Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzte Praline

Die letzte Praline

Titel: Die letzte Praline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
Vom Netzwerk:
Minuten und machte sich erst wieder auf den Weg zum Auto, nachdem Franky van der Elst seinen ersten Tobsuchtsanfall bekommen hatte.
    Bietigheim war es leid, vom Tatort verscheucht zu werden, als sei er ein Fuchs auf dem Hühnerhof. Und kein Wort des Dankes von Aspe, den er schließlich hierhergeführt hatte! So behandelte man einen Professor der Universität Hamburg einfach nicht! Selbst auf dem Flur wollte der Brügger Kommissar niemanden sehen, die Spurensicherung war informiert, ebenso die Gerichtsmedizin.
    Im Frühstücksbereich des Hotels hatten sich die Gäste des Hauses versammelt, Vanessa Hohenhausen weinte, Pierre Cloizel saß sprachlos in der Ecke, Urs Egeli telefonierte, Bill Bulldoss und Edward Macallan spekulierten lautstark darüber, wie der Mörder wohl ins Haus gelangt war. Adalbert wollte unbedingt zurück an den Ort des Geschehens. Doch wie? Der Spurensicherer traf ein und warf sich noch im Aussteigen weißen Kittel, Mundschutz und Handschuhe über.
    »Guck sich einer das an!«, rief Bulldoss, als er das sah. »Bei mir in der Pralinenproduktion sind die Mitarbeiter genauso gekleidet! Alles für die Hygiene.«
    Es dauerte keine Sekunde, und Adalbert hatte den Frühstücksraum verlassen, Vanessa Hohenhausen im Schlepptau.
    »Bitte schließen Sie Ihr Zimmer auf. Umgehend.«
    »Aber wieso denn? Glauben Sie etwa, ich …?«
    »Nein.«
    »Hat sich etwa der Mörder in meinem …?«
    »Ach, woher!«
    »Aber wieso …?«
    »Schließen Sie einfach auf, die Zeit drängt.«
    Die überraschende Forderung führte dazu, dass sie nicht mehr weinte. Als die Tür offen war, griff sich Bietigheim umgehend Kittel, Mundschutz, Haarnetz und Einmalhandschuhe, um so verkleidet vor da Costas Zimmer aufzutauchen. Benno ließ er in der Obhut von Vanessa Hohenhausen. Mit dem Hinweis, sie solle bloß nicht auf seinen schmachtenden Blick hereinfallen. Doch er ahnte schon, dass sie ein weiches Herz hatte und einem Tier kaum etwas abschlagen konnte. Egal.
    Als der Professor das Zimmer da Costas betrat, war bereits ein Gerichtsmediziner bei der Arbeit, die Spurensicherung untersuchte derweil das geöffnete Fenster und den Bereich darum –herum, sowohl innen wie außen. Bietigheim kniete sich zu dem Mediziner.
    Dieser drehte sich überrascht um. »Wer sind Sie denn?«
    »Bietig…bert … Spurensicherung. Wo ist Prof.   Dr.   Dr.   Dr.   Ceulemans?«
    »Krank. Ich bin sein Assistent, Didier Kalou. Lassen Sie mich meine Arbeit machen. Ihre Kollegen haben bereits alle Fotos geschossen.«
    »Dann liegt Professor Ceulemans wahrscheinlich in seinem Zimmer in der Gerichtsmedizin?«
    Kalou zog die Brauen empor. »Er hat ein möbliertes Zimmer in Jabbeke. Da liegt er. Er wohnt nicht wirklich in der Gerichtsmedizin.«
    »Sie sehen mich verwundert.«
    »Sie sind nicht der Erste, der die Geschichte glaubt. Er hat in seinem Büro allerdings tatsächlich eine Pritsche. Und die ist gut durchgelegen. Jetzt muss ich mich aber konzentrieren. Bitte!«
    Kalou war deutlich jünger als Ceulemans und Schwarzafrikaner. Bietigheim hatte einige Kollegen, die von diesem Kontinent stammten, und er hatte gelernt, die feinen Unterschiede in Aussehen und Aussprache zu bemerken, welche auf die Heimat schließen ließen. Es war wichtig zu wissen, mit wem man es zu tun hatte. Kalous Akzent zufolge stammte er aus einem französischsprachigen Land Westafrikas.
    »Cote d’Ivoire?« Adalbert wählte ganz bewusst den französischen Namen des Landes und nicht den deutschen: Elfenbeinküste.
    Nun hatte er Kalous volle Aufmerksamkeit. »Woher wissen Sie das?«
    »Ich habe einen Freund, der an der Universität in Abidjan lehrt.« Bietigheim genoss das freundschaftliche Nicken des jungen Mannes. Nun konnte er sich dessen Kooperation sicher sein. »Haben Sie es schon häufiger gesehen, dass Menschen mit schwarzem Glas erstochen wurden?«
    Didier Kalou zog einen der Splitter vorsichtig heraus und hielt ihn ins Sonnenlicht. »Das ist nicht einfach schwarzes Glas, das ist Obsidian, vulkanisches Gesteinsglas.«
    »Ist es teuer?«
    »Nein, nicht besonders. In der Steinzeit wurde es als Werkzeug verwendet, heute macht man Modeschmuck daraus. Meine erste Freundin hat Obsidian unheimlich geliebt. Aber genug geredet. Frau da Costa muss jetzt schnellstmöglich abtransportiert werden. Je eher ich mit der Obduktion beginne, desto besser.« Energisch machte er sich daran, die tote Brasilianerin in einem schwarzen Leichensack zu verstauen, dann rief er seine auf dem Gang wartenden

Weitere Kostenlose Bücher