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Die letzte Praline

Die letzte Praline

Titel: Die letzte Praline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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Schließlich können Sie nicht ewig tot sein. Je eher diese Scharade ein Ende hat, desto besser.«
    »Bei der Kür des Weltmeisters«, erläuterte Kalou, »da sind alle Medien anwesend.«
    »Damit würden Sie den Finalisten die verdiente Aufmerksamkeit rauben! Auf keinen Fall. Das werde ich nicht zulassen.«
    »Sie wollen uns also doch verraten?« Jana Elisas große Augen wurden noch größer. Doch Bietigheim war dank Benno von Saber abgehärtet. Mit solch flehenden Blicken kam er klar.
    »Dies ist kein Spiel, und ich bin kein Spielverderber. Ich weiß noch nicht, wem ich was wann sagen werde, aber Schluss muss jetzt sofort sein! Keine Diskussion. Seien Sie zufrieden mit dem, was Sie erreicht haben. Die Zeitungen sind voll von den Aktionen des Jaguarkriegers.«
    »Heute nicht«, sagte Kalou. »Noch keine Zeitung gelesen?«
    »Es fehlten mir Zeit und Muße.«
    Der Gerichtsmediziner stand auf, ging zum Tresen und kam mit einem zerlesenen Exemplar des »De Standaard« zurück, das er vor dem Professor auf den Tisch warf. »Damit sind die Zeitungen voll. Jetzt ist die Weltmeisterschaft eine Farce.«
    »Eine Farce ist eine aus verschiedenen Zutaten bereitete Füllung für Fleisch- und …« Doch dann stockte Bietigheim.
    Die Schlagzeile lautete: »Josephine-Charlotte Baels Mehrheitseignerin bei Franky van der Elst – Ein weiterer Skandal überschattet die Weltmeisterschaft der Chocolatiers in Brügge«.
    Der Professor las hastig den Artikel. Eine anonyme Quelle hatte die Zeitung informiert und ihr Kopien der entsprechenden Beweisunterlagen zukommen lassen. Zweifel gab es keine. Deshalb war Phinchen heute Morgen so schlecht gelaunt gewesen und hatte ihm die Zeitung versagt! Es gab bereits internationale Stimmen aus der Schokoladenwelt. Urs Egeli, Vorstandsvorsitzender der Egeli Chocolatiers Suisse, kündigte an, Rechtsmittel einzulegen. Die Sponsoren der Weltmeisterschaft – Pralines Aristoteles und Chocolats Walrhano – versuchten, den Skandal in Grenzen zu halten, indem sie versicherten, dass Madame Baels kein stimmberechtigtes Mitglied der Jury und Professor Adalbert Bietigheim sowieso über jeden Zweifel erhaben sei.
    Es gab sogar eine Stimme aus Deutschland. Von Hildegard zu Trömmsen, Präsidentin der »Confrérie Chocolaterie Universal – Sitz Hamburg«, von welcher Bietigheim noch nie gehört hatte. Ihr Zitat lautete: »Ich bedaure zutiefst, dass der von mir hoch geschätzte Professor Dr.   Dr.   Adalbert Bietigheim sich mit solch einer Frau eingelassen hat. Aber ich begrüße, dass ihr schändliches Tun nun zutage gekommen ist und er den Kopf wieder für die bedeutenden Dinge im Leben frei hat.«
    Das Boot stoppte und legte nahezu ohne Ruckeln an. Links und rechts hohe Platanen. Dahinter Felder.
    Adalbert rührte sich nicht.
    Er starrte nur auf den Zeitungsartikel.
    Der Professor ließ sich auf dem Rückweg nach Brügge von Kalou am Meer absetzen, über dem gerade ein Hubschrauber der Küstenwacht Patrouille flog. Wolken hatten den Vorhang zugezogen und die Sonne ausgesperrt, der Wind hatte ein paar Knoten zugelegt, und die Gischt spritzte hoch.
    Genau richtig.
    Der Professor zog sich komplett aus, rannte über die angespülten Muscheln und sprang beherzt ins kalte Nass. Mit schnellen, starken Kraulbewegungen legte er Meter um Meter zurück, bis er keinen Boden mehr unter den Sohlen spürte. Sein Körper war geschockt vom gerade einmal sechzehn Grad kalten Wasser, das Herz raste, der Atem ging schnell.
    Für ein paar Sekunden vergaß er allen Kummer, war nur noch Körper, nur noch Kälte und Bewegung,
    Doch viel zu schnell war es wieder vorbei.
    Wie hatte nur alles so weit kommen können? Morde, verkleidete Männer, doppeltes Spiel, eine Frittenolympiade, Skandale um Skandale bei seiner Chocolatiersweltmeisterschaft. Ein Fiasko, das mit seinem Namen verbunden war, da es ihm nicht gelungen war, diesen Augiasstall frühzeitig auszumisten.
    Adalbert schwamm weiter hinaus, die Strömung wurde stärker, zerrte an ihm wie ein ungezogenes Kind, eine Feuerqualle trieb an ihm vorbei. Etwas berührte ihn am Bein, vielleicht ein Fisch, ein Krebs oder nur eine Alge, doch mit einem Mal wollte er zurück ans Ufer. Aber es war Ebbe, der Mond voll und die Gezeiten stark. Das Meer riss auf seinem Rückzug alles mit sich, nichts wollte es dem Land, dem ewigen Feind überlassen. Auch Bietigheim nicht.
    Dieser schwamm gegen den Sog an, wollte zurück, doch er war bereits zu weit draußen.
    Er konnte von Glück sagen, dass der

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