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Die letzte Praline

Die letzte Praline

Titel: Die letzte Praline Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Sebastian Henn
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Modell. Aber da war sie immer nur ganz kurz und kam dann zu mir.«
    »Dein Vater wusste davon?«
    »Ja, er wollte das Kriegsbeil mit den Reekmans deshalb begraben. Das ist eine ganz alte Sache, die kommt noch von meinem Großvater und Beas Großvater. Der eine hat dem anderen die Frau weggeschnappt, dabei waren sie schon verlobt. Und dann ist die Sache immer größer geworden. Das hätte jetzt endlich ein Ende gefunden. Bea mochte meinen Vater, wollte ihm bei der Weltmeisterschaft helfen, also nicht betrügen oder so, aber ein bisschen herumfragen darf man ja. Und wenn die anderen Chocolatiers dann reden, ist es ihre eigene Dummheit.«
    »So kann man es auch sehen.«
    »Ja, genau. So hat sie es gesehen. Sie war auf unserer Seite. Total.«
    »Ihr habt euch über die Musik kennengelernt?«, fragte Pit.
    »Sie wissen ja echt alles!« Emile war ehrlich beeindruckt. »Bea hatte ihren Proberaum neben dem meiner Band. Und ihre Stimme ist der Hammer … also, gewesen. Leicht rauchig und tief, als wäre sie eine Schwarze. Wir haben irgendwann zusammen gejammt und uns kennengelernt. Ich wusste zuerst gar nicht, dass sie die Tochter von Willem Reekmans war. Sie war einfach Bea. Und als ich dann erfahren habe, wer sie war, und sie, wer ich bin, da war es zu spät. Verstehen Sie?«
    »Verstehe ich, klar. Gegen die Liebe kannst du einfach nix machen. Auch wenn alle Vernunft dagegenspricht. Du liebst einfach. Und wenn die Schleusen deines Herzens einmal offen sind, kannst du sie nicht so einfach wieder schließen. Dafür ist es einfach zu mächtig.«
    »Ganz genau!«
    Pit hätte sich jetzt gerne eine angesteckt. Wenn man über Liebe sprach, war das immer gut, Liebe wühlte auf, und der heiße Rauch beruhigte die Seele. Rauchen ging hier aber nicht, also steckte er sich ein Stück Schokolade in den Mund. Er hatte sich gestern nämlich was gekauft, oder besser: etwas gegönnt. Eine Cacao Criollo 70   % Chuao aus Venezuela von der italienischen Manufaktur Domori – der Professor hatte ihm die ans Herz gelegt. Pit hatte gelesen, dass man solch eine Spitzenschokolade bloß nicht zerbeißen, sondern im Mund anschmelzen lassen sollte, um sie dann an den Gaumen zu kleben und mit der Zunge zu kitzeln, bis der schokoladige Genuss geschmolzen war. Also irgendwie Lutschschokolade. Sie schmeckte nach Trockenobst, Honig und Rahm.
    Leider kein bisschen nach Rauch.
    Und anzünden ging auch nicht.
    Pit zerbiss sie.
    »Was hatte es mit dem Treffen mit Cloizel im Belfried auf sich? Ihr seid keine Freunde, oder?«
    Emile van der Elst rutschte auf der harten Holzbank, als müsse er ganz dringend mal wohin. »Nein, so war das nicht. Bea hatte von ihm erzählt. Sie meinte, er sei ein Mann, dem man vertrauen könne. Ich wollte von ihm wissen, was er über den Mord denkt und was zwischen ihnen gewesen war. Nicht im sexuellen Sinne oder aus Eifersucht, aber er hat das so verstanden und war stinkewütend, auch weil ich ihn kurz vor dem Halbfinale zu dem Treffen gedrängt hatte. Am Telefon hatte ich ihm nur gesagt, dass es unheimlich wichtig und dringend sei. Irgendwie dachte er, ich wollte ihm Zeit stehlen, damit mein Vater gegen ihn gewinnt. Es ist alles völlig schiefgelaufen.«
    Pit erinnerte sich. An diesem Tag war tatsächlich alles schiefgelaufen. Auch mit seinen Fritten.
    »Du hast dir bestimmt Gedanken zu dem Verbrechen gemacht, Kleiner. Und die will ich jetzt hören. Frei heraus: Wer hat Bea umgebracht? Wer Jana Elisa da Costa? Die beiden konnten sich gut leiden, oder?«
    »Sie haben sich gut verstanden, ja, auf Anhieb, aber dann haben die zwei sich plötzlich zerstritten, weiß auch nicht, wieso.« Er beschrieb mit der Hand eine Parabel. »Zuerst ging diese Freundschaft supersteil aufwärts, und dann stürzte sie ab. Frauen! Ich verstehe sie nicht.«
    »Das ändert sich mit dem Alter total, vertrau mir.« Pit grinste breit. Man musste der Jugend die Hoffnung lassen. »Also: Warum mussten sie sterben? Was meinst du?«
    »Ich weiß es nicht! Ich sehe überhaupt keinen Grund. Und ich kenne … kannte Bea in- und auswendig.«
    »Vielleicht war einer wütend, weil sie für deinen Daddy spionierte?«
    »Nein, das glaube ich nicht.« Emile winkte ab. »Sie hat ja nicht in den Sachen der Chocolatiers herumgewühlt oder sie heimlich beobachtet, sondern nur mit ihnen geredet.«
    »Vielleicht war es einer der Chocolatiers, der sich Hoffnungen auf mehr gemacht hatte? Du weißt schon, sie war schließlich verdammt hübsch.«
    »Dafür tötet man nicht. Und

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