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Die letzte Praline

Die letzte Praline

Titel: Die letzte Praline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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sogar gigantische drei?«
    Das Schiff tuckerte los.
    Bietigheim blickte hinaus. Links und rechts hohe Platanen, dahinter lagen Felder.
    Die Muslimin kam herunter und kaufte sich ein Bier. Sie setzte direkt zu einem langen Schluck an. Danach war die Flasche leer. Auf dem Weg zurück zur Treppe bog sie ab und setzte sich auf die Bank gegenüber dem Professor.
    Kalou nickte ihr zu, und sie nahm die Burka ab.
    Die Augen waren Bietigheim eben schon bekannt vorgekommen. So glutvolle hatte der liebe Gott nicht im Dutzend verteilt.
    »Es freut mich, Sie wohlauf zu sehen, Senhora da Costa.«
    Die Brasilianerin wandte sich an Kalou. »Mir ist ganz flau. Ich brauch noch ein Bier. Holst du es mir?« Dann erst sah sie den Professor an. »Ich dachte, Sie würden vor Schreck aufschreien oder zumindest ungläubig glotzen wie ein Fisch an Land.«
    »Da muss ich Sie enttäuschen.«
    »So würde ich es nicht nennen.«
    Kalou kehrte mit dem Bier zurück, diesmal trank sie es nicht in einem Schluck. Sie brauchte zwei. »Wie Sie jetzt sehen, hat Didier mich nicht umgebracht, Sie brauchen ihn also nicht bei der Polizei zu melden.«
    »Das muss ich sehr wohl«, korrigierte Adalbert sie. »Wegen Urkundenfälschung, Falschaussage, Täuschung der Staatsgewalt, Behinderung der Ermittlungen, und da gibt es sicher noch mehr Straftaten, die mir gerade nicht einfallen.«
    Kalou sagte nichts, stattdessen ging er los und holte sich selbst ein Bier.
    Der Professor blickte in die Landschaft. Noch immer links und rechts hohe Platanen, dahinter Felder.
    »Wieso sind Sie nicht überrascht? War es so offensichtlich? Wissen alle, dass ich noch lebe?« Jana Elisa da Costa hob fragend ihre schönen dunklen Augenbrauen.
    Der Professor lächelte huldvoll. »Keine Sorge, mein Kind. Dazu braucht es schon eines außergewöhnlichen Geistes, wie ich ihn mein Eigen nenne. Folgende Frage stellte ich mir schon lange: Warum sollte der Jaguarkrieger gerade eine Frau töten, deren Familie und Landsleute unter den Arbeitsbedingungen zu leiden haben, die er anprangert? Sollte sie stattdessen nicht seine Verbündete sein? Deshalb machte dieser Mord so wenig Sinn. Aber ich kam nicht darauf, dass er fingiert war. Bis eben, als ich unseren Jaguarkrieger enttarnte, der so nervös gewesen war, als er Ihre vermeintliche Leiche in Augenschein nahm, und so gelassen, als er es bei der von Franky van der Elst tat. Weil er bei Ihnen dafür sorgen musste, dass sie möglichst schnell in die Rechtsmedizin kamen und nicht auffiel, dass Sie – so vermute ich – nur tief schliefen. Verantwortlich war meiner Vermutung nach ein Gift, mit dem ich mich erst vor Kurzem eingehender auseinandergesetzt habe, nämlich das des Fugo, den meisten wohl nur bekannt als Kugelfisch. Schon im Woduismus wurde es den Mythen nach dafür verwendet, einen todesähnlichen Zustand herbeizuführen, der alle Körperfunktionen auf ein kaum feststellbares Minimum herabsetzt.«
    Kalou nickte. »Die Dosierung war ein großes Risiko.«
    »Sie waren umgehend am Tatort – weil Sie diesen nur kurz zuvor verlassen und sich umgezogen hatten«, setzte Adalbert seine Beweisführung fort. »Gleichzeitig wusste niemand, wohin der Jaguarkrieger verschwunden war, denn man hätte ihn auf der Flucht über die flache Polderlandschaft sehen müssen. Es war alles von langer Hand geplant, nicht wahr? Sie waren es, der an einer Schweinehälfte ausprobierte, wie die Obsidianklinge ins Fleisch dringt, um Fräulein da Costa nicht allzu sehr zu verletzen. Sie sorgten dafür, dass Ihr Chef gesundheitlich ausfiel, sodass Sie gerufen wurden, um Fräulein da Costas Tod festzustellen, die Obduktion durchzuführen – und damit Sie die vermeintliche Leiche verschwinden lassen konnten.« Bietigheim nickte anerkennend. »Aber warum dann der vorherige Angriff auf Fräulein da Costa im Rathaus?«
    »Das war keiner«, antwortete die brasilianische Chocolatière und nahm den Faden der Ereignisse auf. »An dem Abend, als Sie Didier hinter mir sahen, sollte er, völlig unabhängig von mir, einen bedrohlichen Auftritt haben. Ich habe ihn durch einen Nebeneingang hereingelassen und führte ihn gerade hoch. Aber weil Sie auftauchten, schlug er mich dann«, sie sah Didier zärtlich an, »sehr vorsichtig nieder.« War da etwa Liebe in der Luft?
    Na ja, im Gegensatz zu Kohlendioxid konnte nie genug Liebe in der Luft sein. Deshalb wartete Adalbert, bis sich ihre Blicke wieder voneinander gelöst hatten, bevor er wieder sprach. Kalou ging neues Bier

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