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Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige

Titel: Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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er spürte sie nicht. Der Körper unterhalb seines Kopfes hätte ebensogut einer anderen Person gehören können.
    Er richtete die Augen auf die Steinbögen an der Decke. Aus den Augenwinkeln konnte er gerade noch eben ähnliche Platten sehen wie die, auf der er lag. Ja, er kannte diesen Ort.
    Kyrene bemerkte seinen suchenden Blick. »Gefällt Euch meine Wahl, mein Lieber?« Sie breitete die Arme aus. »Die Gruft der Könige. Welch besseren Ort könnte es geben, um zu sterben und wiedergeboren zu werden?«
    »Was …?« Dieses eine Wort war alles, das er herausbrachte.
    »Was ich damit sagen will, mein Lieber?« Sie lachte, und der harte, ungesunde Laut hallte von den Wänden und Säulen wider. »Aber ich glaube, das wißt Ihr.«
    Die Gräfin beugte sich über ihn. Das Vorderteil ihres Gewandes war geöffnet, und der Stoff teilte sich bei der Bewegung und enthüllte die weiße Fläche zwischen ihren Brüsten – und eine dicke, eiternde Kruste.
    Seine Augen weiteten sich. Sie streichelte sein Gesicht.
    »Ja, mein Lieber, davon spreche ich.« Sie roch nach Blut. »Bald werdet Ihr wie ich sein. Bald werdet Ihr wissen, wie es ist, über echte Kraft zu verfügen.«
    Kyrene wandte sich ab und ging zu einer anderen Totenbahre. Beltan schaute ihr hinterher, aber dann bemerkte er eine kleine Bewegung. Er sah auf seine rechte Hand. Seine Finger krümmten und streckten sich wieder. Er starrte die Hand an, als würde sie nicht ihm gehören.
    Kyrene drehte sich wieder um. Beltan setzte seine ganze Willenskraft ein, um seiner Hand zu befehlen, reglos dazuliegen, und sie rührte sich nicht mehr. War das ein Zufall gewesen, oder hatte er sie kontrolliert? Er mußte daran glauben, daß er es war. Er konnte sich bewegen. Und selbst wenn es nur eine Zuckung gewesen war, bedeutete es doch, daß sie sich irrte. Vielleicht hatte ihre Magie doch nicht so gut funktioniert, wie sie glaubte. Schließlich hatte sie auch nicht damit gerechnet, daß er aufwachte. Wenn es ihm gelang, sie abzulenken, sie am Reden zu halten, würde vielleicht genug Zeit dasein …
    Kyrene kam wieder auf ihn zu. Sie hielt zwei Gegenstände. Einen Dolch mit einem Griff aus Onyx. Einen unfertig aussehenden Klumpen Eisen von der Größe einer Männerfaust. Ihm wurde übel.
    In ihren smaragdgrünen Augen flackerte Wahnsinn und Triumph. »Ja, mein Lieber, das ist für Euch.«
    Sie legte den Eisenklumpen mitten auf seine nackte Brust. Er war schwer und entsetzlich kalt. Begreifen durchdrang Beltans Furcht. Er konnte ihn fühlen, obwohl er noch vor einem Moment nicht in der Lage gewesen war, irgend etwas auf der Haut zu spüren.
    »Die – dazu nötige Magie ist sehr einfach.« Kyrene fuhr mit dem Finger über die Wunde zwischen ihren Brüsten. »Einfach und wundervoll zugleich. Ich muß nur Euer Herz rausschneiden und dafür das hier an die Stelle schieben, wo es in Eurer Brust schlug. Der Tod wird rückgängig gemacht, und Ihr werdet wiedergeboren werden, und zwar stärker, als Ihr es Euch jemals hättet vorstellen können. Zuerst ist da Schmerz, ja. Aber schon bald wird Schmerz für Euch keine Rolle mehr spielen.«
    Er bekam eine Gänsehaut. Hatte sie es bemerkt? Nein, ihr Blick war auf das Herz aus Eisen gerichtet. Seine Glieder fühlten sich jetzt an, als stünden sie in Flammen, aber das war besser als die Taubheit, besser als das Schicksal, das sie für ihn bereit hielt. Aber er brauchte mehr Zeit. Er öffnete den Mund und zwang sich zu sprechen.
    »Nein …«
    Kyrene sah ihm wieder ins Gesicht. »Wehrt Euch nicht, mein Liebling. Das ist sinnlos.« Ihr Lächeln war so scharf wie der Dolch in ihrer Hand. »Außerdem werdet Ihr auf diese Weise wieder mit Eurem Freund Travis Wilder vereinigt.«
    Beltan verspürte eine Woge der Furcht, sein Herz war plötzlich so kalt und hart, als wäre es bereits durch ein Stück Eisen ersetzt worden.
    »Was … habt …?«
    »Was ich mit ihm gemacht habe?« Ihr entfuhr ein eiskaltes Lachen. »Ich habe ihm nichts angetan. Euer edler kleiner Freund ist jetzt in der Gewalt meines Meisters, so wie Ihr in der meinen. Begreift Ihr nicht? Es ist besser, sich uns anzuschließen. Auf diese Weise könnt Ihr wieder mit ihm zusammen sein.«
    Wut mischte sich in seine Angst. Hatte sie Travis etwas angetan, irgend etwas, würde er … nein, er mußte kühlen Kopf behalten, nur auf diese Weise konnte er Travis helfen. Er konnte die Füße bewegen, da war er sich sicher, obwohl er es nicht ausprobieren wollte, sie durfte es nicht sehen. Nur

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