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Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor

Titel: Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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die Spur geendet. Er hatte das Waisenhaus durchsucht, aber außer Disteln und verkohlten Balken nichts gefunden. Es war, als hätte sie sich in Luft aufgelöst. Aber Hadrian wußte nur zu gut, daß Leute nicht einfach so verschwanden. Sie verschwanden immer … irgendwohin.
    Er zog ein kleines Handy aus der Tasche, drückte eine Taste und hielt das Gerät ans Ohr. Eine höfliche Stimme antwortete.
    »Ich habe den Wagen gefunden«, sagte Hadrian ohne Vorrede.
    Die Stimme stellte leidenschaftslos eine Frage.
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, von dem Objekt keine Spur. Ich erwarte auch keine zu finden.« Er holte tief Luft, bevor er die nächsten Worte sagte. »Ich glaube, wir haben es hier mit einer Klasse Eins zu tun.«
    Die Stimme am anderen Ende schwieg, dann sprach sie in sorgfältigen Formulierungen weiter.
    »Ja, Sie haben mich richtig verstanden.« Ein ärgerlicher Unterton schlich sich in Hadrians Stimme. »Es ist eine Begegnung der Klasse Eins. Außerweltliche Translokation.«
    Ein langes Schweigen trat ein. Als sich die Stimme wieder meldete, hatte eine gewisse Aufregung den formellen Anstrich durchbrochen.
    Hadrian nickte. »Ja. Und schicken Sie sofort ein Überwachungsteam her. Es könnte Restspuren geben, Energiesignaturen oder zusammengesetzte Rückstände, die ich allein nicht entdecken kann.«
    Die Stimme bestätigte seine Worte. Hadrian drückte eine Taste und steckte das Telefon zurück in die Tasche. Er blickte sich um. Unter dem einsamen Berghimmel tanzte trockenes Gras. Es war wunderschön hier. Beinahe wünschte er sich, er könnte hierbleiben, aber es gab Arbeit zu tun. Er mußte augenblicklich ins Mutterhaus nach London zurückkehren, um einen vollständigen Bericht zu erstatten. Bemühungen, das als Detective Janson bekannte Eisenherz aufzuspüren, waren gescheitert. Jedoch war es seinen Agenten vergangene Nacht gelungen, den Toten mit dem Herzen aus Eisen aus der Leichenhalle des Denver Memorial Hospital zu holen, dazu hatte er die Fotos, die er von Grace Becketts Halskette gemacht hatte. Das würde reichen, um seinen Fall zu einer Ermittlung der Klasse Eins zu machen. Für ihn würde das ein großer Sieg sein, vielleicht sogar eine Beförderung bedeuten. Begegnungen der Klasse Drei – Gerüchte über außerweltliche Wesen – waren weit verbreitet. Und Begegnungen der Klasse Zwei – Zusammenkünfte mit Leuten, die mit außerweltlichen Mächten in Kontakt getreten waren – waren zwar selten, jedoch ausführlich dokumentiert. Aber in der ganzen fünfhundertjährigen Geschichte der Sucher hatte es nicht mehr als ein Dutzend Begegnungen der Klasse Eins gegeben: der direkte Kontakt mit einem außerweltlichen Reisenden.
    Hadrian seufzte. Verschiedene Gefühle durchströmten ihn. Aufregung darüber, daß er eine so große Entdeckung gemacht hatte. Sorge um Grace Beckett, die sich nun so weit außerhalb seiner Reichweite befand. Und auch ein seltsamer Neid, allein der Gedanke, daß sie nun mit beinahe absoluter Sicherheit das erlebte, von dem er immer geträumt hatte. Eine Begegnung der Klasse Null – die Translokalisation in eine andere Welt.
    Er mußte über sich selbst lachen und schüttelte den Kopf. Hatte er nicht gefunden, wonach die meisten Sucher ihr ganzes Leben lang suchten? Den Beweis, daß es außer der Erde noch andere Welten gab? Er stieg in den Wagen und drehte den Zündschlüssel.
    Er wendete die Limousine und blieb am Highway stehen, um einen fleckigweißen Schulbus passieren zu lassen. Die schattenhafte Gestalt des Busfahrers bedankte sich mit einem Winken. Hadrian winkte zurück, und der verwahrloste Bus dröhnte an ihm vorbei. Er bog auf den Highway und steuerte die Limousine in die andere Richtung. Einen Augenblick später erregte etwas seine Aufmerksamkeit. Neben der Straße stand eine Reklametafel. Ihre blanke Oberfläche war mit einem frischen Anstrich grauer Grundierung versehen, bereit für ein neues Bild. Davor lagen leere Farbdosen im Gras. Einen kurzen Moment stellte sich Hadrian vor, wie sein Leben wohl aussähe, wenn er die Reklametafel wäre: sauber, frisch, dazu bereit, wieder ganz von vorn anzufangen. Vielleicht fühlte es sich ja genauso an, wenn man in eine andere Welt reiste.
    Er lächelte. »Viel Glück, Dr. Beckett«, flüsterte er.
    Mit schnurrendem Motor raste die Limousine den Highway entlang und ließ die leere Reklametafel hinter sich zurück.

 
    ZWEITER TEIL
    Eldh
     

21
    Travis blinzelte.
    Das Denken fiel schwer. Er nahm einen tiefen Atemzug

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