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Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter

Titel: Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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es lag entblößt, weil Lirith ihr Oberteil aufgeschnürt hatte.
    Ihr werdet euch nur noch mit Bronze zufrieden geben müssen  …
    Ja, das war wichtig, davon war sie überzeugt. Aber was hatte es zu bedeuten? Lirith schloss die Finger um das Amulett der Mournisch, während sie in die nächste Straße einbog. Sie würde Melia nach diesem Sif fragen, sobald sie wieder …
    Ein Schrei entfuhr ihr, halb erstickt durch Entsetzen. Dort vorn, jenseits eines Torbogens, sah sie es: eine brodelnde Masse, die einen ganzen Hof füllte. Während sie sie anstarrte, wurden weitere helle Fäden der Weltenkraft davon angezogen. Sie nahmen einen grauen Schimmer an, dann wurden sie zu einem Teil des Knäuels. Lirith spürte die ersten zupfenden Berührungen an ihrem Bewusstsein; ihre Füße rutschten über die Pflastersteine auf den Torbogen zu.
    Es war größer, viel größer, als es auf Ar-Tolor jemals gewesen war. Es erbebte, dann breitete es sich aus. Der Hof konnte es nicht länger beherbergen. Es wälzte sich auf die Straße, graue Tentakel tasteten umher. Es würde nicht aufhören, bis es sie gefunden und verschlungen hatte, bis es die Weltenkraft und jedes lebendige Ding, das ein Teil von ihr war, verschlungen hatte.
    Übelkeit stieg in Lirith auf. Der Becher fiel ihr aus der Hand. Sie beugte sich vor, um den Wein wieder von sich zu geben, den sie getrunken hatte.
    Diese Handlung rettete ihr das Leben. Etwas zischte wie ein Insekt an ihrem Kopf vorbei, blitzte silbern auf. Sie riss den Kopf hoch. Ein schmales Messer steckte vibrierend im Stamm eines Schmuckbaumes, nicht mal eine Armlänge von ihr entfernt. Dort, wo die Klinge steckte, verfärbte sich die Rinde des Baumes bereits schwarz.
    Gift.
    Sie drehte sich um, suchte mit den Augen, da sie es nicht wagte, die Gabe einzusetzen, nicht in diesem Augenblick. Noch immer brodelte das Knäuel am Rande ihres Blickfelds. Sollte sie versuchen, die Weltenkraft zu berühren, würde der Knoten sie mit Sicherheit verschlingen.
    Da – ein goldenes Aufblitzen. In der Dunkelheit einer Gasse stand eine von Kopf bis Fuß in Schwarz gekleidete Gestalt. Er war es, er, den sie auf dem Dock gesehen hatte. Dann sah sie, wie die Gestalt noch ein Messer hob. Es war zu spät, um die Flucht zu ergreifen.
    Wenigstens wird dich das Knäuel nicht verschlingen können, wenn du bereits tot bist, Schwester.
    Es war ein kleiner Trost. Die Gestalt in Schwarz spannte sich an, um das Messer zu werfen …
     … und riss den Kopf herum. Wieder sah Lirith im Schatten der Kapuze etwas Goldenes aufblitzen. Die Gestalt stand reglos da, als würde sie jemandem zuhören. Dann wirbelte sie herum, wie ein Schatten vor dem Morgengrauen. Schwarzer Stoff flatterte, dann lag die Gasse verlassen da.
    Lirith legte eine Hand an den Hals; sie war ehrlich erstaunt, dass sie noch lebte. Sicherlich hatte die Gestalt in der Gasse über das nötige Geschick und den Willen verfügt, sie zu ermorden. Warum war der Mann so plötzlich geflohen? Es war, als hätte er etwas auf sich zukommen gesehen.
    Sie blickte sich um, konnte aber nichts entdecken, das einen Hinweis bot. Das Knäuel war verschwunden, der Hof jenseits des Torbogens war leer. Lirith zögerte, dann tastete sie mit Hilfe der Gabe. Überall um sich herum spürte sie pulsierendes Leben, unversehrt und wunderschön: Menschen, Bäume, Vögel in der Luft. Das war alles.
    Aber nein, so stimmte das nicht. Einen flüchtigen Augenblick lang spürte sie ein Bewusstsein, das sie beobachtete. Aber es war nicht das, was sie schockierte. Eine angenehme Wärme stieg in ihr auf und flutete wie ein köstlicher, zu Kopf steigender Wein durch ihre Adern.
    Dann war die Erscheinung verschwunden, und das Gefühl strömte förmlich aus Lirith heraus und ließ sie wie eine leere Hülle zurück.

40
    Aryn wirbelte noch einmal um die eigene Achse und genoss das leise Rascheln des Stoffes. Es war albern, das war ihr klar, und stand eher einem Mädchen als einer erwachsenen Frau zu Gesicht, aber ihre neue Kleidung hatte etwas an sich, das es einfach erforderte, sich im Kreis zu drehen.
    »Beim schnellsten Pfeil Yrsaias«, sagte sie, »ich dachte schon, ich würde niemals wieder sauber werden. Ich habe mir schon gedacht, dass die Diebe und Bettler dieser Stadt in den Abwasserkanälen hausen müssen. Aber ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass sich auch Gebs Tempel dort befindet.«
    »Nun, er war der Rattengott«, sagte Lirith, die am Fenster ihres Zimmers im Gasthaus saß. »Ich glaube, sie

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