster Dartford ist es geheiligte Tradition, dass die Priorin ihrer Nachfolgerin eine Einweisung hinterlässt, die einzig für die Augen der neuen Amtsinhaberin bestimmt ist. Die Priorin Elizabeth hat dieses Schreiben abgefasst. Ich habe sie selbst dabei gesehen. Aber heute Morgen, nachdem wir entdeckt hatten, dass der Herr sie zu sich gerufen hat, war dieses Schreiben nirgends zu finden. Die Priorin Joan ließ das Zimmer mehrmals durchsuchen. Aber das Schreiben ist weg.«

Kapitel 18
    Ich war seit zwölf Tagen wieder in Dartford, als die Westerly-Kinder mich baten, ihren Vater zu heiraten.
    Am Donnerstag nach dem Essen packte ich die Reste unseres Mahls in einen Korb und machte mich auf den Weg zu den Westerlys. Ich hatte mich vor einer

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