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Die letzte Offenbarung

Die letzte Offenbarung

Titel: Die letzte Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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Pistole gegen Bracciolinis Kinn presste.
    »Amadeo!«
    Blinzelnd sah er Rebecca an.
    »Alles in Ordnung?«
    Er nickte stumm.
    »Wir gehen jetzt raus«, flüsterte Rebecca ins Ohr des Kirchenfürsten. »Und Sie machen keinen Mucks, sonst hat die Heilige Mutter Kirche einen Märtyrer mehr.«
    »Ich habe keine Angst«, sagte Bracciolini. Seine Stimme schwankte, doch das konnte die schiere Aufregung sein.
    »Amadeo, mach die Tür auf«, befahl Rebecca, »und halte dich hinter dem Türblatt!«
    Der Restaurator nickte mit offenem Mund, trat an die Tür und zog sie auf.
    »Vorwärts!«, knurrte Rebecca, und der Kardinal gehorchte sofort.
    Sie schob Bracciolini vor sich her auf den Gang wie einen menschlichen Schutzschild. Amadeo folgte den beiden mit zwei Schritten Abstand. Die Desert Eagle, die Rebecca ihm in England gegeben hatte, hatte er in seinem Zimmer bei den Nonnen gelassen. Jetzt bereute er es, aber in der Kombination von Pistolenhalfter und der Mumienverschnürung um seine Brust war er sich vorgekommen wie ein Michelin-Männchen. Wer hatte schon ahnen können...
    Auf dem Boden des Kreuzgangs lag ein regloser Mann. Er trug ein hellbeiges Hemd und eine dunkle Stoffhose: kein gedeckter Anzug. Seine blutverschmierte Hand umklammerte noch im Tode eine Kleinkaliberpistole.
    »Einer Ihrer Männer?«, fragte Rebecca.
    Bracciolini nickte mit verkniffenem Gesicht. Er atmete tief ein: »Meine Männer sind gläubige Katholiken. Ich möchte ihm die Krankensalbung...«
    »Der Mann ist nicht krank«, sagte Rebecca hart, »er ist tot. Zu spät für Ihre Sakramente. Wo stehen Ihre Wagen?«
    »Wir sind mit dem Helikopter gekommen«, murmelte der Kardinal. »Ich weiß nicht, wo die Sicherheitsbeamten parken.«
    Sie lauschten. Das Rattern der automatischen Waffen wurde zwischen den Armen des Kreuzgangs hin und her geworfen, und es klang, als käme es von überall. Das war vermutlich auch der Fall.
    Hinter den Arkaden des Nordflügels, ihnen quer gegenüber, riss jemand eine Tür auf. Ein Mann trat auf den Gang, die Waffe sichernd vorgestreckt, blickte nach links, nach rechts — und verschwand wieder. Er hatte sie nicht gesehen.
    »Der hatte einen dunklen Anzug an«, sagte Amadeo leise.
    Rebecca nickte. »Er kam aus der Kirche. — Wo geht es hier sonst noch raus?«, fragte sie den Kardinal.
    »Dort.« Bracciolini versuchte den Arm zu heben, was sie nicht zuließ. Also deutete er mit dem Kopf den Südarm des Kreuzgangs entlang. »Ich bitte Sie, diese Leute werden keine Rücksicht nehmen auf unser Leben!«
    In einem der angrenzenden Räume klirrten Scheiben, und sie hörten Stimmen. Jemand fluchte.
    »Amadeo, nimm die Waffe!«, befahl Rebecca und wies auf den Toten.
    Grausend bückte sich Amadeo und löste die Pistole aus den Fingern des Mannes. Sie waren noch warm. Rebecca stieß Bracciolini vor sich her den Gang entlang.
    Amadeo sah sich über die Schulter um. Noch war der Kreuzgang hinter ihnen leer. »Das sind nicht Ihre Männer? Wer sind diese Leute? Die in den dunklen Anzügen.«
    »Das fragen Sie mich?«, presste der Kardinal hervor.
    »Ja, das fragen wir Sie«, erwiderte Rebecca.
    Bracciolini keuchte auf, als sie seinen Arm fester packte.
    »Ich weiß es nicht«, murmelte er. »Wir dachten, sie gehören zu Ihnen.«
    Amadeo konnte nicht beurteilen, ob der Kardinal die Wahrheit sagte, doch wenn diese Männer nicht zum Vatikan gehörten, wenn auch Rebecca — und das war ja nun unübersehbar — nicht zum Vatikan gehörte, und wenn...
    Amadeo war schwindlig. Er verstand immer weniger, von Sekunde zu Sekunde.
    Rebecca stieß den Kardinal weiter vorwärts und ging nicht gerade zartfühlend um mit dem alten Mann. Amadeo stand kurz davor, sie zu bitten, etwas vorsichtiger zu sein. Was auch immer er sonst noch war: Bracciolini war ein alter Mann. Aber eben auch ein alter Mann, der seine Killer auf sie gehetzt hatte. Sie hatten das Ende des Südarms erreicht. Eine Tür führte geradeaus, eine zweite nach rechts, nach links bog der Gang wieder in Richtung Klosterkirche ab.
    »Welche Tür?«, zischte Rebecca.
    Bracciolini zögerte. »Ich glaube, wir sind von dort gekommen. « Er wies geradeaus.
    Amadeo legte das Ohr an die Tür und lauschte. »Nichts zu hören.«
    Rebecca trat ein Stück von der Tür weg. »Geh ein paar Schritte da runter«, wies sie Amadeo an und deutete nach links.
    Eine Dämonenfratze blickte ihm vom höchsten Punkt des Gewölbes entgegen. Sie schien sich köstlich zu amüsieren.
    Rebecca hob die Hand mit der Pistole

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