Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor
Weile aufwärmen. Was kann daran schon gefährlich sein?«
Nach all dem, was sich zugetragen hatte, konnte sich Travis eine Menge vorstellen. Aber trotz seiner Schaffelljacke war ihm kalt. Seine Hände schmerzten, und seine Füße waren Eisblöcke in seinen Stiefeln. Er entschied, daß es besser war, sich mit einem Gesetzlosen zu verbrüdern als zu erfrieren, also ging er zum Feuer und setzte sich auf ein Kissen aus Kiefernnadeln. Er hielt die Hände über die Flammen und nahm die Wärme in sich auf. Ohne ein weiteres Wort zu verlieren, ergriff der Fremde einen Holzlöffel und rührte den Inhalt des Topfes um, der an einem aus grünen Ästen gefertigten Dreibein über dem Feuer hing. Er füllte zwei Holzschalen mit dem dicken Eintopf und gab Travis eine davon zusammen mit einem Löffel.
»Danke«, schaffte es Travis zu stammeln.
Der Fremde nickte knapp und fing an zu essen. Travis zögerte kurz, dann probierte er zaghaft. Im nächsten Augenblick schlang er das Essen hinunter, und es kümmerte ihn nicht, daß er sich dabei die Zunge verbrannte. Es schmeckte köstlich – mit Kräutern gewürzt, die er noch nie zuvor gegessen hatte –, und nach dem ersten Bissen hatte ihn sein Magen daran erinnert, daß er seit dem gestrigen Mittagessen nichts mehr zu sich genommen hatte.
Schließlich seufzte er zufrieden und stellte die Schale auf den Boden. Wärme kroch durch seinen Körper. Erst jetzt bemerkte er, daß der Fremde ihn betrachtete. Nein, ihn förmlich studierte. Travis rutschte unbehaglich auf dem Boden umher. Die scharfen blauen Augen des Mannes hatten etwas Seltsames an sich. Sie schienen viel zu alt für den Rest des Gesichts zu sein.
Der Fremde blinzelte, und sein Blick war nicht mehr so bohrend. »Du brauchst keine Angst zu haben, Freund. Meine Augen sind nicht so scharf wie die anderer, und falls ich überhaupt etwas in dir gesehen habe, ist es weder in Schatten gehüllt noch schlecht. Ich nenne dich Freund, und das wirst du auch sein, zumindest, soweit es mich betrifft.«
Er sammelte die Schalen und Löffel ein, wischte sie mit einer Handvoll Kiefernnadeln sauber und stellte sie in den Topf. Er verstaute die Kochutensilien in einem kleinen Rucksack, dann wandte er seine Aufmerksamkeit wieder Travis zu. »Nun, es widerspricht allen Gesetzen der Gastfreundschaft, einen Gast mit Fragen zu bedrängen, solange sein Magen leer ist. Aber jetzt haben wir unser Frühstück gehabt, und ich halte die Zeit für die Vorstellungen für gekommen.«
Travis wollte etwas sagen, aber der Fremde hinderte ihn daran mit einer erhobenen Hand.
»Warte, Freund«, sagte er. »Ohne eine heiße Tasse Maddok kann man sich nicht vernünftig vorstellen. Heutzutage mag dies kein zivilisiertes Land mehr sein, aber das heißt ja nicht, daß wir uns wie Barbaren benehmen müssen.«
Travis biß sich auf die Zunge. Etwas sagte ihm, daß der Fremde keinen Widerspruch gewöhnt war. Der Mann zog einen Zinnkessel unter den rotglühenden Holzscheiten hervor und goß eine dunkle Flüssigkeit in zwei Tontassen. Dabei fiel Travis auf, daß er an der rechten Hand einen schwarzen Lederhandschuh trug, während die linke Hand unbedeckt war. Das schien eine seltsame Affektiertheit zu sein, aber der Fremde hatte viel an sich, das Travis seltsam vorkam.
Er nahm einen der Becher entgegen und blickte hinein. Er hatte noch nie von Maddok gehört, aber seiner Meinung nach sah das verdächtig nach Kaffee aus. Er führte den Becher zum Mund und trank einen Schluck. Und sofort war ihm klar, daß Maddok alles andere als Kaffee war. Er war viel bitterer, aber durchaus nicht unangenehm, darüber hinaus war er aromatischer, mit einem nussigen Geschmack. Fast augenblicklich verspürte Travis ein Prickeln im Magen. Er schüttelte den Kopf, hellwach, als hätte er die ganze Nacht geschlafen. Er starrte den Becher überrascht an, dann trank er den Rest der heißen Flüssigkeit.
Der Fremde lachte, hob seinen Becher und nahm einen großen Schluck. Dann sprach er in einem formellen Ton. »Mein Name ist Falken. Falken von Malachor. Ich bin Barde, dem Recht und dem Handwerk nach.«
Travis holte tief Luft, nun war er an der Reihe. »Mein Name ist Travis Wilder.« Irgendwie klang das nicht ganz so interessant wie die Vorstellung des Fremden. Er suchte nach etwas, das er noch hinzufügen konnte, »ich weiß nicht, ob ich dem Recht nach irgendwas bin, aber ich besitze einen Saloon.«
»Einen Saloon?« fragte Falken stirnrunzelnd.
Travis nickte. »Das stimmt. Einen
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