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Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige

Titel: Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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entscheiden?«
    Bernsteinfarbene Augen richteten sich auf ihn. »Und was möchtest du gern entscheiden, mein Bester?«
    Er öffnete den Mund zu einer ärgerlichen Erwiderung, aber ihm fielen keine passenden Worte ein.
    Falken legte ihm die behandschuhte Hand auf die Schulter. »Das geht schon in Ordnung, Travis. Rin und Jemis können dich viel besser unterrichten als ich.«
    Travis nickte schweigend. Melia und Falken setzten sich wieder in Bewegung, aber dann blieb die Lady stehen und wandte sich noch einmal Travis zu.
    »Übrigens, Travis«, sagte sie. »Ich hatte noch keine Gelegenheit, dir dies zu sagen, aber du warst sehr mutig, als du neulich abends Lady Grace gegen den Feydrim beigestanden hast.«
    Er konnte dem Barden und der Lady bloß hinterherstarren, als die beiden weitergingen und in der Menge verschwanden.
    Dann schüttelte er den Kopf. Vielleicht hatte Bruder Cy recht gehabt. Vielleicht hatte er ja doch eine Wahl. Er blickte zu dem Turm der Runensprecher empor und rieb sich die rechte Hand.
    Aber nur vielleicht.

12
    Grace starrte auf die ebene Oberfläche der Tür. Es kam ihr vor, als würde sie schon seit einer Ewigkeit hier stehen, dabei konnten es kaum mehr als fünf Minuten sein. Trotzdem hatte sie Glück gehabt, daß kein Diener oder Adliger vorbeigekommen war. Sollte sie jemand dort stehen sehen, wäre sie gezwungen zu klopfen. Schließlich taten das normale Leute, die vor Türen standen.
    Und warum kannst du es dann nicht, Grace? Es ist ja nicht gerade so, daß dich auf der anderen Seite dein Untergang erwartet. Es ist bloß ein Mann, das ist alles. Nur daß der Mann auf der anderen Seite der Tür nicht irgendein Mann war. Das Gemach gehörte Logren von Eredane. Sie hob die Hand, konnte sich jedoch nicht dazu überwinden, an das Holz zu pochen.
    Das war alles Aryns Schuld. Nach der Begegnung mit Ivalaine früher am Tag waren Grace und die Baronesse durch das Schloß bis zu Boreas’ Gemächern gerannt. Grace hatte erwartet, ihn außer sich vor Wut vorzufinden, wie er im Raum umherstampfte, Flüche ausstieß und jeden Gegenstand durch das Zimmer warf, der das Pech hatte, ihm im Weg zu stehen – Stühle, Tische, niedere Adlige. Statt dessen hatte der König in der Nähe des Kamins gesessen, ganz ruhig und beherrscht, und irgendwie hatte das Grace noch viel mehr Angst eingejagt. Einen zornigen Stier konnte man wenigstens kommen sehen.
    Die Audienz war kurz gewesen. Boreas war ungehalten über Falkens Ausbruch und die voreilige Entscheidung des Rates – Grace hatte noch nie erlebt, daß jemand das Wort ungehalten wie ein Mordmotiv klingen ließ. Der Rat sollte in drei Tagen erneut zusammentreten, und Boreas wollte herausfinden, warum die erste Abstimmung dieses Ergebnis gehabt hatte, damit die zweite anders ausging. Überflüssig zu erwähnen, daß Grace ihm dabei helfen würde.
    Es fiel nicht schwer, die Entscheidungen einiger der Herrscher zu verstehen. Sorrins Entschluß konnte durch seinen Wahnsinn erklärt werden. Und Lysandir folgte offensichtlich Emindas Führung. So stellte nur die Königin von Eredane das einzige echte Rätsel dar – natürlich abgesehen von Ivalaine, aber anscheinend hatte Boreas seine eigenen Vermutungen, was das betraf.
    »Eine Hexe entscheidet immer, was richtig und vernünftig wäre, und tut dann das genaue Gegenteil«, hatte er mit grollender Stimme gesagt.
    Grace hatte sich bloß auf die Zunge gebissen und seinen Befehlen zugehört. Aryn hatte dem König vor einiger Zeit von Graces Unterhaltung mit Logren von Eredane berichtet. Jetzt wollte Boreas, daß sie Logren einen Besuch abstattete und herauszubekommen versuchte, warum sich Königin Eminda gegen den Krieg entschieden hatte, was sie bei dem Rat zu erreichen hoffte und – das war das wichtigste – was sie fürchtete.
    Grace hatte protestiert. Doch der Versuch, zu erklären, daß Logren und sie sich nur einmal miteinander unterhalten und danach lediglich ein paarmal Grüße ausgetauscht hatten und sie alles andere als Freunde waren, war nutzlos gewesen. Sie hatte Aryn einen aufgebrachten Blick zugeworfen, den die Baronesse mit einem hilflosen Schulterzucken beantwortete, dann hatte Grace den Kopf gesenkt und die einzigen drei Worte gemurmelt, die garantierten, daß er auch morgen noch auf ihren Schultern ruhte.
    »Ja, Euer Majestät.«
    Das Stampfen von Stiefeln riß Grace aus ihrer Lähmung. Jemand kam den Korridor entlang. Sie klopfte so hart an die Tür, daß ihre Knöchel schmerzten. Sie wartete; das

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