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Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung

Titel: Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Schritte. Die Krondrim waren jetzt ein gutes Stück von ihnen entfernt – und brauchten nur noch wenige Schritte bis zum Fuß der Brücke.
    Grace warf einen Blick über die Schulter zu den Kindern, die sechs Meter weiter hinter ihr auf der Brücke standen. »Daynen, du rührst dich nicht von der Stelle. Und halte Tira fest. Hast du mich verstanden?«
    Er nickte mit weit aufgerissenen blinden Augen und verstärkte den Griff um Tiras Schultern. Grace wandte den Kopf, und ein sengender Hitzeschwall traf sie mitten ins Gesicht. Sie zwang ihre Beine, sich in unbewegliche Säulen zu verwandeln. Wenn sie die Verbrannten aufhalten konnte, und sei es auch nur für ein paar Sekunden, hatten die Ritter möglicherweise genug Zeit, die Kinder zu retten.
    Und wie willst du das schaffen, Grace?
    Aber sie kannte bereits die Antwort auf diese Frage. Trotz seiner ganzen Zerbrechlichkeit wurde Fleisch nicht so schnell aufgezehrt. Selbst das glühend heiße Feuer des Krankenhauskrematoriums brauchte seine Zeit, um einen Körper in Asche zu verwandeln.
    Ein Ruf übertönte das Prasseln des brennenden Grases. »Adagar! Angriff!«
    Eines der Pferde stieg auf die Hinterbeine: Meridars Schlachtroß. Der Hengst stieß ein lautes Wiehern aus, sein Maul war mit Schaum bedeckt, und das Weiße seiner Augen war zu sehen. Aber er war so gut trainiert, daß er dem Befehl seines Herrn gehorchte. Er löste sich aus der Gruppe der Pferde und stürmte direkt in die Reihe der näher kommenden Krondrim. Hufe traten zu und schlugen Funken aus harter Haut. Mehrere Verbrannte gingen taumelnd zu Boden – und kamen wieder hoch. Schwarzglänzende Obsidianhände streckten sich aus und strichen über schimmernde Flanken.
    Der Hengst stieß ein Wiehern aus, ein winselnder, unglaublich schriller Laut, der Graces Nerven zusetzte. Das Pferd krachte mit zuckenden Beinen zu Boden, als Flammen es schneller einhüllten, als sie je für möglich gehalten hätte. Die Ritter stießen laute Flüche aus, aber sie wurden von einem neuen Wiehern übertönt. Dann brach der Laut ab, als sich die Pferdebeine streckten und erstarrten. Die Krondrim umgingen den qualmenden Kadaver und setzten ihren Vorstoß auf die Brücke fort.
    Nun waren die Wesen nahe genug, daß Grace ihre Züge erkennen konnte. Auf gewisse Weise erschienen sie noch immer menschlich. Hier und da ließen Ausbuchtungen an Nasen, Kinne und Brüste denken. Die Haut war glatt und strukturlos und erinnerte an vulkanisches Glas, wies dabei aber ein Netzwerk aus Spalten auf, durch die sich eine rotglühende, blutähnliche Lumineszenz wälzte.
    Durge und Beltan eilten hinter den Kreaturen her. Meridar folgte ihnen. Aber Grace wußte, daß die Männer nicht rechtzeitig dasein würden. Sie blickte in Augen, die schwarze Steine zu sein schienen: Sie waren hart, spiegelten und waren vollkommen leblos.
    Aryn flüsterte ein Gebet an die Göttin Yesaia. Lirith summte ebenfalls etwas; Grace schnappte einmal das Wort Sia auf. Sie öffnete den Mund, aber welche Worte konnte sie schon sagen? Zu welchen Göttern beten? Hätte sie an einen Gott geglaubt, hätte sie ihn beschworen, den Fluß zu teilen, das Wasser in den Himmel steigen und dann auf diejenigen niedergehen zu lassen, die umherwandelten und töteten. Aber sie hatte keinen Glauben.
    Dann mache es selbst. Spiele Gott. Tun Ärzte das denn nicht jeden Tag?
    Es blieb keine Zeit mehr zum Nachdenken. Obsidianhände streckten sich nach ihr aus. Aryn schrie auf. Ein seltsames, knisterndes Geräusch ertönte, und Grace war sich undeutlich bewußt, daß das ihr Haar war, das sich durch die Hitze wellte und zusammenschrumpfte. Sie schloß die Augen und griff mit der Gabe zu.
    Diesmal hatte sie keine Angst vor dem finsteren Schatten, der am Rand ihrer Sicht lauerte und verhinderte, daß sie die Gabe im vollen Umfang nutzen konnte. Sie mußte dem Lebensfaden – ihrem Faden – nicht folgen, der dort hineinführte. Ohne zu zögern griff sie nach den silbrigen Strängen, die Lirith und Aryn gehörten. Und wie ging es weiter?
    Du hast es bei dem Nebel geschafft, Grace. Wasser ist der gleiche Stoff, nur etwas dichter. Du brauchst ein besseres Netz, das ist alles.
    Es blieb keine Zeit, die Fäden der Weltenkraft zu verweben. Statt dessen stellte sie sich das Netz in seiner Gesamtheit vor, und dann war es plötzlich da und schimmerte in ihren Händen. Sie warf es in den dahinfließenden Strom aus Silber, von dem sie wußte, daß er der Fluß war, und keuchte auf, als seine Macht durch

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