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Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige

Titel: Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Wahl getroffen hatten – und bis jetzt hatte Ivalaine sich enthalten. Nun sollte jeder Herrscher einen Bericht über den Zustand seiner oder ihrer Domäne abgeben. Jeder König und jede Königin bekam zwei volle Sitzungen zugestanden. Die Unterbrechungen mitgerechnet würde es mehr als vierzehn Tage dauern, bevor diese Phase der Versammlung abgeschlossen war – eine Tatsache, über die Falken natürlich nur wenig begeistert war.
    Der Barde fuhr sich mit der Hand durch das schulterlange Haar. »Wir können hier nicht einfach rumsitzen und abwarten, während jeder kleine Berater eines jeden Herrschers sich in unerträglichen Einzelheiten über die Gesundheit der diesjährigen Kälber in jeder einzelnen Provinz seiner Domäne ausläßt.«
    »Das kann ich schon«, sagte Melia. »Vor allem auf diesem Stuhl. Er ist sehr bequem. Ich glaube, es ist Roßhaar. Ich frage mich, ob König Boreas mir so einen Stuhl anfertigen lassen könnte.«
    Falken starrte sie finster an.
    »Außerdem ist manchmal Geduld gefragt, Falken«, fuhr Melia fort. »Ich hätte gedacht, daß von allen Leuten du das wissen solltest.«
    »Und manchmal, wenn man zu lange wartet, wachst du auf und erkennst, daß alles, was dir wichtig ist, zu Staub zerfallen ist.«
    Melias Miene drückte Mitgefühl aus, ihre Stimme war sanft. »Keine Angst, Falken. Nur das erste Siegel des Runentors ist gebrochen. Wir haben noch immer Zeit, und es ist durchaus möglich, daß sich der Rat zu einer Mobilmachung entscheidet. In der Zwischenzeit können wir mit dem weitermachen, was wir bis jetzt getan haben – beobachten und lernen. Dieses Wissen wird uns helfen.«
    Falken grunzte, verzichtete aber auf eine Antwort.
    Travis nahm den Umhang von den Schultern und legte ihn auf sein Bett. Melia bemerkte seine schlammverkrusteten Stiefel.
    »Wie rücksichtsvoll von dir, ein wenig von dem Hof ins Gemach zu tragen, Travis, wo du doch weißt, wie ungern ich in der Kälte nach draußen gehe.«
    »Äh, keine Ursache«, sagte er lahm.
    Melias Gesichtsausdruck war nicht ganz so nachgiebig wie Granit.
    Er unternahm noch einen Versuch. »Ich hole einen Lappen.«
    Sie lächelte und lehnte sich in ihren Stuhl zurück. »Ich glaube, so langsam verstehst du, mein Bester.«
    »Du bist früh hier«, sagte Falken, als Travis den Dreck vom Boden aufwischte.
    »König Boreas hat Rin und Jemis zu sich befohlen«, erzählte Travis auf Händen und Knien.
    »Vermutlich will er wissen, was ihre Runen über den Rat zu sagen haben.« Der Barde runzelte die Stirn. »Und wie läuft’s?«
    »Ganz gut. Nur daß ich noch keine einzige Rune gesprochen habe. Jemis läßt mich den ganzen Tag mit Tafel und Griffel üben.«
    »Gut.«
    Es war nicht nötig, daß Falken mehr sagte. Travis würde den Zwischenfall in dem Talathrin nie vergessen, als er Lir, die Rune des Lichts, falsch zeichnete.
    Das schwarze Kätzchen hatte wieder auf Melias Schoß Platz genommen – das winzige Wesen schien nach Belieben aus den Schatten springen und sich wieder in Luft auflösen zu können. Außerdem biß es Travis mit Begeisterung in die Knöchel. Er behielt das Tier im Auge.
    »Nun, ich bin sicher, daß wir etwas für Travis zu tun finden«, sagte Melia.
    »Habt Ihr Beltan gesehen?« fragte er in hoffnungsvollem Tonfall.
    Melia starrte wortlos ins Feuer. Vielleicht war es das flackernde Licht, aber ihr majestätisches Gesicht sah traurig aus.
    »Er ist beschäftigt«, sagte Falken schroff.
    Was hatte das nun wieder zu bedeuten? Seit der Ankunft auf Calavere verhielt sich Beltan merkwürdig, und wie gewöhnlich wollte keiner darüber sprechen. Travis vermißte den blonden Ritter. Er seufzte und schrubbte weiter.
    Ein Pochen an der Tür ließ alle zusammenzucken. Travis glaubte, es müsse sich um Beltan handeln, aber als Falken die Tür öffnete, stand nicht der schlanke Ritter auf der Schwelle.
    »Lady Grace«, sagte Falken. »Wollt Ihr nicht hereinkommen?«
    »Ja … danke.«
    Erneut kam Travis der Gedanke, wie sehr sie doch hierher zu gehören schien. Er versuchte sie sich in Chirurgenkittel und Maske vorzustellen, ein Skalpell in der Hand. Es war machbar, aber das Bild der Lady in dem purpurfarbenen Gewand überlagerte ständig das Bild der Ärztin.
    Melia stand auf, und das Kätzchen landete mit einem Schnurren auf dem Boden.
    »Guten Tag, Lady Grace.« Melia konnte ihre Neugier nur schlecht verbergen.
    Seit der ersten Zusammenkunft des Rates vor vier Tagen hatte keiner von ihnen mehr mit Grace gesprochen, dem Morgen,

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