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Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung

Titel: Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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sie hindurchfloß. Im Fluß gab es Leben, das der Nebel niemals hätte enthalten können. Um ein Haar hätte sie sich in den Myriaden schwimmender, treibender und umherflitzender Energiefunken verloren, die sich im Wasser befanden. Mühsam zwang sie sich von dem Abgrund zurück, packte das Netz und zog.
    Es war schwer, so schrecklich schwer. Sie schaffte es nicht; die Macht des Flusses war viel zu groß, zog sie in die Tiefe. Dann griffen neben ihr zwei Paar kühle, schimmernde Hände zu.
    Wir sind hier, Grace.
    Sie zogen gemeinsam, aber das Netz, das sie gewoben hatte, rührte sich noch immer nicht von der Stelle. Dann begriff Grace. Sie kämpften gegen den riesigen, endlosen Fluß der Weltenkraft in dem Strom an, und gegen eine so gewaltige Macht konnten sie niemals gewinnen. Aber was war, wenn sie sich dieser Macht bediente, statt dagegen anzukämpfen?
    Mit einem einzelnen Gedanken verwandelte Grace das Netz in einen leuchtenden Krug, in den sie die Fäden des Flusses hineinströmen ließ.
    Jetzt!
    Drei Paar körperlose Hände berührten den Krug und stießen ihn mit einer einfachen Bewegung um. Silber schoß aus ihm heraus und strömte in eine neue Richtung.
    Ein lautes Rauschen ertönte, gefolgt von einem Krachen und einem durch Mark und Bein gehenden Zischen. Grace riß gerade noch rechtzeitig die Augen auf, um sehen zu können, wie die Krondrim zurücktaumelten, als eine Welle über das Ufer auf das Festland schwappte. Sie wich mit Lirith und Aryn auf die Brücke zurück, um ihr zu entgehen.
    Die Welle war nicht besonders groß. Sie reichte nicht höher als zu den Knien der Verbrannten. Trotzdem rissen die Kreaturen ihre Arme hoch, als das Wasser sie umspülte; die schwarzen Gruben ihrer Münder klafften auf, aber sie waren unfähig, einen Schrei auszustoßen.
    Das kalte Wasser schrie für sie – es sprudelte und schäumte und zischte um ihre Beine und ließ Dampfwolken aufwallen. Die Krondrim stürzten ins Wasser und erstarrten sofort, so wie geschmolzener Stahl erstarrt, wenn er in den Kühleimer gestoßen wird. Noch mehr Dampf wogte in die Luft. Dann floß das Wasser wieder ab, zurück in den Fluß, und ließ die steifen, verkrümmten Körper der Verbrannten zurück, die kurz vor der Brücke abkühlten.
    Grace stolperte näher heran, und sie hielt dabei noch immer Liriths und Aryns Hände. Beltan erreichte sie als erster, gefolgt von Durge. Nur Meridar blieb zurück, starrte auf den gelöschten Kadaver, der einst sein Schlachtroß gewesen war, und sein Blick war so ausdruckslos und unleserlich wie der der Verbrannten.
    Beltan ergriff Graces Schultern mit seinen starken Händen. In seinen grünen Augen standen viele Fragen zu lesen, aber er stellte nur eine. »Grace, ist alles in Ordnung?«
    Sie nickte andeutungsweise – die einzige Antwort, die sie zustande brachte.
    Durge trat vor. »Lady Aryn? Lady Lirith? Geht es Euch auch gut?«
    Die beiden Frauen umarmten sich. Dann wandte sich Lirith Durge zu.
    Ein Zischen ließ sie verstummen, noch bevor sie etwas gesagt hatte. Der Qualm hatte ihn verborgen, aber jetzt trat er aus einer der Dampfwolken, und jeder seiner Schritte auf dem nassen Boden ließ ein weiteres Zischen ertönen. Grace starrte ihn reglos an, zu keiner Bewegung fähig. Sie hatte sich verzählt. Ober er mußte am steinigen Uferrand entlanggegangen sein, wo ihn kein Feuer verraten konnte.
    Bevor auch nur einer von ihnen reagieren konnte, schwankte der Verbrannte vorwärts. Grace und Beltan standen ihm am nächsten. Sie erstarrte und fragte sich, wie schnell die Flammen sie verschlingen würden. Der Krondrim blickte sie mit seinen ausdruckslosen Augen an …
     … und marschierte ruckartig an ihr vorbei auf die Brücke.
    Ein dünner, erbarmungswürdiger Schrei durchschnitt die Luft. Auf der Brückenmitte, keine sechs Meter entfernt, riß Tira an Daynens Wams und starrte den sich nähernden Verbrannten an. Ihre linke Gesichtshälfte war vor Entsetzen verzerrt, während das Narbengewebe auf der rechten so unbeweglich wie immer war.
    »Daynen!« rief Lirith. »Rühr dich nicht!«
    »Was ist los?« rief der Junge, während Tränen aus seinen blinden Augen strömten. Er packte die zitternde Tira fester.
    Durge sprang auf die Brücke, stieß einen Fluch aus und sprang zurück. Der Steinboden war dort, wo die Füße des Verbrannten in ihm versunken waren, voller Löcher. Von ihnen ging ein dumpfes rotes Glühen aus, und in wenigen Augenblicken schwelte der Teil der Brücke, der sich zwischen dem

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