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Die letzte Offenbarung

Die letzte Offenbarung

Titel: Die letzte Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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hätte er mit einer ehrlichen Antwort rechnen können? Wohl kaum.
    Aber das war nicht länger wichtig, denn sie hatten mit Görlitz nichts mehr zu schaffen. Sie hatten den Boëthius, und das bedeutete, dass sie nicht nach Köln zurückmussten, wo mit Sicherheit Männer des Kardinals auf sie warteten. Noch wusste Amadeo nicht, welche Richtung sie als Nächstes einschlagen mussten — dazu war erst einmal der Boëthius zu prüfen. Das kam jedoch nicht infrage, solange Bracciolini dumpf vor sich hin brütend auf dem Rücksitz saß. Wohin sie sich wandten, war momentan im Grunde gleichgültig, doch der Widerschein der Blaulichter füllte jetzt den Himmel hinter ihnen. Erst einmal weg aus der Umgebung des Klosters.
    Amadeo lenkte den BMW um den Laacher See herum. Jenseits der Wasserfläche stieg das Gelände steil an. Die Straße wand sich Serpentinen empor, bis unvermittelt in der Tiefe das abendliche Rheintal vor ihnen lag.
    »Links geht's nach Köln?« Rebecca sah zwischen den Vordersitzen hindurch auf die Navigation.
    »Dann nehme ich besser die Straße nach rechts, Richtung Koblenz und zur Autobahn«, beschloss Amadeo.
    Es gefiel ihm nicht, dass Bracciolini das alles mitbekam — schließlich mussten sie ihn irgendwann freilassen. Doch was blieb ihnen anderes übrig?
    »Dort vorne ist ein McDonald's«, sagte Rebecca eine Viertelstunde später. »Fahr hier raus!«
    Amadeo starrte sie im Rückspiegel an. »Du willst jetzt etwas essen?«
    »Ich dachte, du willst was, so wie du heute Mittag deinen rohen Fisch angesehen hast. Jetzt fahr einfach raus.«
    Amadeo gab nach, fuhr auf den Parkplatz des Schnellrestaurants und hielt nach dem Autoschalter Ausschau.
    »Hier anhalten«, wies Rebecca ihn an.
    »Du willst doch nicht...«
    »Wartet hier!« Sie warf einen Blick auf Bracciolini. »Behalte ihn im Auge.«
    Amadeo nickte verwirrt, zog seine Waffe und hielt sie auf den Kardinal gerichtet, so dass nur Bracciolini sie sehen konnte.
    Der Kardinal musterte ihn finster. »Sie hätten es zu etwas bringen können«, murmelte er.
    »Ach, wissen Sie«, murmelte Amadeo, »ich glaube, ich bin nicht der Typ für Gel im Haar.«
    Ein Klopfen an der Scheibe. Er fuhr zusammen.
    »Steigt aus«, sagte Rebecca leise. »Wir haben einen neuen Wagen.«
    »Wieso?« Amadeo war platt. »Woher?«
    Sie antwortete nicht, sondern öffnete bereits die hintere Wagentür und ließ Bracciolini unter ihrem wachsamen Blick aussteigen.
    »Der Golf da drüben.«
    Der schwarze Golf, der in einem abgelegenen Winkel des Parkplatzes stand, hatte seine besten Zeiten ohne Zweifel hinter sich.
    »Du hast ihn geknackt?«
    »Einsteigen!«, sagte sie knapp und blickte immer wieder zur Eingangstür des McDonald's.
    Diesmal glitt Rebecca selbst hinter das Steuer, während Amadeo mit dem Kardinal auf die Rückbank rutschte. Es war bedeutend enger als im BMW aus dem Vatikan. Er hatte die Tür kaum geschlossen, als Rebecca den Wagen auch schon anließ, zurücksetzte und in normalem Tempo vom Parkplatz fuhr, die Augen ständig auf den Rückspiegel gerichtet. Als sie die Straße erreichten, gab sie unvermittelt Gas. Amadeo und der Gefangene wurden in die Sitze gedrückt.
    »Wie hast du das gemacht?«, fragte Amadeo. »Warum gerade diesen Wagen?«
    Rebecca fuhr über eine Ampel, die eben auf Rot sprang. »Er stand in einer dunklen Ecke«, sagte sie. »Außerdem hab ich den Aufkleber gesehen.«
    »Welchen Aufkleber?«
    Rebecca behielt die Fahrbahn im Blick, begann jedoch gleichzeitig im Handschuhfach zu kramen, bis sie mit triumphierendem Grinsen eine CD zum Vorschein brachte.
    »Nirvana«, sagte sie und schob die Scheibe in den Player.
LIII
    And I swear
that I don't have a gun
no, I don't have a gun
no, I don't have a gun
    Erst hatte nur Rebecca mitgesungen, während sie zunächst der Schnellstraße in Richtung Koblenz und anschließend der deutschen A 4 8 über den Rhein folgten. Zwischendurch, noch vor der Autobahn, hatte es einmal verräterisch aufgeblitzt, doch Amadeo verzichtete darauf, Rebecca deswegen anzusprechen. Der Gedanke an einen Strafzettel erschien geradezu bizarr im Augenblick.
    Neben Amadeo saß der zweitmächtigste Mann der katholischen Christenheit, und Amadeo schlug mit dem Kolben einer halbautomatischen Waffe den Takt auf dem Knie — seinem eigenen —, während auch er jetzt lauthals mitsang:
    No, I don't have a gun
no, I don't have a gun
no, I don't ...
    »Ich wäre Ihnen wirklich sehr verbunden, wenn wenigstens Sie diesen«, Bracciolini musste beinahe

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