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Die letzte Praline

Die letzte Praline

Titel: Die letzte Praline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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Jurysekretär?«
    Pit blickte in fragende Gesichter. »Nein, ich bin das Zünglein an der Waage. Oder besser die Zunge. Bei einem Patt.«
    »Aber die Jury ist dreiköpfig, da kann es kein Patt geben.«
    »Der Professor ist häufig zweierlei Meinung. Also, wollen Sie jetzt, dass ich Ihre Fragen beantworte oder nicht? Ich kann auch wieder gehen.« Pit drehte sich um, Gemurmel erklang.
    »Nee, bleiben Sie. Sie sind gut. Erzählen Sie uns was zu dem Wein, diesem Tiroliner, zu dem die Chocolatiers etwas kreieren müssen.«
    »Dollinger heißt er, ausgesucht von Professor Dr.   Dr.   Dr.   Adalbert Bietigheim!« Ein Dr.   mehr würde den Professor sicher freuen, davon konnte man schließlich nie genug haben. In letzter Zeit verlor man den Doktortitel ja schneller als den Schlüsselbund. »Großartiger Wein, also einer der besten Weine Deutschlands. Vom Weingut …«, Pit blickte auf das Etikett, »Lüdenscheid-Bietigheim, das sind die Rolling Stones unter Deutschlands Winzern, also echte Klassiker. Die sind großartig, was die mit Trauben machen, also, das ist so wie das, was Wurst-Willi mit Currywurst macht. Der Wein ist sogar rot! Und wird aus Trauben gemacht. Keine aus dem Gewächshaus, glaube ich, nee, hier ist sogar ein Bild vom Weinberg. Das darf man nur bei den allerbesten Weinbergen draufdrucken. Bei nur drei Stück in Deutschland. Und die Flasche hat einen Schraubverschluss, den tragen in Deutschland nur Weine über 100   Euro. Sein Geschmack ist …« Er probierte ihn, seine Geschmacksknospen falteten sich ängstlich zusammen oder fielen ins Koma, wenn sie sich nicht schnell genug verschlossen. Pit rang nach Luft. »Der Trödelinger ist sehr eigen, hochinteressant. So schmeckt sonst nichts auf der ganzen Welt!« Gott sei Dank schmeckte nichts so. »Kenner wissen das sehr zu schätzen.« Sie wissen sehr zu schätzen, wenn er in den Gully geschüttet wird.
    »Können Sie uns sagen, wer der Favorit der Jury ist? Wenn es schon einen gibt?«
    »Ich finde ja die Brasilianerin süß – aber schreiben Sie das bloß nicht, sonst lyncht mich meine Freundin.«
    »Dürfen die Teilnehmer denn einfach den Raum verlassen? Ist da nicht Schummelei Tür und Tor geöffnet?«
    »Wieso den Raum verlassen?«
    »Na, wie der da aus … ist das nicht der aus Island?«
    Pit drehte sich um.
    Es war der aus Island, Jón Gnarr. Pit stürmte hinterher, wobei er die Wucht einer Hundertschaft entwickelte. Der Gang war leer, alles spielte sich im Saal ab, nur dicke Stromkabel verrieten, dass hier heute etwas Besonderes passierte.
    Jón Gnarr war nicht zu sehen.
    Aber zu hören.
    Allerdings erst nachdem Pit etwas leiser schnaufte und die Tür hinter sich geschlossen hatte.
    »Nein, nein, es ist wohl Wein. Aber … ja, roter, also hellrot … Tabak, meinst du wirklich? … Was? … Nein, die Polizei hat mich noch nicht befragt …«
    Jedes Wort führte Pit wie eine Spur aus Brotkrumen näher zu Gnarr. Näher zu einem der Männer, die in den Stunden vor Beatrice Reekmans’ Tod um sie herumscharwenzelt waren. Einem Mann, den der Professor noch befragen wollte. Na, die Arbeit konnte ihm abgenommen werden!
    Irgendwann stand Pit neben dem Isländer, seine Pranke schloss er um dessen Handy. Es verschwand darin. Dann drückte Pit die Schultern des isländischen Chocolatiers so fest gegen die Wand, als würde er sie dort mit Stahlbolzen verankern.
    »Na, wer pfuscht denn da? Selbst zu blöde, auf eine Idee zu kommen, was?«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden, ich war gerade …«
    »… ja klar, auf dem Weg zur Pippilette. Erzähl das deiner Großmutter! Aber vorher sagst du dem lieben Schokobär, was du mit der Chocofee gemacht hast, sonst war es das nämlich für dich mit der Weltmeisterschaft, klar? Ich halte dich hier so lange fest, bis die Runde vorbei ist. Dann bist du wohl nicht fertig geworden. Schadeeeee.«
    »Das können Sie doch nicht machen! Hilfe!«
    Eine Pranke landete auf dem Mund des schmächtigen Mannes, Pit wechselte dafür von der beidhändigen Festsetzmethode zu derjenigen, bei der nur ein Unterarm nötig war.
    »Der Schokobär kann das machen. Denn der Schokobär ist ganz stark – aber leider auch ganz dumm.« Pit verdrehte die Augen. »Ganz dummer Schokobär. Mochte Chocofee sooo gern. Chocofee jetzt tot. Mann aus Island hat sie tot gemacht.«
    Er löste die Hand vom Mund des Chocolatiers.
    »Wir haben nur ein bisschen gequatscht, sonst nichts. Sie war betrunken.«
    »Und wann hast du sie das letzte Mal

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