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Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige

Titel: Die letzte Rune 02 - Der fahle Könige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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dieser … der Welt?«
    »Ja, das ist richtig. Aber es ist auch der Name der Ersten Rune, und indem er ihn aussprach, erschuf der Weltenschmied die Welt und ließ sie sich in den Nebeln drehen.« Rin malte ein Rechteck auf die Wachstafel, dann teilte er es mit einem Strich in zwei Hälften.

    »Danach verband der Weltenschmied die Rune Eldh mit dem Inneren des Dämmerungssteins, damit die Welt Beständigkeit erfuhr. Dann sprach er die Runen der Sonne und des Mondes und der Sterne, und sie traten in Erscheinung. Das war erst der Anfang. Himmel und Berge, Fluß und Ozean, Baum und Stein – als der Weltenschmied ihre Namen aussprach, erschienen sie, und für jeden Namen gab es eine Rune, deren Macht er mit dem Inneren Dämmerungsstein verband, damit alle Dinge auf der Welt niemals vergehen würden.«
    Travis begriff langsam, und mit dem Verstehen kam wachsende Aufregung. »Also hat alles auf der Welt einen Namen? Und eine Rune, die dazugehört?«
    Rin nickte. »Ja. Und wenn du eine Rune sprichst, beschwörst du die in ihr liegende Macht, genau wie der Weltenschmied am Anfang.«
    Travis kratzte sich den Bart und versuchte alles zu verstehen, was Rin und Jemis gesagt hatten. Es war eine schöne Geschichte, aber auch nur ein Mythos, oder etwa nicht?
    Ein Mythos wie die Phantomschatten? Wie die Feydrim?
    »Da gibt es eine Sache, die ich nicht verstehe«, sagte er. »Ihr sagt, der gute alte Gott Olrig hat das Geheimnis der Runen verraten. Aber Falken sagte … ich meine, ich dachte, daß niemand mehr an die Alten Götter glaubt.«
    Jemis ließ die Hand auf die Tafel niedersausen und stieß sie zu Boden. Sowohl Travis wie auch Rin starrten ihn mit offenstehenden Mündern an.
    »Sie sind Narren!« Die Augen des älteren Runensprechers funkelten im Licht der Kohlenpfanne. »Die Ersten zogen sich vor langer Zeit in die Nebel zurück, in das Zwielichtreich. Sie ließen die polternden und ungestümen Neuen Götter von Tarras in Falengarth wandeln. Ihre Zeit war vorbei. Aber glaubt nicht, daß es die Alten Götter nicht mehr gibt, nur weil sie fern von uns sind.« Er stand stocksteif da, bebte am ganzen Leib. »Eldh hat einst ihnen gehört, und das wird auch wieder so sein!«
    Jemis erschauderte, und er strich sich mit der Hand über die Augen. Jedes Leben schien aus ihnen gewichen, sie waren so matt wie Steine. »Deine erste Lektion ist zu Ende«, sagte er tonlos. Er drehte sich um, huschte die Stufen hinauf, die an der Innenseite des Turms spiralenförmig nach oben führten, und verschwand durch eine Tür.
    Travis blickte Rin an. »Es tut mir leid.«
    Rin schüttelte den Kopf. »Keine Sorge, Travis. Manchmal glaube ich, daß es einem, wenn man älter wird, schwerfällt zuzusehen, wie sich die Dinge verändern, das ist alles.«
    »Glaubt Ihr, daß er recht hat? Glaubt Ihr, daß die Alten Götter zurückkehren?«
    »Da liegen Käse und Brot, unser Mittagessen«, erwiderte Rin. »Du solltest etwas essen, bevor ich dir zeige, wie man den Griffel und die Tafel benutzt.«
    Travis nickte und half Rin schweigend, die Mahlzeit vorzubereiten.

14
    Travis verließ den verfallenen Turm der Runensprecher und griff nach den Säumen des Nebelmantels, als der Wind durch sein Wams schnitt. An jedem neuen Tag war es kälter als zuvor. Selbst im Winterwald war es seiner Erinnerung nach nicht so frostig gewesen wie hier, aber dort hatten die Valsindar einen gewissen Schutz vor den düsteren Wolken geboten, die vom Fal Threndur heruntergeweht waren.
    Travis blickte zum Himmel auf. Er war hell und unbeweglich, von dunklen Wolken war keine Spur zu sehen. Aber irgendwann werden sie heraufziehen, oder nicht? Es sind seine Wolken, die des Fahlen Königs. Im Augenblick verharren sie in der Nähe zu Imbrifale. Darum konnten Falken und ich sie nicht sehen, als wir den Winterwald verließen, als wir nach Kelcior reisten. Aber das wird nicht so bleiben, oder?
    Er zitterte, zog den Mantel enger und versuchte nicht darüber nachzudenken, wie lange es dauern würde, bevor er am Firmament die eisenschwarzen Wolken erblickte, die aus dem Norden kamen, um Calaveres neun Türme zu verschlucken.
    Als er das Gemach betrat, das er sich mit Falken und Melia teilte, waren die beiden tief in eine Diskussion über den Rat der Könige verstrickt. Soweit es Travis mitbekam, war der Rat am Morgen wieder zusammengetreten, obwohl Falken bereits eine Abstimmung erzwungen hatte. Dem Barden zufolge war keine Abstimmung bindend, solange nicht alle Könige und Königinnen ihre

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