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Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung

Titel: Die letzte Rune 04 - Die Flammenfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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von Spardis’ Steinen ausging.
    Falken wollte sich in den Sattel seines schwarzen Hengstes schwingen, hielt inne und sah Grace mit sorgenvollem Blick an.
    »Ihr werdet Euch gut um sie kümmern, Grace, nicht wahr?«
    Sie antwortete in einem Tonfall, den jahrelange Übung routiniert und beruhigend klingen ließ. »Ich tue alles, was in meiner Macht steht, Falken.«
    Er nickte und stieg aufs Pferd.
    »Seid Ihr bereit, Mylady?« fragte Durge, der bereits auf Schwarzlocke saß.
    Lirith richtete ihr Reitgewand auf dem Rücken ihrer Stute und nickte. »Ich bin soweit.«
    Grace versuchte den Kloß in ihrem Hals herunterzuschlucken, aber es wollte ihr nicht gelingen. Sie war die einzige, die auf den Burghof gekommen war, um die drei zu verabschieden. Beltan konnte man nicht von Melias Lager trennen. Travis war bei dem Ritter geblieben, und Aryn paßte auf Tira auf. Grace wußte, daß auch sie hätte bleiben sollen, aber sie konnte ihre Freunde nicht ohne Abschied ziehen lassen. Nicht, wo sie wußte, daß sie, wenn sie ihr Ziel tatsächlich erreichten, womöglich niemals zurückkehrten.
    Außerdem hatte sie Travis befohlen, sie zu benachrichtigen, falls sich Melias Zustand veränderte. Nicht, daß sie damit rechnete. Niemand hatte Melia fallen gesehen, und es gab keine sichtbaren Anzeichen einer Krankheit oder eines Traumas, aber Melia war in ein tiefes Koma gefallen, und sie kannte die Ursache dafür noch immer nicht.
    Falken hatte natürlich allein zu seiner Reise aufbrechen wollen. Bis zum vergangenen Abend hatte er eisern darauf beharrt, daß nur er allein sich in die Ödnis wagen, die Flammenfestung aufspüren und dem Nekromanten Krondisar entreißen konnte, bevor es zu spät war.
    »Ich bin der einzige, der Dakarreth kennt und weiß, zu welchen Dingen er fähig ist«, hatte er gesagt, während er wie ein gefangener Wolf in dem Gemach auf und ab gegangen war, das sich direkt neben dem befand, in dem sie die bewußtlose Lady untergebracht hatten.
    Lirith hatte ihm den Weg verstellt und ihn entschlossen angesehen. »Der Drache hat mit keinem Wort erwähnt, daß ich zur Festung reise.«
    »Für mich gilt das gleiche«, hatte Durge ernst gesagt.
    Falken hatte widersprechen wollen, aber schließlich hatte er seine gesamten Argumente erschöpft. Also hatte er genickt und sich abgewendet.
    Wind kam auf, wirbelte den Nebel durcheinander und riß an Durges grauem Umhang. »Wir sollten aufbrechen«, sagte der Ritter. »Wenn wir zu lange im Hof bleiben, wird der Kammerherr unseren Aufbruch bemerken.«
    Melia hatte den Kammerherrn fast schon zu gut beeinflußt. Lord Siferd war nun fest davon überzeugt, daß sie wichtige Gäste und Freunde des Regenten waren, und zweifellos hätte er dagegen protestiert, daß jemand von ihnen vor der Rückkehr seines Regenten das Schloß verließ.
    »Kommen wir an den Torwachen vorbei?« fragte Lirith.
    Nach langer Zeit zeigte sich wieder das wölfische Grinsen auf Falkens Gesicht. »Wir werden einen Weg finden.«
    »Lebt wohl, Mylady«, sagte Durge zu Grace und verbeugte sich tief in seinem Sattel. »Es war mir stets eine Ehre, Euch zu dienen.«
    Lirith schenkte ihr eines der geheimnisvollen Lächeln, für die sie bekannt war. »Ich werde Euch vermissen, Schwester.«
    »Paßt gut auf sie auf, Grace«, sagte Falken.
    Grace nickte. Sie verspürte einen dumpfen Schmerz in der Brust. Es gab so viel, das sie sagen wollte – daß sie sie alle liebte, daß sie auf sich achtgeben sollten und daß sie so schreckliche Angst hatte, sie niemals wiederzusehen. Aber der Nebel schien in ihren Hals zu kriechen und ihn zuzuschnüren, und so bekam sie nur ein leises »Lebt wohl!« heraus.
    Die drei drehten ihre Pferde und ritten über den Burghof. Der Nebel schloß sich hinter ihnen, und sie waren verschwunden. Grace schaute in die weißen Schwaden, dann seufzte sie, drehte sich um und ging zurück ins Schloß.
    Sie brauchte länger als erwartet, um zu ihren Gemächern zurückzukehren. Aber wie sie in den vergangenen beiden Tagen entdeckt hatte, war auf Schloß Spardis die kürzeste Distanz zwischen zwei Punkten nicht mal annähernd eine gerade Linie. Sie durchschritt Torbögen, die nirgendwohin führten, ging Korridore entlang, die sie im Kreis führten, und stieg Treppen hinauf, die vor nackten Mauern endeten.
    In gewisser Weise hieß sie den Irrweg sogar willkommen, verschaffte er ihr doch Zeit zum Nachdenken – etwas, zu dem sie seit dem Aufbruch von Calavere nicht gerade oft gekommen war. Falken, Durge und

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