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Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung

Titel: Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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rußverschmiert. Hinter ihm sackte der Monolith zur Seite. Ein tiefer Spalt verlief durch seine Mitte. Der Stein war gebrochen.
    »Ja!« flüsterte eine Stimme hinter Grace. »Bei Olrig, ja!«
    Grace warf dem Narbigen einen überraschten Blick zu. Die zerschnittenen Fragmente seines Gesichts hatten sich zu einem Ausdruck reinen Triumphs verzogen. Grace versuchte gar nicht erst zu verstehen, was hier geschehen war. Statt dessen lief sie Travis entgegen. Er starrte sie nichtbegreifend an. Sie lachte und schlug die Kapuze zurück. Jetzt riß er die Augen hinter der Brille weit auf, und er stolperte auf sie zu.
    »Grace?«
    »Ich bin hier, Travis. Ich bin wirklich hier.«
    Tränen zeichneten Spuren auf seine vom Feuer geschwärzten Wangen. »Grace«, sagte er und riß sie in die Arme. »Du bist gekommen.«
    Sie versteifte sich, wußte, daß sie ihn zurückstoßen, seine Beine untersuchen sollte, um festzustellen, wie schwerwiegend die Verbrennungen waren, damit sie die richtige Behandlung verordnen konnte. Aber statt dessen ließ sie zu, daß sie die Umarmung erwiderte und sich an ihn schmiegte. Auch das war eine Art Heilung.
    Ein Murmeln erhob sich aus der Versammlung der Runensprecher, und Travis und Grace schauten auf.
    Oragien starrte den zerbrochenen Stein an. »Das ist unmöglich …«
    »Nein, Großmeister, das ist es nicht.«
    Der Runensprecher mit dem Narbengesicht trat heran; das Licht des Mondes ließ dünne Narben glänzen.
    »Bruder Larad«, sagte Travis.
    Larad schenkte ihm ein wildes Grinsen und wandte sich dann Oragien zu. »Viel zu oft haben wir etwas als unmöglich bezeichnet, obwohl wir in Wirklichkeit einfach nur Angst hatten, es zu versuchen.«
    Ein anderer Runensprecher trat hinzu: ein kleiner dicker Mann mit kleinen, kurzsichtigen Augen. Er rang unablässig die Hände. »Aber was bedeutet das hinsichtlich Bruder Wilders Bestrafung?«
    Larad kicherte. »Keine Angst, Bruder Eriaun.« Dann hob er die Stimme, damit alle ihn hören konnten. »Der Nullstein ist gespalten. Die alten Gesetze sind in diesem Punkt eindeutig: Das Urteil ist nichtig, und Bruder Wilder ist frei. Geht zurück in den Turm und denkt über die Geschehnisse nach, bis wir wieder zum Chor zusammenkommen!«
    Die Runensprecher fingen an, leise zu diskutieren, dann drehten sich einige von ihnen um und gingen langsam zum Turm zurück. Andere schlossen sich ihnen an, denen wiederum der Rest folgte, bis das Plateau fast leer war.
    »Du hast meine Botschaft verstanden, Grace.« Travis hob den Gegenstand in die Höhe, den er gehalten hatte: die Steinhand. »Du hast erkannt, daß das mir dabei helfen würde, den Nullstein zu spalten.«
    »Eigentlich habe ich das nicht.« Sie warf Bruder Larad einen Blick zu.
    Travis runzelte die Stirn. »Ich verstehe nicht.«
    Oragien stützte sich auf seinen Stab. »Ich auch nicht.«
    »Ich wußte, daß Olrigs Statue so alt wie der Nullstein war«, sagte Larad, »daß beides von den Runenmeistern von Malachor erschaffen worden war. Und ich vermutete, daß die in der Handfläche gebundene Rune der Runen die Macht der im Nullstein gebundenen Rune der Stille aufheben würde. Denn die All-Rune steht über allen anderen Runen.«
    »Aber warum?« fragte Travis. Er löste sich sanft von Grace. »Ich war der Meinung, Ihr wolltet mich tot sehen. Warum habt Ihr mir geholfen?«
    »Aus dem gleichen Grund, aus dem ich mich mit allen Kräften bemühte, Euch davon zu überzeugen, den Runenstein zu zerstören – um meine Brüder wachzurütteln, um ihnen zu zeigen, daß nichts unmöglich ist, wenn wir es nicht versucht haben, damit sie die Schatten der Vergangenheit loslassen, damit wir wieder allein für uns selbst lernen. So werden die Runensprecher den ihnen zustehenden Platz in Falengarth wiedererringen – nicht durch die Hand eines Runenmeisters, sondern durch unser aller Hände.«
    Oragiens Miene war so grimmig wie ein von den Elementen verwitterter Stein. »Ihr hättet mit mir sprechen können, Bruder Larad.«
    »Ja?« Larads Stimme wies wieder ihre alte Schärfe auf. »Und was hättet Ihr gesagt, Großmeister?«
    Oragien umklammerte den Stab. »Ihr habt die alten Gesetze bemüht, Bruder Larad. Sie sind auch eindeutig, was diese Angelegenheit betrifft. Ich weiß nicht, ob das, was Ihr getan habt, gut oder schlecht war. Ich schätze, vermutlich trifft beides zu. Aber wie dem auch sei, Ihr werdet für diese Taten bestraft werden.«
    Die Schärfe verschwand aus Larads Gesicht. »Ich weiß«, sagte er.
    Grace wollte

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