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Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter

Titel: Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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bevorzugen solche Orte.«
    Aryn erschauderte und fragte sich, ob es wohl genug Parfüm auf der Welt gab, um sie diesen Geruch vergessen zu lassen. Als sie und Durge im Fünften Kreis Leute nach dem Rattengott gefragt hatten, hatte sie zuerst geglaubt, ihre Antworten wären Spott auf Kosten des Gottes. Doch es war ihr schnell klar geworden, dass es sich um keinen Scherz handelte.
    Sie hatten die Abwasserkanäle durch die Öffnung eines Rohres betreten, das groß genug war, dass sie beide aufrecht nebeneinander hergehen konnten. Eine alte Frau hatte ihnen gesagt, sie sollten nach ihrem Eintreten der Ratte folgen. Aryn hatte sich gefragt, wie eine Ratte sie führen sollte, dann hatte Durge auf ein paar Kratzer an der Wand gezeigt; ein dreieckiger Umriss mit zwei Punkten. Es sollte offensichtlich das Gesicht einer Ratte darstellen. Darunter befand sich ein Pfeil, dem sie folgten. Licht spendete ihnen eine Fackel, die Durge bei einem Straßenhändler gekauft hatte.
    Soweit es Aryn sagen konnte, zogen sich die Abwasserkanäle meilenweit unter Tarras her. Viele der Tunnel waren offensichtlich uralt und unbenutzt, und in ihnen war das Vorankommen nicht ganz so schrecklich, wenn man davon absah, dass sie moderig und mit zerbrochenen Steinplatten übersät waren, die jeden Schritt gefährlich machten. Ein paarmal tastete Aryn mit der Gabe voraus, und sie fühlte in den abzweigenden Tunneln viele Lebensfäden. Und sie spürte die beobachtenden Blicke, die ihnen aus der Dunkelheit folgten. Nach einer Weile hörte sie auf, die Weltenkraft zu berühren.
    Erst als sie gezwungen waren, einen neueren – und noch immer benutzten – Teil des Abwassersystems zu durchkreuzen, nahm ihre Reise albtraumhafte Züge an. Sie wateten durch schwarzes Wasser, das ihnen bis zu den Knien reichte, sodass Aryns Rock hochgespült wurde. Und er war nicht das Einzige, das hochgespült wurde. Es schwammen auch Dinge im Wasser. Mehr als einmal sah sie schlanke, sich windende Umrisse, die vor dem Licht von Durges Fackel flohen. Der Gestank war gnadenlos und unerbittlich, sodass das Atmen eine Qual war.
    Als Aryn es wagte, einen Faden mit der Weltenkraft zu verknüpfen, spürte sie in der Nähe kein menschliches Leben, sondern nur Ratten im Wasser. Sie vermutete, dass die Menschen, die in Tarras’ Untergrund hausten und sich dort auskannten, keine Symbole brauchten, um Gebs Tempel zu finden. Die Zeichen waren nur für Besucher und führten zweifellos absichtlich durch die widerlichsten Wege. Aryn war fest davon überzeugt, dass keiner der Anhänger Gebs diese Tunnel benutzte.
    Schließlich endete der Kanal und sie gingen über trockenere Wege, bis sie endlich zu einem höhlenartigen Raum kamen, der nur der Tempel Gebs sein konnte. Säulen stiegen zu einer Kuppeldecke empor, die sich trotz des flackernden Lichts Hunderter von Kerzen in den Schatten verlor. Alte Bretter und Kisten waren zu provisorischen Bänken vor einem primitiven Altar umfunktioniert worden, auf dem eine Holzstatue von Geb stand: ein dünner Mann mit dem Kopf einer Ratte.
    Unglücklicherweise erwies sich der Tempel nicht der Mühe wert. Hier hielten sich nur wenige von Gebs Anhängern auf. Die meisten von ihnen waren in die Tiefe der Kanäle geflohen, da sie jetzt, wo es ihren Gott nicht mehr gab, Hetzjagden und Repressalien fürchteten; darum hatte Aryn so viele Lebensfäden in den Tunneln gespürt. Ohne den Schutz des Gottes konnte nichts andere davon abhalten, das zu tun, was immer sie mit den Außenseitern der Stadt machen wollten. In ihrem Herzen stieg Mitleid auf. Diese Menschen hatten von Anfang an so wenig; jetzt war ihnen selbst das genommen worden.
    »Mylady«, flüsterte Durge heiser, »ich glaube, wir sollten jetzt besser gehen. Ich glaube nicht, dass wir hier … erwünscht sind.«
    Das Mitleid strömte förmlich aus Aryn heraus und wurde durch Furcht ersetzt. Sie griff mit der Gabe zu. Ja, da waren wieder die Blicke. Wütende, misstrauische Blicke. Sie nahm Durges Hand, und sie eilten zusammen den Weg zurück, den sie gekommen waren.
    Als sie die Straßen von Tarras erreichten, waren sie so dreckig und stanken, dass die Leute förmlich vor ihnen aus dem Weg sprangen. Aryn war klar, dass ihr Gewand ruiniert war, und das einzige andere Gewand, das sie dabeihatte, war viel zu dick für das warme Klima von Tarras. Was sollte sie nur tun?
    Als sie ihre Räume im Gasthaus betreten hatten, hatte sich ihre Verzweiflung in Freude verwandelt, da Melia für sie alle neue Kleidung

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