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Die letzte Offenbarung

Die letzte Offenbarung

Titel: Die letzte Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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spürte, waren die Schmerzen und die Schwäche, die von seinem Körper Besitz ergriffen hatte. Mühsam kletterte er aus dem marmornen Grabmal hervor. Kein lebender Mensch befand sich mehr hier unten — nur die Toten.
    Traurig glitt sein Blick über die Verwüstungen. Wie viele der Gräber hatten sie öffnen können, bevor sie bei ihrem Frevel gestört wurden? Vier, fünf. Dort: Ein prachtvolles barockes Grabbild — es lag in Trümmern. So viel zu der Ehrfurcht und Liebe, mit der Bracciolinis Schergen den Häuptern ihres Glaubens begegneten. Rücksichtslos hatten sie die Leiber der Toten aus den Gräbern gerissen, auf der Suche nach dem einen Lebenden und dem Geheimnis, das er bei sich trug. Fetzen purpurner Gewänder, goldenes Grabgerät, abgewetzte Bischofsmützen, funkelnde Bischofsstäbe lagen am Boden verstreut. Nichts davon hatte sie interessiert.
    Langsam schritt Amadeo durch die Verheerungen auf den Schrein des Petrus zu, auf die confessio , die ihn hinauf in den Kirchenraum von San Pietro führen würde. Nachdenklich blieb er vor dem Reliquiar stehen, das der Überlieferung nach die Überreste des Mannes barg, der zu Jesus Christus gesprochen hatte: Du bist der Fels, auf dem ich meine Kirche bauen will! Wahrlich, wahrlich, dachte Amadeo, und ein bitteres Lächeln trat auf seine Lippen: Sie war stattlich geworden, diese Kirche.
    »Sie waren voreilig!«
    Amadeo erstarrte zu einer Salzsäule.
    Die Frau, die aus den Schatten eines Seitengangs trat, erkannte er nicht. Nur ihre Stimme. Chiara di Tomasis Gesicht war eine Maske aus Blut. Warum Rebeccas Schuss sie nicht auf der Stelle getötet hatte, war unbegreiflich. Der pure Hass musste es sein, der sie aufrecht hielt. Sie hielt ihre Pistole mit beiden Händen umklammert.
    »Es gibt doch eine höhere Gerechtigkeit«, flüsterte sie, als sie die Waffe hob und auf sein Herz richtete.
    Diesmal schloss er die Augen nicht.
    Wie aus dem Nichts kam etwas aus der Dunkelheit. Ein Aufblitzen, eine Reflexion auf Metall. Ein massiver Gegenstand fuhr herab und schmetterte gegen Chiaras Schädel. Die Tochter des capo stieß einen erstickten Schrei aus — und ging zu Boden.
    Ohne Leben.
    Anerkennend betrachtete Helmbrecht den goldverzierten päpstlichen Krummstab, den er mit beiden Händen festhielt. »Nicht übel, mein lieber Junge. Ist ja nicht mehr ganz neuwertig, das gute Stück.«
    Amadeo war nicht zur geringsten Regung fähig, starrte den Professor nur an. Helmbrecht. Der alte Mann zwinkerte ihm zu wie ein Fleisch gewordener Deus ex Machina.
    »Schauen Sie mal hier.« Der Professor hielt ihm den Stab hin. »Zwanzigstes Jahrhundert, würde ich sagen. Er lag irgendwo bei Pius dem Zwölften. — Natürlich war mir mein Gehstock lieber gewesen, aber den musste Niketas ja unbedingt zerlegen.«
    Kopfschüttelnd stützte Helmbrecht sich auf den päpstlichen Stab. »Schon wieder geben Sie nicht acht. Man muss auch die Kleinigkeiten im Auge behalten. Ich dachte wirklich, das hätte ich Ihnen schon einmal gesagt.«

Epilog
Castel Gandolfo, 1. Oktober
    » ... hat sich nun eine bisher unbekannte islamistische Terrorgruppe mit dem Namen Schwert Allahs zu den Anschlägen im Vatikan bekannt. Damit erhöht sich die Zahl der eingegangenen Bekennerschreiben auf insgesamt siebzehn. Zur Authentizität dieser Schreiben wollte die polizia mit Hinweis auf die laufenden Ermittlungen und die vom Heiligen Stuhl verhängte Nachrichtensperre allerdings keine Angaben machen. Die Genesung des Heiligen Vaters schreitet währenddessen weiter voran. Bei seinem zweiten Angelusgebet nach dem Attentat vom siebten September grüßte der Pontifex die jubelnde Menschenmenge vor seinem Sommersitz Castel Gandolfo in siebzehn Sprachen. Zum Schluss eine Meldung vom Sport: Die Pechsträhne für Lazio Rom hat sich fortgesetzt...«
    Genervt drehte Amadeo das Radio ab. »Ein einziges Mal möchte ich etwas Erfreuliches hören.«
    Rebecca warf ihm einen Seitenblick zu.
    »Sie werden absteigen, wenn sie so weitermachen!«, beklagte er sich.
    Kopfschüttelnd ordnete sie sich auf die linke Spur ein. Amadeo schielte zum Armaturenbrett. Kurz nach eins, Helmbrecht würde schon warten.
    Man kam noch immer schlecht durch in der Stadt, denn nach den Ereignissen im Vatikan waren die Polizeikontrollen extrem verschärft worden. Der Umstand, dass aus jeder, aber auch wirklich jeder politischen Richtung Bekennerschreiben eingegangen waren und noch immer eingingen — von der extremen Rechten bis zur Linken, von Islamisten,

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