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Die letzte Offenbarung

Die letzte Offenbarung

Titel: Die letzte Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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nicht weiter nachgingen: Könnten Sie mir garantieren, dass Ihre«, er zögerte »Freunde nicht an die Öffentlichkeit gehen damit? Wir müssen dem begegnen, möglichst bevor der Schaden angerichtet ist. Sie selbst und Ihr Mentor: Sie beide müssen den wissenschaftlichen Nachweis erbringen, dass es sich um Fälschungen handelt. Geschickt gemachte Fälschungen, aber eben doch Fälschungen.« Er beobachtete Amadeos Reaktion, und fast beiläufig fügte er an: »Wie sich das für eine wissenschaftliche Forschungsarbeit gehört, erhalten Sie und Ihre Mitarbeiter«, er nickte zu Rebecca hinüber, »selbstverständlich eine Gratifikation. Eine großzügige Gratifikation, der Bedeutung der Angelegenheit angemessen.«
    »Das ist also Ihre Lösung«, murmelte Amadeo. »Sie wollen uns kaufen.«
    »Ich möchte, dass Sie sich auf Ihre Verantwortung besinnen«, verbesserte Bracciolini. »Schauen Sie, wie alt dieses Manuskript nun auch immer ist und wer auch immer es geschrieben hat: Die römisch-katholische Kirche ist seit zweitausend Jahren gewachsen, sie besitzt eine Tradition und eine Bedeutung für das Leben der Menschen, die weit hinausgeht über bestimmte Dinge, die sich vor zweitausend Jahren nun in genau dieser Weise zugetragen haben oder nicht. Wir wissen sehr gut, dass es der Gehalt der Frohen Botschaft ist, der zählt. Kein Klein-Klein um bestimmte Passagen. Wir sind doch alle aufgeklärte Menschen.« Irgendwie war es seltsam, solche Worte aus dem Munde des bekanntesten vatikanischen Hardliners zu hören.
    »Das nennen Sie Klein-Klein?«, flüsterte Amadeo. »Das ist ein völlig neues... Ich meine, ein völlig neues uraltes Manuskript!«
    Bracciolini seufzte. »Es gibt Hunderte historischer Quellen, die nahezu ebenso alt sind wie die vier kanonischen Evangelien. Einige von ihnen werden vom Heiligen Stuhl anerkannt, andere nicht. Zu einem bestimmten Zeitpunkt hat man sich für gerade diese Zeugnisse entschieden und nicht für andere. Man hat sie wieder und wieder ausgelegt, und so ist die Kirche zu dem geworden, was sie heute ist. Wenn Sie heute nun irgendein Schriftstück präsentieren, wird das diese Kirche nicht verändern.«
    »Ach ja?«, fragte Rebecca.
    »Was Sie da haben, signorina , kann nicht verändern. Es kann nur zerstören. Es kann nur zweitausend Jahre der Zivilisation zerstören und die Welt in einen Abgrund stürzen, gegen den die finsterste Zeit des Mittelalters...«
    »War das nicht genau die Zeit, in der die Macht Ihrer Kirche am größten war?«, unterbrach sie ihn.
    »Weil die Welt diese Kirche brauchte.« Bracciolini nahm andächtig seinen Wein, als hielte er vor ihren Augen seine persönliche Eucharistiefeier. »Sie braucht die Kirche auch heute, in unserer Zeit, und zwar mehr denn je. Wenn wir nicht...« Er brach ab.
    Ein merkwürdiges Geräusch. Vom Kreuzgang? Draußen, vor dem Fenster? Ein Rattern wie von einem Rasenmäher.
    »Runter!«, schrie Rebecca, stieß Amadeo an, dass er zu Boden ging, und war im nächsten Moment bei Bracciolini.
    »Was zum...« Verwirrung stand auf dem Gesicht des Kardinals. Rebecca zog ihn von seinem Stuhl, riss ihn zu Boden. »Was erlauben Sie sich!«
    Scheiben klirrten, doch es waren nicht die Fenster des Kaminraums. Schreie, aufgeregte Stimmen, neues Rattern.
    Das waren Schüsse, begriff Amadeo, Maschinengewehrsalven. Dazwischen andere, einzelne Schüsse, Kleinkalibermunition wie an der Tankstelle in London.
    »Das nennen Sie gemeinsam nach einer Lösung suchen?«, keuchte Amadeo und wagte es nicht, den Kopf vom Boden zu heben.
    Noch immer waren die Fenster unversehrt. Nun hörten sie rasche Schritte, draußen auf dem Gang.
    »Wenn die auf uns schießen würden, hätten wir es gemerkt«, brummte Rebecca. »Sie wissen, dass wir hier sind, und sparen diesen Raum aus. — Sind Sie verletzt?« Die letzten Worte waren an den Kardinal gerichtet.
    Bracciolini schüttelte stumm den Kopf, den schmalen Mund zusammengekniffen. Rebecca stand auf und zog den alten Mann mit sich hoch, wobei sie sich gegen Bracciolinis Rücken drückte und seine Arme gegen ihren Leib presste. Der Würdenträger konnte sich kaum rühren. Sein zuccbetto war ihm vom Kopf gerutscht. Auf einmal hielt sie ihre Waffe in der Hand und setzte sie an den Hals des Kardinals.
    Amadeo wurde heiß und kalt. Was für eine Frau! Er war fünf Mal im Kino gewesen, um sich Tomb Raider anzusehen, mit Angelina Jolie als Lara Croft. Nichts als ein müder Abklatsch gegen Rebecca Steinmann, die mit blitzenden Augen ihre

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