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Die letzte Offenbarung

Die letzte Offenbarung

Titel: Die letzte Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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erfüllen.«
    »Das habe ich allerdings! Ihnen muss klar sein, dass ich...«
    »Das ist mir klar«, unterbrach ihn der Mann im dunklen Anzug. »Sie werden Ihre Jagd fortsetzen, und es liegt mir fern, Unmögliches von Ihnen zu verlangen. Ihr Leben gegen das von Helmbrecht. So sollst du geben Leben um Leben, Auge um Auge, Zahn um Zahn, Hand um Hand, Fuß um Fuß, Brandmal um Brandmal, Beule um Beule, Wunde um Wunde . Geben Sie den Professor wieder in die Hände meiner Leute, dann dürfen auch Sie zu den Ihren zurückkehren.«
    Wortlos streckte der Kardinal eine Hand aus. Niketas zog ein Handy aus seiner Anzugjacke und reichte es ihm. Bracciolini blickte um sich, trat dann unter den wachsamen Blicken der Männer in den dunklen Anzügen zwei Schritte beiseite und wählte eine Nummer.
    »In die Hände Ihrer Leute?«, fragte Amadeo verwirrt.
    »Leider sehr spät, erst nach den Geschehnissen in der officina , habe ich begriffen, dass Ihr Leben und das Ihres Professors in großer Gefahr sind. Meine Männer haben Ihren Mentor daraufhin in Gewahrsam genommen, aber wie sich gezeigt hat«, der weißhaarige Mann warf einen Seitenblick auf den Kardinal, der mit tiefrotem Gesicht ins Handy sprach, »haben wir den Heiligen Stuhl unterschätzt. Heute Nacht ist es Bracciolinis Männern gelungen, Professor Helmbrechts Standort herauszufinden — vermutlich aufgrund des Mailverkehrs mit Ihnen. Sie haben keine Zeit verloren.«
    »Helmbrecht ist in«, Amadeos Stimme zitterte, »seiner Hand?« Er deutete auf den Kardinal.
    Niketas bejahte. »Nicht mehr lange, so Gott will. Sie müssen jetzt aufbrechen, Signor Fanelli. Die Schlüssel haben Sie?«
    Amadeo tastete nach seiner Hosentasche und nickte. Dann fiel ihm etwas ein. »Der Boëthius...«
    »Titus?« Niketas drehte sich um, woraufhin einer seiner Männer vortrat und ihm ein verschnürtes Paket reichte. Niketas gab es an Amadeo weiter.
    »Das sollte Ihnen helfen«, sagte er.
    Amadeo nahm das Paket entgegen: »Das ist...«
    »Steigen Sie jetzt in den Wagen«, sagte Niketas. »Eminenz? Sind Sie fertig?«
    Bracciolini blaffte noch einen Befehl und gab dann mit finsterer Miene das Handy zurück. »Die Nummer wird Ihnen überhaupt nichts nützen!«
    »Das hatte ich auch nicht erwartet«, erwiderte Niketas ruhig. »Sie werden jetzt unsere jungen Freunde begleiten. «
    »Sie haben versprochen, Sie lassen mich frei!«
    »Frau Steinmann wird Sie freilassen, sobald sie von mir Nachricht erhält, dass sich Professor Helmbrecht unversehrt bei meinen Männern befindet«, sagte Niketas.
    »Moment!« Amadeo hob die Hand. »Wer sagt uns, dass er bei Ihren Leute sicherer ist als bei denen da.« Er wies auf Bracciolini. »Sie ballern hier genauso rum!«
    Niketas' Mundwinkel zuckte. »Frau Steinmann hat es deutlich ausgesprochen: Wir haben Ihren Kollegen aus der officina und seinen Gefährten nicht auf dem Gewissen, und auch den Wissenschaftler in Oxford nicht.«
    Amadeo nickte zögernd. Es gab Unterschiede. Doch wie groß waren sie wirklich?
    Das Geräusch der Martinshörner schwoll an.
    »Jetzt steigen Sie endlich ein!«, befahl der weißhaarige Mann.
    Der junge Restaurator trat zu den Limousinen und probierte den Autoschlüssel aus. Beim zweiten Wagen passte er, und er glitt rasch hinters Steuer. Rebecca rutschte mit ihrem Gefangenen auf die Rückbank.
    »Warum?«, fragte Amadeo, bevor er die Tür schloss. »Ich begreife immer weniger.«
    » Und ihr werdet die Wahrheit erkennen« , erwiderte Niketas ernst. » Und die Wahrheit wird euch frei machen.« Er schlug die Tür zu.
    Amadeo ließ den Motor an und startete gleichzeitig die Navigation, während einige Kilometer hinter ihnen die ersten Blaulichter den Abendhimmel erhellten. Der BMW schoss in die entgegengesetzte Richtung am Ufer des Laacher Sees davon.
    Im Rückspiegel beobachtete Amadeo, wie Niketas und seine Männer mit der Dunkelheit verschmolzen.
LII
    In dem verschnürten Paket verbarg sich tatsächlich der Boëthius. Amadeo hatte das braune Packpapier nur kurz aufgerissen, um sicherzugehen, dass seine Vermutung zutraf. Man konnte über Görlitz sagen, was man wollte, aber bei der Restaurierung hatte er gute Arbeit geleistet. Görlitz mit seinen Cordhosen. Görlitz mit seinen öligen Haaren. Görlitz, der für den Vatikan arbeitete.
    Amadeo schüttelte sich. Ob Görlitz schon in Weimar auf der Gehaltsliste Bracciolinis und des scheinheiligen Vaters gestanden hatte? Papa Pio mit seinem Dauerlächeln? Er hätte den Kardinal fragen können, aber

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