Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter
gekauft hatte.
Ich hatte das Gefühl, dass ihr die hier braucht, hatte sie gesagt und die Nase gerümpft.
Aryn hatte sich eine Stunde in der Marmorwanne im Badezimmer eingeweicht und das köstlich warme Wasser mit Blüten und Duftölen veredelt. Jetzt fühlte sie sich in Melias Kleid frisch und sauber; es war aus himmelblauem, luftigem Stoff, doch für seine fließenden Formen war es überraschend schlicht und man hatte viel Bewegungsfreiheit darin. Lirith trug ein ähnliches Kleid in Hellgelb, das einen auffälligen Kontrast zu ihrer dunklen Haut bot.
Aryns kleiner Tanz blieb nicht unbeachtet. »Ich glaube, dieses Gewand steht dir, Schwester«, sagte Lirith.
Aryn machte einen tiefen Knicks. »Ja, vielen Dank, Schwester. Und darf ich sagen, dass du in deinem wunderschön aussiehst.«
Lirith lächelte, aber es war nur ein flüchtiger Ausdruck, und sie wandte den Kopf, um wieder aus dem Fenster zu schauen. Stimmte etwas nicht?
Bevor Aryn fragen konnte, öffnete sich die Tür zum Badegemach und Durge trat hinaus. Zumindest glaubte sie, dass es Durge war.
Der Ritter hatte sein übliches graues Wams abgelegt und trug stattdessen die neuen Sachen, die Melia ihm gekauft hatte: seegrüne Pluderhosen, die an Taille und Knöcheln gerafft waren, sowie eine offene, purpurrote Weste. Er schob einen Dolch in einen schwarzen Ledergürtel, der um seine Hüften lag. Aber es war nicht einmal die Kleidung, die Aryn ihn anstarren ließ.
Sie hatte noch nie zuvor so viel von Durge zu Gesicht bekommen. Seine nackten Arme waren so wohl geformt wie die einer Statue, und das dichte, schwarze Haar auf seiner Brust kräuselte sich. Sie konnte die Muskeln seines Bauchs zählen, als wären sie die präzise aufgereihten Pflastersteine einer tarrasischen Straße.
Durge runzelte die Stirn; anscheinend war ihm ihre Aufmerksamkeit nicht entgangen. »Stimmt etwas nicht, Mylady? Ich vermute, ich habe diese Hosen falsch angezogen und sehe jetzt wie ein Narr aus. Ich fürchte, ich weiß nicht, wo vorn und hinten sein soll.«
Er hatte den Schnurrbart gestutzt und die Wangen rasiert, und sein nasses braunes Haar war aus seiner Stirn gekämmt. Das weiche Licht des späten Nachmittags, das durch die Vorhänge fiel, ließ die Hügel und Täler seines Gesichts viel sanfter erscheinen.
»Durge«, hauchte Aryn, »Ihr seid so … das heißt, ich meine, Ihr seht so …«
Melia rauschte heran. Die Lady trug noch immer ein weißes, einfaches Kleid, aber es schien leichter als zuvor zu sein, beinahe durchsichtig, und war an den Säumen mit Silbergarn abgesetzt.
»Ich glaube, Aryn wollte sagen, dass Ihr sehr männlich ausseht, Durge.«
Er warf ihr einen finsteren Blick zu, während er an seinen leichten Hosen herumzupfte. »Das ist seltsam, Mylady, da ich mich im Augenblick nicht besonders männlich fühle.«
»Vertraut mir einfach, mein Lieber.« Sie drückte Durges Arm und hob die Brauen. »Falken, vielleicht solltest du dir auch solche Muskeln zulegen.«
Der Barde schnaubte und schlug auf seiner Laute einen schrillen Ton an. »Nur wenn ich dabei Ale trinken kann.«
Falken trug ebenfalls neue Sachen, die Melia besorgt hatte; es war die gleiche Hose wie Durges, nur in Hellgrau, und ein lose sitzendes Hemd aus hellblauem Stoff, das an der Taille von einem Gürtel gehalten wurde. Falken war schlanker als Durge, er hatte eine drahtige Gestalt. Er hatte sich ebenfalls rasiert, und er sah in seinen neuen Kleidern großartig aus, wenn auch noch immer etwas wölfisch und wild. Doch der Barde konnte Aryns Aufmerksamkeit nur einen kurzen Augenblick lang auf sich ziehen.
Was ist, Schwester?, fragte eine Stimme in ihrem Verstand.
Aryn wurde sich bewusst, dass sie Durge wieder anstarrte.
Nichts, webte sie die Worte durch die Weltenkraft zurück.
Sie fühlte eine weitere Frage auf sich zukommen, aber sie riss ihren Faden hastig zurück und ging zu einer Kommode, um sich ein Glas Wein einzuschenken. Doch als sie die kühle Flüssigkeit trank, wurde sie nachdenklich. Warum hatte sie Durge nur so unhöflich angestarrt?
Aber natürlich – sie war einfach überrascht gewesen, dass ein Mann in Durges Alter so kräftig aussehen konnte. Schließlich hatte er seinen achtundfünfzigsten Winter hinter sich gebracht. Dabei wusste sie, dass sein großes Breitschwert mindestens halb so viel wie sie selbst wog; zweifellos hielt es ihn in Form, es zu schwingen. Und sie war froh darüber, denn Durge war ihr Freund, und sie wünschte ihm, dass er noch viele Jahre gesund
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