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Die letzte Praline

Die letzte Praline

Titel: Die letzte Praline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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Vielleicht trat ja einer davon mal in der Elbphilharmonie auf – wenn diese im Jahr 3024 eröffnete.
    Der Saal füllte sich langsam mit dem Duft warmer Schokolade. Gab es etwas Betörenderes und Verlockenderes, etwas mehr Vergnügen Versprechendes? Bietigheim konnte verstehen, warum Menschen Badezusatz mit Kakaoaroma verwendeten, es musste sein wie im Inneren einer Praline.
    Es gab Helfer bei dieser Weltmeisterschaft, Stewarts genannt, die den Finalisten Wasser brachten oder für Nachschub sorgten, wenn eine wichtige Zutat fehlte oder ausgegangen war – was allerdings Punktabzug zur Folge hatte, da es unzureichende Vorbereitung verdeutlichte. Die Stewarts trugen dunkelbraune Kochjacken und weiße Kochhosen. Für jeden der vier Finalisten war ein Stewart abgestellt.
    Doch Bietigheim zählte fünf.
    Er zählte nochmals.
    Was einige Zeit dauerte, da sie nur gelegentlich hinter den Gardinen vortraten und er sich ihre Gesichter merken musste.
    Fünf. Ohne Frage.
    Eines der Gesichter kannte er.
    Nur allzu gut.
    Gerade verschwand es hinter Cloizels Vorhang.
    Es gehörte einem Rothaarigen, und dieser Rothaarige gehörte nicht hierhin.
    Bietigheim griff sich seinen Regenschirm und ging zum Vorhang. Gerne hätte er Benno »bei Fuß« befohlen, doch das hätte vermutlich dazu geführt, dass er toter Hund auf dem Siegerpodest gespielt hätte. Also sagte er nichts.
    Was überraschenderweise dazu führte, dass ihm der widerspenstige Foxterrier brav bei Fuß folgte.
    Ganz nah stellte sich Bietigheim an die Gardine, denn eintreten durfte er nicht, selbst in diesem Fall, Regel war Regel!
    Ganz leise hörte er eine Stimme – nicht die Cloizels. Die Stimme war nah, der Rothaarige musste sich direkt auf der anderen Seite des Stoffes befinden und flüstern.
    »… mischt Salzkaramell unter die Schokoladenmasse … Meersalz aus Mallorca … außerdem Safranpulver sowie Tahiti-Vanille in die weiße Schokolade, jedoch nur äußerst geringe Mengen … frisch. Für die Bepuderung nicht nur Brombeerpulver, sondern auch etwas Erdbeer- und Himbeerpulver … äußerst raffiniert.«
    Ein leises Klicken ertönte. Vermutlich die Pausetaste eines Diktiergeräts.
    Ganz langsam trat der Rothaarige wieder heraus.
    Wie von selbst schlang sich der Griff an Bietigheims Regenschirm um den am Rothaarigen angebrachten Hals.
    »Wir gehen jetzt zur Polizei«, verkündete Adalbert entschlossen.
    »Was? Wieso? Ich arbeite hier.« Er hob die Hände abwehrend empor.
    »Ach, was bin ich Lügen leid.« Schnell zog der Professor ihn in den Gang hinter dem Saal, fort von den Augen der Juroren, Schaulustigen und Medienvertreter. Benno umrundete den Mann wie ein Hai sein Opfer – statt Rückenflosse mit erhobenem Stummelschwänzchen. »Sie haben Vanessa Hohenhausen zweimal ausspioniert, einmal davon verkleidet mit Perücke sowie einer Fensterglasbrille.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden!«
    »Wenn Sie meinen, es so spielen zu können, dann machen Sie ruhig weiter! Sie sind keiner der vier Stewarts, und Fräulein Hohenhausen wird Sie bei einer Gegenüberstellung sicherlich wiedererkennen, denn Ihre Augen bleiben Ihre Augen.« Er zog den Mann hinter sich her. Benno begann zu knurren.
    »Das tut höllisch weh«, röchelte der Rothaarige und griff nach dem Regenschirm, doch Adalbert hielt fest, bugsierte ihn in einen kleinen Abstellraum, in dem Putzutensilien aufbewahrt wurden, löste blitzschnell den Griff vom Hals, verschwand aus dem Raum und schloss diesen ab.
    »Ich verständige nun die Polizei«, rief er durch die verschlossene Tür.
    »Nein! Warten Sie doch! Ich bin von …« Schweigen.
    »Ja? Ich warte. Und ich warte nur noch fünf Sekunden. Fünf … vier … drei … zwei …«
    »Ich bin von Pralines Aristoteles !«
    Na also. » Aristoteles ? Sie meinen den Hauptsponsor dieser Weltmeisterschaft?«
    »Ich habe nichts mit den Morden zu tun und nichts mit dem Jaguarkrieger. Ich schwöre es! Ich kontrolliere nur, dass alles ordnungsgemäß vonstattengeht.«
    »Lüge«, sagte der Professor, dem plötzlich auffiel, dass Benno fehlte.
    »Nein, es ist keine. Was macht denn der Hund hier drinnen?« Ah, das hatte sich schon mal geklärt. »Geh weg! Nicht an mein Bein! Hörst du jetzt auf, ich bin keine Hündin. Ich tret dich gleich weg! Hör auf zu beißen! Nicht festbeißen! Holen Sie Ihren Hund raus, verdammt, holen Sie sofort diese Bestie raus!«
    Adalbert konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. »Sagen Sie einfach die Wahrheit. Habe ich schon erwähnt, dass

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