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Die letzte Praline

Die letzte Praline

Titel: Die letzte Praline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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dies nur ein Kretin wagen, denn damit zerstörte er das Kunstwerk.
    Mit etwas gelösterem Schritt verließ Adalbert den edlen Jan Garemijnsaal, gefolgt von einem aufgeregt wedelnden Benno.
    Dann hielt der Professor inne.
    Und ein letzter Brocken löste sich in seinem Kopf auf, gab den Blick vollends frei auf die Lösung des Mordes an Beatrice Reekmans.
    Umgehend hielt er die Möbelpacker auf.
    »Stop! Unter den Werken de Vaeles könnte sich eine Fälschung befinden! Wir müssen sie wiegen! Sofort!«
    »Aber wir haben einen Auftrag von …«
    »… nun haben Sie einen von mir«, unterbrach Adalbert den Mann barsch, »und ich bin der Juryvorsitzende der Weltmeisterschaft, um nicht zu sagen: der Fels in der tödlichen Brandung. Ich sagte: sofort, und damit meinte ich sofort. Sind Ihre Hirne in der Morgensonne etwa geschmolzen?«
    Einer der Träger schaute bedröppelt zu Boden, vermutlich, so dachte der Professor mit einem Augenfunkeln, um sein verflossenes Hirn zu suchen. Doch der andere machte den Rücken gerade und stellte sich Adalbert entgegen.
    »Wer fälscht denn solche zu groß geratenen Schokoriegel?«
    »Ein internationaler Schokoladenskulpturen-Fälscherring mit Zentrum in Bremen.« Den Bremern, dachte Bietigheim, war schließlich alles zuzutrauen.
    Sein Gegenüber schien noch nicht vollends überzeugt. »Und was soll das mit dem Wiegen?«
    »Obwohl dies niemand von mir verlangen kann, gönne ich Ihnen einen Einblick in mein Denken. Ich vermute, dass bei der Fälschung nicht nur hochwertige Schokolade verwendet wurde, sondern eine günstigere Milchschokolade – was sich im Gewicht zeigen wird, da Zucker und Milchpulver weniger wiegen als Kakaomasse und Kakaobutter. Und jetzt machen Sie endlich, wie Ihnen aufgetragen wurde!«
    Das mit dem Gewicht war natürlich völliger Mumpitz, in diesem Moment ausgedacht, ein Kilo Milchpulver wog genauso viel wie ein Kilo Kakaobutter. Nämlich ein Kilo. Und wenn es Unterschiede wegen der verwendeten Mengen gab, so wären sie minimal. Doch wiegen musste er die Skulpturen wirklich. De Vaele hatte bei jeder dazugeschrieben, aus wie viel Kilo Schokolade sie erschaffen worden war. Was für ein Glück!
    Eine Industriewaage wurde beschafft. Der Professor musste dafür nur ein wenig schreien und ein klitzekleines bisschen drohen. In der Wartezeit probierte er die von de Vaele verwendete Schokolade, indem er winzige Stücke vom unteren Rand abbrach. Hochinteressant.
    Nach dem Wiegen wusste Bietigheim, dass eine der Skulpturen seit ihrer Erschaffung einige Kilo zugelegt hatte.
    Wahrscheinlich ungesunde Ernährung.
    Er musste ganz breit grinsen.
    Pits Gefühl nach war es … ja, wie spät eigentlich? Wie viel Zeit war vergangen, seit er hier eingesperrt worden war? Ungefähr um halb zwei am Nachmittag musste er überwältigt worden sein, danach der Transport zum Auto, gefolgt von der Fahrtstrecke zum Tank und der sicher nicht einfachen Aufgabe, ihn hier hereinzuhieven. Das alles hatte sicher eine gute Stunde gedauert. Mindestens. Doch wie lange er danach noch bewusstlos gewesen war, wer konnte das schon sagen?
    Pit spürte, dass der Sauerstoffvorrat nicht ewig ausreichen würde, dass die Luft dicker zu werden schien, wie klumpige Erbsensuppe, die nur schwer den Schlund hinunterglitt.
    Das Loch, durch welches flüssige Schokolade hineingepumpt wurde, befand sich auf rund einem halben Meter Höhe und hatte den Durchmesser seines Daumens. Zuerst hatte Pit ein Stück seines T-Shirts abgerissen und hineingestopft, wirklich fest hinein, sodass es bombenfest saß. Doch schon nach wenigen Sekunden war es langsam herausgepresst worden. Dabei drang meist nur wenig aus dem Loch, manchmal auch gar nichts. Er hatte es nochmals versucht, den Stoff stärker zusammengepresst, aber mit dem gleichen Ergebnis. All das in völliger Dunkelheit und Wärme, die ihn zum Schlafen verleitete, ihn in Morpheus’ Arme lockte, als seien diese ein weiches Kissen.
    Dann hatte er so viel Stoff abgerissen, bis die gesamte Vorderseite seines T-Shirts aufgebraucht war, und alles tiefer hineingedrückt, hatte auch die Schnürsenkel seiner Schuhe gelöst und ebenfalls ins Loch geschoben.
    Es hielt.
    Pit atmete durch.
    Es hielt. Nichts kam mehr durch.
    Doch nach zwei Minuten war es geradezu herausgeschossen, und ein ganzer Schwall warmer Schokolade hatte sich in den Tank ergossen.
    Dann hatte Pit die Lösung gefunden. Er musste nicht viel hineindrücken, der Stoff musste jedoch vollends durchfeuchtet sein, dann ein

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