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Die letzte Offenbarung

Die letzte Offenbarung

Titel: Die letzte Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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zog die Tür vollständig auf, und Rebecca dirigierte ihren Gefangenen hindurch.
    Da hörte Amadeo ein Geräusch hinter sich. Für einen Augenblick hatte er den Männern des Kardinals den Rücken zuwenden müssen. Es blieb keine Zeit zum Nachdenken. Er fuhr herum, die Pistole ausgestreckt, und sah die Waffe in der Hand des Blonden. Eine Waffe, die auf ihn zielte. Im nächsten Augenblick knallte der Schuss.
    Amadeo erstarrte in der geöffneten Tür. Der Schmerz. Er wartete auf den Schmerz.
    Und der Schmerz kam.
    Seine Hand, sein Arm, seine Schulter. Amadeo stutzte. Der Blonde starrte ihn an, die Augen vor Staunen aufgerissen. Dann ließ Bracciolinis Mann ganz langsam die Waffe sinken, legte die andere Hand gegen die Schulter und nahm sie wieder fort. Die Handfläche war voller Blut. Ein tiefroter Fleck über seiner linken Brust wurde größer und größer. Die Pistole entfiel der Hand des Blonden. Er taumelte zurück, und sein Kollege fing ihn auf.
    Der Rückstoß, begriff Amadeo, als er auf seinen eigenen unverletzten Arm schaute. Ich bin unverletzt.
    Jetzt begann der Blonde zu schreien.
    »Das... das wollte ich nicht...«, murmelte Amadeo.
    »Komm!«, rief Rebecca. Hatte sie überhaupt bemerkt, was geschehen war?
    Amadeo schüttelte sich. Hätte er nicht geschossen, wäre er jetzt tot. Wie betäubt stolperte er Rebecca und ihrem Gefangenen hinterher und warf die Tür hinter sich zu.
LI
    Ein Ring von einem Dutzend oder mehr Männern in dunklen Anzügen stand rund um die Fahrzeuge, die gegenüber dem Kloster unter einer Reihe von Alleebäumen parkten: drei gepanzerte anthrazitfarbene BMW-Limousinen. Eine einsame Sirene kreischte irgendwo in der Ferne. Ein Zufall, oder war die Polizei aufgewacht? Auf jeden Fall war das Geräusch weit weg.
    Im Gegensatz zu den dunkel gekleideten Männern, die Amadeo und seinen Begleitern schweigend entgegensahen, die Mündungen ihrer schweren Maschinenpistolen auf den Boden gerichtet. Von der Klosteranlage her waren noch immer einzelne Salven zu hören, doch wie es aussah, war der Kampf beinahe zu Ende. Blutig rot hing die Abendsonne über den Bergen.
    Als Bracciolini die Männer entdeckte, begann er auf einmal Widerstand zu leisten. Rebecca verstärkte ihren Griff.
    »Ich beschwöre Sie«, keuchte der Kardinal. »Lassen Sie mich gehen!«
    »Soviel ich weiß, haben diese Männer in den letzten Tagen weder irgendjemanden aus dem Hinterhalt erschossen noch sonst wie zu Tode gefoltert«, knurrte Rebecca und stieß ihn auf die Fahrzeuge zu. »Im Gegensatz zu Ihren eigenen Leuten. Niccolosi? Sheldon? Schon mal gehört, die Namen?«
    Jetzt hatten sie den Parkplatz und die Männer in den dunklen Anzügen erreicht, und Rebecca blieb stehen, Bracciolini in festem Griff vor sich, die Pistole noch immer an seinem Hals. Amadeo trat an ihre Seite. Ein Mann löste sich aus den Reihen der Anzugträger. Soweit Amadeo sehen konnte, war er der älteste von ihnen. Sein Haar war schlohweiß und kurz geschnitten, die Züge kantig, aber nicht unfreundlich, und wie bei allen seinen Begleitern war seine Gesichtsfarbe eher dunkel. Sie könnten Italiener sein, dachte Amadeo.
    »Ich glaube nicht, dass dieser Mann im Augenblick eine Gefahr darstellt«, wandte der Fremde sich anstelle einer Begrüßung an Rebecca. »Ich denke, Sie können ihn loslassen.«
    Rebecca lockerte ihren Griff, doch sie nahm die Augen nicht von Bracciolini. Der Kardinal stand schwankend aufrecht und blickte um sich wie ein gehetztes Tier. Ihm musste klar sein, dass Flucht keine Alternative war angesichts der Maschinenpistolen.
    »Wer sind Sie?«, fragte Rebecca.
    »Nennen Sie mich Niketas«, sagte der ältere Mann.
    »Niketas«, wiederholte Rebecca langsam. »Und wer... was sind Sie? Sie und Ihre Männer?«
    »Das ist im Augenblick nicht von Bedeutung«, entgegnete Niketas mit ruhiger Stimme. »Im Augenblick ist nur wichtig, dass wir einige Dinge regeln, bevor...« Er schwieg für einige Atemzüge. Der grelle Ton der Sirenen war jetzt lauter zu hören, dazu das Geräusch von Martinshörnern. »Sie werden in einigen Minuten hier sein«, sagte Niketas. »Eminenz?« Er deutete eine Verbeugung an. »Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie Ihren Männern jetzt Anweisung geben würden, Professor Helmbrecht dorthin zurückzubringen, wo Sie ihn weggeholt haben.«
    »Warum sollte ich das tun?« Bracciolini starrte den anderen hasserfüllt an.
    »Weil Sie leben möchten«, erwiderte Niketas sachlich. »Sie haben schließlich eine Aufgabe zu

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