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Die letzte Praline

Die letzte Praline

Titel: Die letzte Praline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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Schwippschwager hinter ihm her. Dabei folgte ihm nur Benno kläffend – und hatte irren Spaß dabei. Madame Baels weilte irgendwo im Gebäude, doch ihre Vorzimmerdame wusste nicht, wo. Er musste mit ihr den Ausschluss van der Elsts beschließen, jetzt sofort, diese kluge Frau würde mit ihm zweifellos übereinstimmen. Vielleicht sollte er sie zum Essen einladen und es währenddessen mit ihr besprechen. Die Region hatte schließlich eine unfassbare Dichte an Sternerestaurants aufzuweisen. Sie konnten zum Beispiel in den »Karmeliet« gehen und bei einem schönen alten Burgunder und Kerzenschein stilvoll tafeln. Über Gott und die Welt reden und natürlich über ihn und seine wissenschaftlichen Erfolge. Ob sie wohl auch so deftige Witze kannte wie die göttliche Hildegard zu Trömmsen? Die Grande Dame der Hamburger Gesellschaft, mit welcher ihn seit Jahren das zärtlichste Band der Freundschaft verband – leider allerdings nicht mehr. Er würde ganz bald herausfinden, ob Madame Baels dieser unglaublichen Frau den Platz in seinem Herzen streitig machen konnte. Wenn es eine konnte, dann diese belgische Urgewalt!
    Aber erst nachdem van der Elst mit sofortiger Wirkung vom Wettbewerb ausgeschlossen worden war. Sie mussten eigentlich nur noch entscheiden, wer nachrücken sollte.
    Endlich fand er Madame Baels, in der Abteilung mit den historischen Chocolatierwerkzeugen. Sie stand mit dem Rücken zu ihm. Er betrachtete ihren spätbarocken Umriss, ihr wallendes Haar – fast wirkte sie wie Hamburgs Königin der Herzen, doch der fehlende Duft nach Chanel No.5 verriet, dass es nicht seine Hildegard war.
    Erst spät bemerkte er, dass Madame Baels nicht allein war.
    Hauptkommissar Aspe stand vor ihr, etwas auf seinem Handy eintippend. Bietigheim kam gar nicht dazu, die Museumsleiterin formvollendet zu begrüßen, denn Aspe ging ohne Vorwarnung auf ihn los.
    »Sie waren das, Sie mediengeiler Hampelmann!«
    Abwehrend hob Bietigheim die Hände. »Wovon reden …? Was fällt Ihnen überhaupt ein? Sie ungehobelter Polizistenlümmel!«
    »Was mir einfällt? Das fragt der mich echt?« Aspe blickte Madame Baels kopfschüttelnd an. »Mannmannmann, haben Sie geglaubt, Sie kommen damit durch? Und ich Ihnen nicht auf die Schliche? Sie haben der Presse gesteckt, dass Beatrice Reekmans mit Schokolade übergossen wurde! Von wegen gut unterrichtete Kreise. Ha! Als wären Sie gut unterrichtet. Nix wissen Sie! Warum reibt sich Ihr Hund schon wieder an meinem Bein?«
    »Bei meinem guten Ruf: Ich war es nicht. Und ich weiß nicht, warum Benno sich an Ihnen reibt. Eben hat er sich noch in irgendwas gewälzt.«
    Aspe packte den Professor am Hemdkragen. Diesmal roch er nach Nordseekrabbensalat. Das war ja schon mal ein Schritt in die richtige Richtung. Außerdem roch er nach … in was auch immer Benno sich gewälzt hatte. »Erzählen Sie mir doch keinen Scheiß! Natürlich haben Sie es der Presse gesteckt, als Racheaktion, weil ich Ihnen nix sagen wollte.«
    »Sie schließen zu sehr von sich auf andere. So kleinlich und rachelüstern wie Sie bin ich bei Weitem nicht. Und nun möchte ich alleine mit Madame Baels sprechen. Sie entschuldigen uns sicher.« Bietigheim versuchte, sich aus Aspes Griff zu befreien.
    »Ich denk ja gar nicht daran. Sie kommen jetzt mit aufs Revier. Und da lass ich Sie schmoren, bis Sie mit der Wahrheit herausrücken. Das ist das letzte Mal, dass Sie mich genervt haben!«
    Bietigheims Blick wurde starr. Aber nicht wegen Aspe. Auf Staffeleien waren Fotos der Finalisten aufgestellt sowie ein Schwarz-Weiß-Porträt der ermordeten Chocofee mit schwarzem Band. Wie schon bei der Betrachtung des Plakats auf dem Marktplatz machte etwas Klick in Bietigheims Kopf. Doch diesmal machte es nicht nur Klick, diesmal wollte es mit aller Macht an der richtigen Stelle einrasten.
    »Bietigheim! Kommen Sie freiwillig mit, oder muss ich meinen Männern Bescheid sagen? Bietigheim!«
    Aspe wurde ungeduldig, doch der Professor nahm den Hauptkommissar gar nicht wahr. Er trat zu den Staffeleien, griff sich das Foto von Beatrice Reekmans und stellte es neben das von Jana Elisa da Costa.
    Plötzlich rannte Mareijke Dovendaan mit einem tragbaren Telefon in der Hand auf die kleine Gruppe zu. »Es ist für Herrn Professor Bietigheim. Dringend!«
    »Bin nicht da!«, herrschte Adalbert sie an.
    Sie sprach ins Telefon. »Er sagt, er sei nicht da.«
    Bietigheim blickte gereizt zu ihr. »Wer ist denn dran?«
    »Der Schokobär.«
    »Ich habe keine Zeit.« Entnervt

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