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Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige

Titel: Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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danach. Es war seine Kleidung.
    Als er in seine Sachen geschlüpft war, waren die Flammen in sich zusammengefallen. Sie entließen eine schwarze Rauchwolke in die Luft und verloschen. Auf der Totenbahre lagen drei schwarze, in eine reglose Umarmung verstrickte Hüllen. Beltan drehte sich um und humpelte aus der Gruft. Dabei schnappte er sich von einem der schlafenden Könige das alte Schwert.
    »Tut mir leid«, sagte er. »Ich brauche das dringender als du.«
    Er mußte Travis finden.
    Kyrene war verrückt und böse gewesen, aber irgendwie wußte Beltan, daß sie zumindest teilweise die Wahrheit gesagt hatte. Ob der Fahle König ihn nun gefangengenommen hatte oder nicht, Travis schwebte in Gefahr.
    Der blonde Ritter fing an zu laufen. Die Wände schienen zu pulsieren, und die Gänge dehnten sich in die Länge und zogen sich wieder zusammen. Eine Nachwirkung des Hexengifts. Seine Glieder waren noch immer steif, und er stolperte oft, aber das Feuer war zu scharfen Nadelstichen verblaßt. Er biß die Zähne zusammen und lief weiter.
    Wo würde er Travis finden? Er zermarterte sich das Hirn, dann wußte er es. Im Großen Saal. Sie alle waren dorthin unterwegs gewesen, um beim Wintersonnenwendfest den Mörder zu entlarven. Er bog um eine Ecke …
     … und blieb stehen. Aus einem Seitenkorridor flackerte ein unheimlicher Lichtschein. Er kannte dieses Licht, er hatte es auf der Flucht in die Tiefen des Weißen Turmes der Runenbinder gesehen.
    »Phantomschatten«, flüsterte er.
    Falken hatte gesagt, sie wären hinter dem Großen Stein her, dem Stein, den Travis bei sich trug …
    Beltan stürzte sich in den Gang und auf das metallische Licht zu. Der Ritter vergaß seine Schmerzen, vergaß die Unbeweglichkeit seiner Glieder. Der grelle Schein wurde heller. Seine Quelle lag direkt hinter der nächsten Ecke. Beltan griff das Schwert fester, zwang seinen schlanken Körper vorwärts und setzte mit einem Sprung um die Ecke.
    Das grelle Licht war verschwunden. Beltan kam stolpernd zum Halt. Bis auf einen schwachen blauen Glanz, der sich aus einer offenen Tür ergoß, war es in der Sackgasse ziemlich dunkel. Es herrschte eine bittere Kälte, hartgefrorene Schneeflocken prallten gegen seine Wangen. Er trat näher heran und erblickte in den Schatten neben der Tür eine zusammengekrümmte Gestalt. Sie schob sich in den blauen Schimmer hinein.
    Beltan kannte sie: das alte Weib aus König Kels Festung. Aber wie konnte sie hier sein? Und warum?
    »Das spielt keine Rolle, Ritter-Hüter«, sagte sie mit ihrer kreidigen Stimme.
    Er erschauderte. Hatte sie seine Gedanken gelesen?
    Grisla deutete mit dem Kopf auf die offene Tür. Er sah hin und keuchte erstaunt; der Atem erstarrte zu einem kleinen Dampfwölkchen. Jenseits der Tür lag ein verschneites Tal, das vom Mondlicht erhellt wurde. Scharfkantige Berge bohrten sich in den Nachthimmel. Beltan entdeckte Fußspuren in der Schneedecke, die bereits wieder von dem fallenden weißen Niederschlag aufgefüllt und unkenntlich gemacht wurden.
    »Er ist dir vorausgegangen«, sagte die Alte.
    Beltan sah sie an. »Travis?«
    Sie zeigte mit einer verkrümmten Hand auf die Tür. »Folge ihm, Ritter-Hüter, wenn dein Herz stark genug ist. Sein Weg steckt noch voller Gefahren.«
    Beltan wollte den Kopf schütteln. Es war unmöglich. Diese Tür konnte es dort nicht geben, er mußte sich irren. Das alles war nichts als eine verrückte Vision, hervorgerufen durch Kyrenes Gift. Er atmete die kalte Luft ein. Es spielte keine Rolle, ob die Tür nun unmöglich war oder nicht. Travis war durch sie hindurchgegangen. Er mußte ihm folgen.
    »Beeil dich«, sagte Grisla.
    Der Ritter umklammerte sein Schwert und trat über die Schwelle in das dahinterliegende eisige Tal.

43
    Schreie hallten durch Calaveres Großen Saal.      
    Grace konnte den Blick nicht von den spindeldürren Gestalten wenden, die sich durch die hohen Fenster schoben. Die Feydrim ließen sich von den Dachbalken fallen und rutschten an den Wandteppichen hinunter, die sie dabei mit ihren Klauen zerfetzten. In dem verzweifelten Bemühen, vor den im Saal landenden Kreaturen zu fliehen, liefen viele der Gäste einander einfach über den Haufen. Tische kippten um, Pokale und Teller landeten scheppernd auf dem Boden. Eine Gruppe Feiernder rannte gegen die Saaltür an wie eine Welle gegen den Strand. Aber die mit Eisenbeschlägen verstärkten Türhälften blieben verschlossen, als hätte man sie von außen versperrt. Die ersten der Adligen und

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