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Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter

Titel: Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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jüngsten auf der rechten Seite, die ältesten auf der linken – standen der Marmortribüne am anderen Ende des Tempels gegenüber. Es hatte den Anschein, als wäre Lirith die Letzte, die eintraf. Auf der Tribüne standen drei Gestalten, eine war in Weiß gekleidet, eine in Grün und eine in Aschgrau. Die Frau in Grün sprach.
    »… durch unser Weben wird ein gemeinsames Muster entstehen.« Ivalaines Stimme hallte durch die Luft. »Ein Muster, in das alle Fäden eingebunden werden und das in den kommenden Monden als unser Führer dienen soll. So lasst uns im Namen aller Göttinnen in dieser Nacht alle unsere Fäden zusammenspinnen.«
    Lirith stieß einen Seufzer aus. Sie hatte die Eröffnungsbeschwörung des Zirkels versäumt, aber das Weben hatte noch nicht begonnen. Das war ein Segen Sias. Mit Sicherheit wäre es Ivalaine nicht entgangen, wenn Liriths Faden im Muster gefehlt hätte. Und es bedeutete mehr als das. Es war das Muster, das die Hexen zusammenhielt, das sie aus einem Haufen von Kräuterweibern und Dorfheilerinnen zu einem Bund wahrer Macht erhob. Lirith wollte nicht aus diesem Kreis ausgeschlossen sein.
    Auf der Tribüne nickte Ivalaine Aryn und Senrael zu, und die beiden traten vor. Aryn trug ein kleines Bündel aus schwarzem Tuch, Senrael hielt eine Silberschüssel in den verkrümmten Händen. Jungfrau, Mutter und Greisin würden gemeinsam die Hohe Beschwörung sprechen, bevor das Muster gewoben wurde. Lirith bahnte sich so schnell sie konnte einen Weg durch die Menge, wobei sie aber nach Möglichkeit versuchte, kein Aufsehen zu erregen.
    »Glaubt ja nicht, wir würden nicht bemerken, was Ihr da tut«, rief eine Stimme erbost.
    Lirith erstarrte. War ihre Verspätung aufgefallen? Doch keine Hexe sah sie an; sie alle starrten nach vorn, voller Entsetzen – und Interesse.
    Eine hoch gewachsene Hexe, die in ihrem grünen Kleid einen eleganten Eindruck machte, war vor die Tribüne getreten. Sie stand halb zur Seite gewandt da, als würde sie die Versammlung genauso ansprechen wie die Königin. Lirith konnte nur mit Mühe den stolzen Schwung ihrer Wangenknochen ausmachen. Ihr rotblondes Haar war mit grünen Diamanten geschmückt.
    Wie schon bei der letzten Zusammenkunft schien sich Ivalaine auch von dieser Unterbrechung nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Das Licht des Hexenfeuers beeinträchtigte ihre Augenfarbe und ließ sie wie einen kalten, klaren Ozean erscheinen. »Ich verstehe nicht, Schwester Liendra. Ich tue das, was immer getan wurde. Ich rufe dazu auf, das Muster zu weben.«
    »Ja, das Muster.« Liendra hob eine schlanke Hand. »Ihr scheint es ja beinahe eilig zu haben, dazu zu kommen. Habt Ihr so große Angst davor, uns vor dem Beginn des Webens sprechen zu lassen?«
    Ein Raunen ging durch die Versammlung wie Wind durch einen Hain.
    Ivalaine breitete die Hände aus. »Und was gibt es vor dem Weben zu besprechen, Schwester Liendra? Werden nicht alle Fäden und alle Stimmen in das Gewebe des Musters eingebunden sein?«
    »Das ist wahr«, sagte Liendra. Die Hexe hörte jetzt auf, so zu tun, als würde sie allein mit Ivalaine sprechen, und wandte sich der Versammlung zu. »Und doch gibt es einige Dinge, die vor dem Weben ausgesprochen werden sollten … Dinge, die, sollte man sie in Worte fassen, durchaus einige der Fäden verändern könnten, bevor sie ins Muster gewoben werden.« Sie wandte sich wieder der Tribüne zu. »Wollt Ihr nicht genau das mit Eurer Eile verhindern, Mutter?«
    »Ich bitte Euch, sprecht diese Dinge aus, Schwester«, sagte Ivalaine. »Es gibt keine Worte, die Furcht erzeugen können.«
    Die Stimme der Königin war so kühl und beherrscht wie immer, aber Lirith entging nicht, dass sie steif dastand und sich ein rötlicher Schimmer in ihre milchweißen Wangen geschlichen hatte.
    »Da wäre ich mir nicht so sicher«, sagte Liendra, und ihre Stimme wurde lauter. »Aber ich werde mich Eurem Wunsch nach Eile beugen; tatsächlich möchte ich ebenfalls, dass das Muster schnell gewoben wird. Darum werde ich nur eine Frage stellen. Warum gestattet man ihnen den Aufenthalt im Schloss, während unser Großer Hexenzirkel stattfindet?«
    »Von wem sprecht Ihr, Schwester?«
    Dem wieder ertönenden Getuschel nach zu urteilen, wusste jeder genau, wovon Liendra da sprach. Doch die Hexe sprach die Namen trotzdem aus, und ihre Lippen verzogen sich dabei leicht geringschätzig.
    »Ich spreche von Melindora Nachtsilber und Falken Schwarzhand. Ihr Ruf als Intriganten ist weithin bekannt,

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