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Die letzte Praline

Die letzte Praline

Titel: Die letzte Praline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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Hubschrauber der Küstenwacht eine Meldung gemacht und ein Boot aufs Meer geschickt hatte, das nachsah, ob der einsame Schwimmer vor Strandabschnitt 347 irgendeinen Blödsinn machte.
    Wie Schwimmen zum Beispiel.
    Nachdem die Formalitäten erledigt waren, bestellte Adalbert sich in der Telefonzelle ein Taxi zum Schokoladenmuseum. Trotz der warmen Decken, des Elektrolytgetränks und seiner eigenen Kleidung war ihm fürchterlich kalt. Er fror von innen. War dies noch seine Welt? Eine Welt, in der man sich auf niemanden verlassen konnte, nicht einmal auf eine Frau, der man, nun ja, vielleicht, eventuell, irgendwann einmal sein Herz zu schenken gedachte?
    Der Taxifahrer war erfreulich schweigsam und setzte ihn direkt vor seinem Ziel ab.
    »Das Museum zahlt«, sagte Bietigheim beim Aussteigen und ging schnurstracks zum Eingang, so schnell, dass er das wütende Zetern des Fahrers nicht mehr hörte. Was aber auch an den Arbeitern lag, die, laut miteinander redend, Skulpturen Fred de Vaeles heraustrugen und in einen LKW verluden.
    »Wohin bringen Sie diese … Werke?« Bietigheim schaffte es nicht, das Wort »Kunst« über die Lippen zu bringen.
    »Zum Jan Garemijnsaal, wegen des Finales der Olympiade.«
    »Weltmeisterschaft!«, grinste ihn ein anderer Packer an. »Die Olympiade ist das mit den Fritten. Hast du eigentlich schon gesehen, was die Unglaubliches …?«
    »Ja, aber sicher!«
    Bietigheim wandte sich entschlossen ab und ging die Treppen zum zweiten Stock empor, wo die Büros untergebracht waren. Dort hatte er Benno in Mareijke Dovendaans Obhut gelassen, doch deren Büro war leer und der getreue Freund bei der telefonierenden Vorzimmerdame Madame Baels deponiert worden. Der Foxterrier freute sich wie ein Schneekönig, seinen Professor wiederzusehen, und brachte das zum Ausdruck, indem er ihm einmal quer über das Gesicht leckte. Adalbert kraulte ihm herzlich die Ohren.
    Dann sammelte er sich einen Augenblick und schritt, ohne anzuklopfen, ins Büro der Hausherrin.
    Doch diese saß nicht auf ihrem Platz.
    Dafür jemand anderes.
    Mareijke Dovendaan.
    »Ah, Herr Professor. Gut, dass Sie da sind«, begrüßte sie den verdutzten Professor fröhlich. »Ich muss Ihnen leider eine unangenehme Mitteilung machen. Madame Baels hat sich beurlauben … worden.«
    »Verstehe.«
    »Ich bin die kommissarische Leitung.«
    »Des Museums?«, fragte Bietigheim nach.
    »Und der Weltmeisterschaft«, verkündete Mareijke Dovendaan stolz, die heute einen schicken Hosenanzug trug, der wie maßgeschneidert an ihrem schönen Körper lag.
    »Viel Last auf Ihren Schultern.«
    »Ja, und deshalb leider viel zu wenig Zeit. Die Pressemitteilung zum Nachrücker ist gerade raus. Nun kommen die Nachfragen.« Theatralisch rollte sie die Augen.
    »Nachrücker?«
    »Jón Gnarr. Madame Baels hat mir als letzte Amtshandlung übermittelt, dass Sie sich auf ihn festgelegt haben, um Franky van der Elst zu ersetzen.«
    Das hatte Bietigheim nicht, seine Wahl wäre fraglos Urs Egeli gewesen. Vielleicht hatte Madame Baels – wie er sie nun selbst in Gedanken wieder zu nennen pflegte – auch bei dem Isländer Geschäftsanteile erworben?
    Ein erneuter Sprung ins Meer erschien ihm plötzlich nicht mehr unangebracht.
    »Darf ich Sie etwas fragen?
    »Wenn es schnell geht.« Sie lächelte gequält.
    »Welche der anderen Finalisten wussten von Franky van der Elsts Jogging?«
    »Alle. Er hatte versucht, einige zum Mitmachen zu bewegen, ihnen von der Strecke erzählt. Aber wenn Sie damit andeuten wollen …«
    »Ich will gar nichts andeuten«, schnitt Adalbert ihr das Wort ab. »Ist mal jemand mitgelaufen?«
    »Nicht, dass ich wüsste. Und nun muss ich wirklich …« Sie hielt irgendwelche Ausdrucke hoch, Bietigheim nickte.
    »Nur eine Sache noch.«
    Mareijke Dovendaan stöhnte auf.
    »Ist Madame Baels zu Hause zu erreichen?«
    Der Professor erntete ein Kopfschütteln. »Sie ist zu Verwandten nach Gent gefahren. Ich habe allerdings keine Adresse.« Mareijke Dovendaan starrte angestrengt auf ihren Bildschirm.
    Der Professor verließ das unwirtliche Büro. Im Gang fiel ihm das flugs angefertigte Gemälde der neuen Chocofee auf. Es hatte den Platz des Porträts von Beatrice Reekmans eingenommen, welches nun, gegen die Wand gelehnt, auf dem Boden stand und wohl darauf wartete, vom Hausmeister oder ihren Hinterbliebenen abgeholt zu werden. Er hielt kurz inne und betrachtete Beatrice Reekmans geheimnisvollen Blick, ihre wie zu einem keuschen Kuss gespitzten

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