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Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige

Titel: Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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durchqueren.«
    Grace befeuchtete sich die Lippen. »Und wenn Falken recht hat?«
    Logren musterte sie. »Ihr glaubt ihm, nicht wahr?« Er hob die Hand, um sie am Sprechen zu hindern. »Nein, streitet es nicht ab. Ich kann nicht mit Bestimmtheit sagen, ob Falken Schwarzhand wirklich das ist, was er behauptet zu sein, aber was auch immer die Leute über den Grimmigen Barden sagen, man sollte ihn keinesfalls auf die leichte Schulter nehmen. Doch sollte der Fahle König in der Tat aktiv sein, ist es genauso närrisch, die Armeen der Domänen nach Norden zu schicken. Es besteht nicht die geringste Aussicht, daß wir eine Armee von der Größe aufstellen, wie es den Geschichten zufolge Ulther und Elsara taten. Es ist besser, hier zu bleiben, die Domänen zu beschützen und nach den Imsari zu suchen, den Großen Steinen, die laut den Mythen den Schlüssel zur Macht des Fahlen Königs darstellen.«
    Er nahm die Karaffe Wein und schenkte ihr nach. »Wie Ihr seht, Mylady, es gibt in beiden Fällen keinen Grund, die Domänen zum Krieg rüsten zu lassen. Königin Eminda kann schroff sein, das weiß keiner besser als ich, aber sie hat sich so entschieden, um Eredane und die anderen Domänen zu beschützen, und nicht, um ihnen zu schaden.«
    Grace hob den Pokal mit zitternden Händen und trank. Sie mußte zugeben, daß Logrens Worte wieder einen Sinn ergaben. Boreas schien um jeden Preis den Krieg zu wollen, ohne andere Möglichkeiten in Erwägung zu ziehen. Sie war sich nicht sicher, ob sie anders als Königin Eminda entschieden hätte.
    Die Wärme des Weins stieg in ihr auf, und jetzt ließ sie zu, daß sie sich an Logren satt sah. Sie hatte noch keinen Mann kennengelernt, der so ruhig, so von Vernunft beherrscht erschien. Und doch hatte sie ihn im Garten gesehen. Wie konnte jemand, der so klug war, sich von Kyrenes belangloser Magie einfangen lassen? Doch in dem Augenblick, in dem sie die Frage stellte, kannte sie auch schon die Antwort. Logren war groß, attraktiv und stark. Seine Pflichten und sein schmuckloses Gemach konnten ihn unmöglich immer ausfüllen.
    Grace stellte den Pokal ab. Auf jeden Fall war es eine Erleichterung, daß ihre wahren Absichten nun offengelegt waren, und sie hatte tatsächlich eine Antwort erhalten, die sie Boreas präsentieren konnte. »Es tut mir so leid, Euch auf diese Weise belästigt zu haben, Lord Logren. Ich werde jetzt gehen.«
    Eine Hand auf ihrem Arm hielt sie davon ab, sich abzuwenden. »Mylady, ich habe Euch nicht gebeten zu gehen.«
    Grace starrte die Hand an, als hätte er sie geschlagen. Seine Haut war dunkler als die ihre, große Adern zeichneten sich darunter ab. Sie sah ihn wieder im Garten, nackt in der Kälte, weiße Arme, die sich um seinen Rücken schlangen. Nur daß diesmal, als die Frau aufblickte, ihre Augen mit Gold gesprenkelt waren.
    Grace riß den Arm zurück. »Nein …«
    Er trat zurück und verneigte sich. »Wie Mylady wünscht. Ich entschuldige mich, sollte ich Euch zu nahe getreten sein.«
    Nein, das hatte sie nicht gemeint. So war er nicht. Er war in jeder Weise ein Ehrenmann. Sie hatte sich selbst gemeint. Aber wie sollte sie ihm das erklären können?
    »Ich muß gehen«, sagte sie.
    Grace erinnerte sich später nicht mehr daran, seine Tür geöffnet zu haben. Als nächstes wurde sie sich bewußt, daß sie ziellos den Korridor entlanglief. Als sie das Bild von Logren im Garten heraufbeschworen hatte, war die Frau nicht Kyrene gewesen. Sondern sie selbst.
    Und warum auch nicht, Grace? Warum solltest du es nicht sein? Man hat es dir gestohlen, und du hast dich so viele Jahre lang gefürchtet. Warum solltest nicht du es sein, die von nun an daraus ihre Kraft schöpft?
    Sie schüttelte den Kopf, nahm die Umgebung wieder bewußt wahr und erkannte, daß sie stehengeblieben war. Sie stand vor einer Tür. Neben dem Torbogen hing in einem Ständer ein Banner, gelb auf grün: Toloria. Dies war Königin Ivalaines Gemach. Grace schaute zu einem hohen Fenster hoch und sah ein Stück schiefergrauen Himmel. Irgendwo sangen Tauben ihr trauriges Lied. Eine Gänsehaut überkam sie – die Dämmerung war hereingebrochen.
    Neben ihr raschelte es leise. Grace blickte in zwei große blaue Augen.
    »Ich habe nicht geglaubt, daß ich kommen würde«, sagte Aryn mit leiser Stimme.
    »Ich auch nicht.«
    Ihre Hände fanden sich und ließen nicht los.
    »Was auf Eldh tun wir da, Grace?«
    Sie holte tief Luft. »Ich weiß es nicht.«
    Die beiden Frauen hielten einander noch fester. Die

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