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Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung

Titel: Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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schmalen Gegenstand. Er stand auf und nahm den Runenstab, den ihm Großmeister Oragien gegeben hatte.
    Der Stab war noch immer in Filz eingewickelt – Travis hatte ihn während der ganzen Reise nicht ausgepackt. Es war keine Zeit gewesen, ihn einer genauen Untersuchung zu unterziehen. Zumindest hatte er sich das eingeredet, obwohl er genau wußte, daß das nicht der wahre Grund war, warum er ihn sich nicht angesehen hatte. Sogar in diesem Augenblick konnte er fühlen, wie sie den Stab vibrieren ließ – der dicke Filz dämpfte sie zwar, aber es war unverkennbar. Macht.
    Genau was du brauchst, Travis. Noch eine Methode, anderen Leuten zu schaden.
    Er beugte sich vor, um den Runenstab zurückzustellen.
    »Wirst du ihn jemals auspacken?« fragte eine Stimme hinter ihm.
    Er drehte sich um, den Stab in der Hand. »Melia. Ich habe dich gar nicht kommen gehört.«
    »Natürlich nicht, mein Bester.« Die Lady glitt auf ihre unnachahmliche Art auf ihn zu. »Weißt du, du kannst deine Macht nicht immer verstecken. Eines Tages wirst du sie ans Licht des Tages bringen und dir ansehen müssen, was man dir vermacht hat.«
    Er faßte den Stab fester. »Ich habe nicht darum gebeten, Melia. Ich wollte sie nicht haben.«
    »Und macht das einen Unterschied?«
    Sie hatte natürlich recht. Er strich über den Filz, fragte sich, welche Geheimnisse sich ihm erschließen würden, wenn er ihn entfernte.
    »Es tut mir so leid, daß wir es dir nicht früher gesagt haben, mein Bester.«
    Er schaute auf, und es verschlug ihm den Atem. Es erschien unmöglich, daß jemand wie sie seinetwegen weinen konnte, aber jetzt glitzerten Tränen in ihren Augen. Plötzlich erschien ihm seine Wut selbstsüchtig und dumm.
    »Aber Ihr habt es mit gesagt, Melia. Und allein das zählt.«
    »Nein, wir hätten es dir schon früher sagen sollen. Ich sehe jetzt, wie sehr dich unser Schweigen verletzt hat.« Sie lächelte traurig. »Vermutlich glaubten wir, wir würden dich beschützen.«
    Beinahe hätte er gelacht. War nicht genau das der Grund, warum er seine Macht versteckte, genau wie den Runenstab? Um andere Menschen zu beschützen? Ja, Melia und Falken hatten gelogen. Genau wie Deirdre und die Sucher. Immerhin hatte keiner von ihnen die Wahrheit benutzt, um jemandem zu schaden. So wie der Drache. So wie Duratek. Und wem von ihnen ähnelte er? Melia hatte gesagt, er könne die Dinge nicht für immer verbergen. Aber wenn er seine Macht offen zeigte und benutzte – in dem Wissen, daß er andere damit verletzen konnte –, würde er dann nicht unwillkürlich zu einem Ungeheuer wie Sfithrisir werden?
    Eine eiskalte Klinge durchtrennte den Nebel, der ihn am Denken hinderte, und sorgte für eine ganz klare Offenbarung. Ja, es gab doch noch einen anderen Weg …
    Melia runzelte die Stirn. »Travis, deine Miene – was ist?«
    Es blieb ihm erspart, selbst eine Lüge auszusprechen, denn in diesem Augenblick kamen Beltan und Durge mit klirrenden Kettenhemden in den Großen Saal gestürmt.
    Falken ging ihnen entgegen. »Was ist? Stimmt was nicht mit den Pferden?«
    Beltan schnaubte. »Nein, trotz Durges Vorhersagen sind sie gut untergebracht worden. Es ist die Königin.«
    Grace stand auf. »Die Königin? Du meinst Inara?«
    »Wir haben sie eben gesehen«, sagte Durge. »Sie spazierte mit ihren Hofdamen auf dem Inneren Burghof.«
    Beltan überbrückte mit drei Schritten die Distanz zu einem Fenster. »Wenn nach dem Herumgerenne in dieser Rattenfalle von Schloß noch etwas von meinem Orientierungssinn übriggeblieben ist, glaube ich, daß wir sie von hier aus sehen können. Wenn einer von euch sie sich ansehen will, hier ist die Möglichkeit.«
    Alles drängte sich um das Fenster. Travis schaute über die Köpfe der anderen in den schmalen Hof. Zuerst konnte er nur einen einsamen Bauern ausmachen, der einen Karren mit Torf über die Pflastersteine schob. Dann kam eine schmale, schwarz verschleierte Gestalt in Sicht, die mit gebeugtem Kopf ging. Hinter ihr gingen drei Frauen, von denen eine ein in Weiß gehülltes Bündel trug.
    »Das muß ihr Sohn Perseth sein«, sagte Falken.
    Aryn seufzte. »Sie sieht so traurig aus. Glaubt ihr, sie hat König Persard doch geliebt?«
    Durge räusperte sich. »Es ist unmöglich, daß jemand im Frühling seines Lebens einen Mann wahrhaft lieben kann, der schon weit in seinem Winter ist.«
    »Nein, ich glaube es auch«, sagte Lirith leise. »Das Herz ist ein seltsames Ding.«
    Durge sah nicht in Richtung der Hexe, sondern starrte

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