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Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige

Titel: Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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nur undeutlich zu erkennen, aber es gewann zusehends an Umfang – das magische Licht pulsierte auch in diesem Korridor. Sie kamen aus zwei Richtungen auf ihn zu.
    Travis warf sich in den rechten Gang, senkte den Kopf und rannte los. Er griff in die Tasche seines Wamses und umklammerte die Schatulle aus Eisen. Der Stein hatte sie angezogen, den Stein wollten sie haben. Ihre großen Augen konnten die magischen Spuren wahrnehmen, die er in der Luft hinterließ.
    Vor ihm gabelte sich der Korridor in zwei Richtungen. Wohin? Er wählte die eine Abzweigung. Das Summen wurde lauter, unheimliche Schatten zuckten die Wände entlang. Er wich zurück, nahm den anderen Gang. Auch dieser füllte sich mit dem farblosen weißen Glühen, das jede verstreichende Sekunde an Kraft gewann. Travis drehte hektisch den Kopf hin und her. Sie hatten ihn eingekreist, es gab keinen Ausweg mehr, keinen …
    »Hier entlang«, sagte eine Stimme.
    Die Worte durchschnitten seine Angst. Es blieb keine Zeit, die Stimme in Frage zu stellen, keine Zeit, um zu sehen, wer es war. In der Korridorwand klaffte eine Tür auf, die er zuvor übersehen hatte. Eine warme Hand ergriff die seine, und er ließ sich durch die Öffnung in ein Gemach ziehen. Ein Luftzug rauschte zischend vorbei, Stein knirschte auf Stein. Die Tür schloß sich hinter ihm und sperrte das unheilverkündende Licht aus.
    Seine Augen gewöhnten sich an das gewöhnliche Flackern einer Öllampe, die von einer Eisenkette herabhing. Die Furcht ebbte ab und wurde von Überraschung ersetzt.
    »Lady Kyrene!«
    Dunkelrote Lippen spannten sich zu einem Lächeln. »Alles in Ordnung, Freisasse Travis?«
    Ihm fielen wieder die Verfolger ein, und er warf einen Blick über die Schulter auf glatten Stein, wo eben noch die Tür gewesen war.
    »Keine Sorge«, sagte sie. »Selbst sie können nicht durch Stein gehen.«
    Ihre Worte troffen vor Haß und nicht vor Furcht, und das fand Travis merkwürdig. Wie hatte die Gräfin gewußt, wo er zu finden war? Aber es spielte keine Rolle. Er war dankbar, ihnen entkommen zu sein, und wenn es auch nur für einen kurzen Augenblick war. Jetzt mußte er Falken und die anderen finden, um sie vor dem Feind zu warnen, der das Schloß heimsuchte.
    »Wie komme ich zum Großen Saal, Kyrene? Ich muß mit Falken und Melia sprechen.«
    Kyrene kam mit langsamen Schritten auf ihn zu. Sie sah anders aus als an jenem Tag im Garten. Das dunkelrote Gewand klebte an den Rundungen ihres Körpers, es schmiegte sich um Arme, Hals und Brüste, ihre grünen Augen glitzerten wie kleine Steine.
    »Vergeßt sie, mein Lieber«, sagte sie. »Ihr braucht sie nicht länger.«
    Sie streckte die Arme aus, liebkoste seine Wange, ließ die Hände über seine Schultern, seine Brust und seine Hüften gleiten.
    Ein Schauder durchfuhr ihn. Er konnte den Blick nicht von ihren Augen wenden. »Was meint Ihr damit?« flüsterte er.
    Ihre Hände strichen über etwas Kleines und Metallisches unter dem Stoff seines Wamses und verharrten dort. Instinktiv richteten sich seine Nackenhärchen auf. Er sprang zurück.
    Kyrene hob die Hand, nur daß sie jetzt einen bösartig aussehenden Dolch mit gekrümmter Klinge hielt. »Gebt mir den Stein!« fauchte sie.
    Er schüttelte den Kopf und drückte sich mit dem Rücken an die Wand. Was hatte er getan? Nein, was hatte sie getan? Dann wußte er es, und ein Stöhnen entfuhr seinen Lippen.
    »Ihr seid eine von ihnen.« Um ein Haar hätte er sich übergeben. »Ihr seid eine von ihnen, nicht wahr?«
    »Gebt mir den Stein, Travis. Ich muß ihn haben.« Sie deutete mit dem Dolch an die Wand. »Er zieht sie vor, seine ach so kostbaren Fahlen. Wie ich sie verabscheue! Aber wer wird sein größter Favorit sein, wenn ich es bin, die ihm Sinfathisar bringt?«
    »Nein.« Er umklammerte die Schatulle.
    »Wehrt Euch nicht, mein Lieber. Ihr müßt nicht sterben, nicht ein so attraktives Ding, wie Ihr es seid.« Sie breitete die Arme aus. »Kommt, schließt Euch mir an. Ich kann Euch zu ihnen bringen, sie können auch Euch eins geben. Und unsere Schönheit wird niemals verwelken!«
    Starr vor Entsetzen konnte er sie bloß anstarren.
    Sie trat näher an ihn heran. »Es ist nicht so, wie Ihr glaubt. Nichts ist so zerbrechlich wie ein menschliches Herz. Ihr könnt Euch nicht vorstellen, wie es ist, davon befreit zu sein.« Verzückung verzerrte ihre perfekten Züge. »Ich bin jetzt so stark, so mächtig. Mich können weder Schmerz, Furcht noch Leid berühren.«
    Travis schaute in ihr leeres

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