Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung
setzte sich aber wieder in Bewegung.
Die anderen beiden Krondrim kamen heran, und Meridar und Beltan konnten sie genau wie zuvor Durge mit den Schwertern zurückstoßen. Aber ihre Klingen schienen die Ungeheuer nicht verletzen zu können. Ihre Haut war wie in Lava gehärteter Stein. Die Verbrannten kamen wieder heran, jetzt unterstützt vom Rest ihrer Art.
Allein und zu zweit schwankten die Krondrim auf den Fuß der Brücke zu, nur um von den wütenden Hieben der Ritter zurückgedrängt zu werden. Die Gesichter der Männer waren schweißüberströmt, und sie mußten ständig die Griffe ihrer heißen Schwerter neu fassen. Wie lange konnten sie dieser Feuerprobe standhalten? Und wie lange würden die Krondrim immer nur einer nach dem anderen angreifen?
Ein heißer, staubiger Luftschwall traf Graces Gesicht, Tränen rannen aus ihren brennenden Augen. Sie blinzelte die Tränen zurück …
… und sah Tira von ihr weglaufen.
»Tira!« zischte sie und griff nach dem Mädchen, aber es war schon zu spät. Sie war zu langsam. Tira bewegte sich auf den Ort des Kampfes zu, und Grace stieß einen erstickten Schrei aus. Dann drehte sich das Mädchen um, wich den stampfenden Beinen der furchterfüllten Pferde aus und ging am Flußufer in die Hocke, direkt rechts neben der Brücke. Kleine Wellen benetzten seine nackten Zehen. Die Kleine zog ihre angesengte Puppe aus dem Kittel, tauchte sie ins Wasser und sah in Graces Richtung.
Grace starrte wie gelähmt zurück. Was tat das Mädchen da nur? Dann tauchte Tira die Puppe erneut unter, und Grace verstand.
»Das Wasser!« rief sie den Rittern zu. »Wir müssen sie ins Wasser treiben. Das ist die einzige Möglichkeit, ihnen zu schaden.«
Keiner der Männer sah in ihre Richtung, aber Durges Grunzen verriet ihr, daß er verstanden hatte. Er wich zurück, direkt auf das Uferstück links von der Brücke zu, genau gegenüber von Tira und den Pferden. Beltan und Meridar taten es ihm gleich, und die Krondrim verfolgten sie. Tira rannte zurück in Graces Arme. Grace riß das Mädchen eng an sich. Wieso das Mädchen gewußt hatte, was zu tun war, war ein Geheimnis, das warten mußte.
»Bleib hier«, sagte sie zu Tira. »Daynen, du auch.« Sie schob sowohl das Mädchen wie auch den Jungen zurück auf die Brücke. Daynens Gesicht war eine Maske der Angst, als er Tira mit tastenden Händen fand und sie an sich zog. Grace drehte sich um und eilte zu den Frauen zurück, die am Fuß der Brücke stehengeblieben waren.
»Kommt!« zischte Meridar. »Versucht doch, diese Klinge zu schmelzen, bevor sie euch in zwei Hälften schneidet!«
Er drohte den Verbrannten mit dem Schwert. Sein Gesicht war mit Brandblasen übersät. Die Rüstungen der Ritter funkelten im Licht der kleinen Grasbrände, und Grace wußte, daß es unter all dem Eisen unerträglich heiß sein mußte.
»Treibt sie weiter auf das Wasser zu!« rief Beltan.
Durge grunzte seine Zustimmung. Die Ritter zogen sich weiter nach links zurück, und die Krondrim stolperten ihnen hinterher. Fünf Schritte vom Fluß entfernt, dann drei, dann nur noch einen. Die Absätze von Beltans Stiefeln berührten die Wellen, die ans Ufer spülten.
Die Verbrannten blieben stehen.
Die Ritter gingen noch einen Schritt zurück, bis sie bis zu den Knien im Wasser standen. Die Krondrim bewegten sich am Ufer auf und ab und streckten die onyxfarbenen Hände nach den Männern aus. Aber sie traten nicht ins Wasser.
Grace erkannte ihn – den Fehler in ihrem Plan. Wasser hatte die Macht, sie zu verletzen. Und das bedeutete, daß die Verbrannten den Rittern niemals in den Fluß folgen würden. Heiße Tränen ließen ihre Sicht verschwimmen.
»Grace.«
Liriths Stimme war leise, aber irgendwie durchdrang sie den Qualm und die Verzweiflung, die ihr das Denken so erschwerten.
»Grace, sieh her.«
Neben ihr ertönte ein gedämpftes Aufstöhnen. Aryn. Grace wischte sich mit den Fingern die Augen klar. Die Krondrim hatten sich vom Ufer abgewandt. Jetzt gingen sie in eine neue Richtung – eine, die dank Graces Plan nicht länger von den Rittern und ihren Schwertern blockiert war.
»Grace!« Aryns Stimme war ein heiseres Flüstern. »Was sollen wir tun?«
Grace zögerte, dann ergriff sie die Hände der beiden anderen Frauen. Lirith nickte ernst, und Aryn erwiderte ihren Griff. Gemeinsam sahen die drei Frauen zu, wie die Verbrannten auf sie zutaumelten.
5
Die Ritter stampften mit großem Getöse aus dem Fluß ans Ufer. Aber das Wasser verlangsamte ihre
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