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Die letzte Offenbarung

Die letzte Offenbarung

Titel: Die letzte Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan M. Rother
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und gab kurz hintereinander drei Schüsse auf die geschlossene Tür ab. Mit dumpfem Laut bohrten sie sich durchs Holz, ohne dass von jenseits der Tür eine Reaktion kam. Mit der anderen Hand hielt sie weiter den Kardinal unter Kontrolle, doch Bracciolini schien an Flucht nicht einmal zu denken. Sein Gesicht hatte dieselbe gräuliche, leicht ins Ocker gehende Farbe wie die Mauerquader des Kreuzgangs. Rebecca schob den Kardinal vor sich her, drückte die Klinke nieder und stieß die Tür mit dem Fuß auf. Amadeo trat zu den beiden, und gemeinsam blickten sie in einen langgestreckten, weiß gekalkten Flur, von dem zu beiden Seiten weitere Türen abgingen. Am Ende des Flurs fiel Tageslicht durch ein Sprossenfenster.
    Wieder lauschten sie. Immer neue Maschinengewehrsalven waren zu hören, dazwischen das Geräusch einzelner Kleinkaliber, doch nichts davon schien aus den angrenzenden Räumen zu kommen.
    So leise wie möglich eilten sie den Flur entlang, der unmittelbar vor dem Fenster nach links abknickte. Amadeo sah den Kirchenfürsten fragend an, und Bracciolini nickte. Zögernd, aber er nickte. Das war ihre Richtung. In ihrem Rücken wurden die Schüsse lauter. Amadeo blickte wohl zum hundertsten Mal über die Schulter zurück — und prallte gegen Rebecca, die an der Biegung stehen geblieben war.
    »Schießen Sie nicht!« Bracciolinis Stimme zitterte. »Ich bin es!«
    An Rebecca vorbei entdeckte Amadeo drei Männer, die ähnlich gekleidet waren wie der Tote im Kreuzgang. Keine dunklen Anzüge, also Männer des Kardinals. Die Läufe ihrer Pistolen waren auf die rothaarige Frau gerichtet, doch Rebeccas eigene Waffe lag noch immer an Bracciolinis Kehle.
    »Glauben Sie mir einfach, dass ich keine Sekunde zögern werde«, sagte sie ruhig.
    »Bitte«, flehte der Kardinal und bekam das Schwanken in seiner Stimme unter Kontrolle. »Sie meint es ernst. Geben Sie den Weg frei!«
    »Die Autoschlüssel!« Rebeccas Worte kamen wie ein Peitschenhieb.
    Die Männer des Kardinals sahen einander an, und sofort verstärkte Rebecca den Druck ihrer Waffe. Bracciolini versuchte den Kopf zur Seite zu drehen, um den Druck zu mildern, doch sie ließ es nicht zu.
    »Sie haben gehört, was sie gesagt hat!« Seine Stimme war schrill.
    »Wer von Ihnen hat den Schlüssel?« Rebecca ließ die Männer nicht aus den Augen.
    Der jüngste der drei, ein auffallend gut aussehender Blondschopf, der irgendwie schwedisch wirkte, fasste mit der freien Hand nach seiner Hemdtasche. Gibt es überhaupt Katholiken in Schweden?, fragte sich Amadeo.
    »Keine Tricks!«, warnte Rebecca den Blonden. »Mein Kollege hat Sie im Auge.«
    Amadeo zuckte zusammen. Er hielt zwar die Pistole des Toten in der Hand, doch er hatte sie vollkommen vergessen. Jetzt richtete er die Waffe auf den jungen Mann. Ganz langsam zog der Blondschopf die Schlüssel aus der Hemdtasche.
    »Soll ich sie...« Er streckte sie Rebecca entgegen.
    »Auf den Boden damit, Goldjunge«, befahl Rebecca, »und die Waffen direkt daneben!«
    »Aber wir...«
    »Legt eure Waffen dazu!«, brüllte Rebecca, und Bracciolini schrie ebenfalls auf, als sie seinen Kopf schmerzhaft in den Nacken drückte.
    Knurrend gehorchte zuerst der Blonde, dann auch die beiden anderen.
    »Sehr gut«, sagte Rebecca. »Und jetzt geht ihr langsam fünf Schritte zurück. Nein, nicht umdrehen! Rückwärts!«
    Die Männer taten wie angewiesen. Der Flur war schmal, und sie behinderten sich gegenseitig.
    »Sammle die Waffen ein«, wandte sie sich an Amadeo.
    Er ging in die Hocke und griff nach den Pistolen. Schnell sicherte er sie, verstaute zwei von ihnen in den Taschen seines Sakkos und die dritte zwischen den sich allmählich auflösenden Mumienbinden und seinem Hosenbund. Die Waffe des Toten hatte er noch immer in der Hand. Langsam wurde es unbequem. Die Autoschlüssel ließ er in seine Hosentasche gleiten. Er sah den Flur entlang, und Bracciolinis Männer starrten mit unverhohlenem Hass zurück. In der rechten Wand gab es mehrere Fenster, die auf einen menschenleeren Hof hinausgingen, dann eine Tür und dahinter weitere Fenster.
    »Jetzt brav weiter rückwärts mit euch«, befahl Rebecca, während sie den Kardinal weiterstieß.
    Bracciolinis Männer wichen Schritt für Schritt zurück, während Amadeo sich an Rebecca vorbeischob und vorsichtig die Tür aufdrückte. Noch immer waren Schüsse zu hören, doch die Pausen zwischen den einzelnen Salven waren größer geworden. Auf jeden Fall waren die Kampfgeräusche ein Stück entfernt. Er

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