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Die letzte Offenbarung

Die letzte Offenbarung

Titel: Die letzte Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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Antwort .
    Und so war er unsicher, was er mit Jesus tun sollte, denn er schien ihm nichts des Todes Würdiges getan zu haben. Endlich aber gab er den Pharisäern nach und überstellte Jesus ihnen, dass sie ihn kreuzigten, wie es bei den Römern Sitte ist .
    Und sie peinigten ihn und führten ihn hinaus zum Berge Golgatha und schlugen ihn ans Kreuz. Dort, unter dem Kreuze, aber stand ich mit seiner Mutter und ihrer Schwester und mit Maria, der Schwester des Lazarus. Und als er uns erkannte, blickte er mich ein letztes Mal an in dieser Liebe, die er einzig mir und keinem der anderen geschenkt hatte. Und er sah zu seiner Mutter und sprach: »Siehe, das ist dein Sohn«, und zu mir: »Siehe, das ist deine Mutter!«
    Petrus aber und die anderen waren da längst geflohen, und erst Tage später sah ich sie wieder. Und so war ich als Einziger von den Zwölfen bei ihm, als er starb. Und sein Blick lag auf dem meinen, als seine Augen brachen .
    Am Anfang war sein Blick — und auch am Ende .
    Und sie begruben ihn in einem Grab, das ein Mann mit Namen Josef von Arimathia für sich selbst bereitet hatte, und drei Tage schlief er unter dem Stein, bis das Grab sich öffnete ...
    Ein knirschendes, scharrendes Geräusch.
    Amadeo fuhr zusammen. Der Sarkophag! Sie... Nein, niemand machte sich an dem marmornen Totenschrein zu schaffen, den er mit den Überresten eines namenlosen Papstes teilte. Sie waren...
    Wieder das Geräusch, dann halblaute Stimmen. Tatsächlich! Sie begannen die Sarkophage zu öffnen, einen nach dem anderen, doch noch waren sie nicht bei Amadeo angelangt.
    Sie würden ihn finden. Ein verwirrendes Gefühl überkam ihn. Es war... Ja, als ob auch er in diesem Moment etwas erkannte. Genau wie Jesus, genau wie Johannes. Es gab keine Hoffnung mehr — und keine Furcht. Der Sarkophag, der Leichnam an seiner Seite: Auf einmal war es kein Gefängnis mehr.
    Sie würden ihn finden. Ihn töten.
    Er war diesen Weg bis ans Ende gegangen.
    Am dritten Tage aber, nachdem wir ihn in das Grab gelegt hatten, waren wir, jene elf, die von den Zwölfen geblieben waren, in dem Raum versammelt, da Jesus das letzte Mahl mit uns genommen hatte. Und Petrus gab uns Botschaft, wie den Judas sein Verrat zuletzt gereut habe und wie er sich selbst den Tod gegeben habe. Ich aber forschte nicht in ihren Herzen, ob es sich wahrhaftig so zugetragen hatte oder ob sie insgeheim jenen ums Leben gebracht hatten, der in ihrer aller Namen die Schuld auf sich geladen hatte .
    Wahrlich, wahrlich: Nicht Jesus allein war zum Opfer geworden für Petrus und seine Begehrlichkeiten, sondern Judas nicht minder .
    Da aber kam an jenem Morgen Maria, des Lazarus' Schwester, in den Raum geeilt, wo wir beisammensaßen, und ihr Blick war wild, als sie uns berichtete, was sie gesehen hatte: dass der schwere Stein, den wir vor das Grab gewälzt hatten, fort sei und das Grab des Rabbi leer .
    So liefen wir los, Petrus und ich, zum Grabe hin. Und ich war schneller als er, der er älter war an Jahren, und zögerlich und voller Angst, was uns begegnen würde. Und ich blickte in das Grab und sah, dass es leer war bis auf die Leinenbinden, mit denen wir Jesu Leib umwickelt hatten. Da aber war Petrus heran und drängte sich an mir vorbei und trat ins Innere des Grabes. Und erst dann folgte ich ihm, denn ich entsann mich, was Jesus zu ihm gesprochen hatte: Dass er es sei, auf dem er seine Kirche gründen werde .
    Des Abends aber, als wir wiederum versammelt waren, trat Jesus mitten unter uns, und er zeigte uns seine Hände und seine Füße, die von den Nägeln durchbohrt worden waren, und wies auf die Wunde an seiner Seite, da die Spitze einer römischen Lanze ihn durchbohrt hatte, als er am Kreuze hing. Denn sie hatten sehen wollen, ob er denn schon tot sei .
    Und er war tot gewesen, nun aber auferstanden von den Toten, und er war ein anderer seit jener Stunde. Er war nicht länger der Mann, an dessen Schulter ich geruht hatte und dessen Leib dem meinen vertraut gewesen war .
    »Friede sei mit euch!«, sprach er, und wir sanken in die Knie. Da neigte er sich vor und blies uns an mit seinem Atem und sprach: »Nehmt den Heiligen Geist! Wem ihr die Sünden erlasst, dem sind sie erlassen; und wem ihr sie anrechnet, dem sind sie angerechnet.«
    Und so setzte er uns ein zu seinen Erben, die Worte seiner Lehre weiterzugeben unter den Menschen. Und Petrus war der Oberste unter uns .
    Das letzte Mal aber, dass wir Jesus sahen, geschah am See Genezareth, wo Petrus gefischt hatte nach alter

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