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Die letzte Praline

Die letzte Praline

Titel: Die letzte Praline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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nahm er das Telefon und sprach hinein. »Ich habe keine Zeit!«
    »Freu mich auch, Sie zu hören, Professore«, schallte ihm Pits Stimme entgegen. »Bin auf dem Weg zurück von dem Schokobildhauer. Das war nix. Der Typ hat zwar einen Knall, aber kein Interesse an Frauen.«
    »Ich habe immer noch keine Zeit, aber warum sind Sie sich da so sicher?«
    »Er sagt, er sei der wiedergeborene Einstein und seiner zweiten Frau Elsa immer noch treu.«
    »Also treu wie Einstein?« Bietigheim musste lachen. »Einstein war ein Schürzenjäger, das hat er sogar selber zugegeben. Wenn er so ist wie Einstein, dann ist keine Frau vor ihm sicher.«
    »Wie bitte?«
    »Sie haben mich schon verstanden. Albert Einstein hätte sich jemanden wie Beatrice kaum durch die Lappen gehen lassen. Falls Sie einmal die Wiedergeburt von Giacomo Girolamo Casanova treffen sollten, lassen Sie sich jetzt schon gesagt sein: Auch er lebte nicht keusch. So, und jetzt muss ich wirklich weiter nachdenken.«
    Bietigheim drückte einen Knopf, von dem er hoffte, dass damit das Gespräch beendet wurde, und reichte das Telefon zurück an Mareijke Dovendaan. Benno versuchte es zwischen die Zähne zu bekommen. Es dauerte nicht lange, bis er es ihr aus der Hand gerissen und damit die Flucht ergriffen hatte. Er würde es zu einem sicheren Platz tragen und so lange abkauen, bis er das leckere Mark erreicht hatte.
    Als Bietigheim wieder auf die Bilder blickte, musste er einen Moment, vielleicht nur den Bruchteil einer Sekunde, vielleicht nur eine Millisekunde, aber zumindest einen kleinen Augenblick lang überlegen, wer auf welchem Bild zu sehen war. Die beiden Frauen sahen sich ähnlich, nicht stark, aber in einem schlecht beleuchteten Raum wie dem Museum, im Eifer des Gefechts, konnte man sie verwechseln.
    Vielleicht sollte Beatrice Reekmans gar nicht getötet werden.
    Vielleicht war von Anfang an Jana Elisa da Costa das Ziel gewesen.
    Er musste sofort zu ihr. Falls er recht hatte, war sie in größter Gefahr.
    Bietigheim wandte sich an Aspe. »Freiwillig gehe ich niemals mit. Geben Sie von mir aus Ihren Männern Bescheid, mich festzunehmen. Aber wenn sie eintreffen, werde ich längst nicht mehr hier sein. Denn ich werde jetzt Ihre Arbeit machen, weil Sie schlicht unfähig dazu sind!« Madame Baels schenkte er ein Lächeln. »Ich würde mich sehr freuen, wenn Sie heute Abend Zeit und Lust auf ein Essen mit mir hätten, Verehrteste. Mein kleines Herz würde einen Purzelbaum machen.«
    Madame Baels nickte huldvoll.
    Die Bremsen quietschten, als Pit nach dem Telefonat voll in die Eisen stieg. Dann wendete er in zwei Zügen und raste zurück zu de Vaeles Domizil. Pit konnte einiges vertragen, aber … nein, eigentlich konnte er gar nix vertragen. So gut wie jede Kleinigkeit brachte ihn auf die Palme. Pit liebte es aus vollstem Herzen, wütend zu sein, den gerechten Zorn zu verspüren und ihn fachgerecht zu entsorgen.
    De Vaele hatte ihn verarscht.
    Da war eine Kopfnuss nicht genug. Da musste es schon eine ganze Nussmischung sein. Das große Nussspezial sozusagen. Familienpackung.
    Pit wollte gerade aus dem Wagen springen, als sich die Tür des relativen Hauses öffnete und die Haushälterin mit ihrem Mantel in der Hand von de Vaele aus dem Haus gedrückt wurde. Aufgebracht hämmerte sie noch ein paarmal gegen die Tür, bevor sie sich kopfschüttelnd trollte. Pit wartete kurz ab, ob noch etwas passierte, dann schlenderte er zum Haus, schwang sich über den kniehohen Zaun, ließ sich langsam ins Gras hinab und robbte so weit heran, dass er schließlich durch ein Kellerfenster in de Vaeles Atelier blicken konnte. Der wiedergeborene Albert Einstein war unruhig, tigerte durch den Raum, kontrollierte seine Haare in der Spiegelung der Fensterscheibe, polierte sich die Zähne mit einem Taschentuch und sortierte immer wieder den Inhalt seiner Unterhose.
    Hinter Pit hielt ein Wagen, setzte am Straßenrand mehrmals hektisch vor und zurück – obwohl keine anderen Autos auf dieser Seite der Straße parkten. Es gab Menschen, die stiegen elegant aus ihrem Auto, andere mussten hundertzwanzig Kilo aus viel zu engen Sportsitzen wuchten. Dieser Fahrer sprang geradezu gazellenhaft aus seinem Kleinwagen und lief zum Haus de Vaeles.
    Auf Stöckelschuhen.
    Pit rollte sich wie ein prächtiger See-Elefant auf die Seite. Noch bevor die Besucherin klingeln konnte, wurde die Tür schon geöffnet. Sie fiel dem Hausherrn um den Hals, die zwei küssten sich leidenschaftlich, es fehlte nicht viel, und

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