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Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter

Titel: Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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die Luft knapp wurde. Sie schien noch mehr zu schrumpfen, bis sie wieder ein kleines Kind war und höhnisch verzerrte Gesichter verschwommen um sie herumwirbelten, während Stimmen aus der Erinnerung wie Vogelkrächzen in ihren Ohren dröhnten.
    Kleine Lady Aryn, was versteckt sie nur …
    Nein, sie würde nie wieder zulassen, dass sie sich so fühlte. Nie wieder. Das hatte sie sich am Abend der Wintersonnenwende geschworen, als sie Leothan mit ihrer Magie getötet hatte. Sie hatte ihr Handeln so lange bereut, hatte geglaubt, es würde sie zu etwas Bösem machen. Aber sie hatte sich geirrt, sie war hier nicht diejenige, die Böses tat. Das waren die anderen – diejenigen, die lachten und spotteten, diejenigen, die andere Menschen wie Gegenstände behandelten, die man benutzte, über die man sich lustig machte und dann wegwarf. Ihr ganzes Leben lang war Aryn nur wegen ihres Arms von ihrer Umgebung wie ein Ungeheuer behandelt worden, aber sie wusste nun, dass sie hier nicht das Ungeheuer war.
    Sie waren es.
    Leothan war ein Eisenherz gewesen, ein Ding, das nichts Menschliches mehr an sich hatte. Und auch wenn in der Brust dieser jungen Frauen kein Eisen ruhte, waren sie doch genauso herzlos. Aryn musste solche Bosheit nicht länger ertragen. Ihre nicht und auch nicht die von anderen. Nicht wenn sie über die Macht verfügte, sie daran zu hindern. Sie würde ihnen zeigen, was es bedeutete, einen Zauber zu weben.
    Furcht und Wut verschwanden. Stattdessen ergriff eine tiefe Ruhe von ihr Besitz, wie die Ruhe vor dem Sturm. Sie nahm die Schultern zurück, dann schaute sie Belira mit einem offenen Blick in die Augen.
    »Ich muss gehen, Schwestern«, sagte sie, und ihre Worte klangen so kühl und glatt wie Marmor. »Die Zusammenkunft beginnt gleich. Ich muss Euch bitten, mich vorbeizulassen.«
    Belira sah ihre Begleiterinnen an, die zustimmend nickten, dann wandte sie sich Aryn mit einem hämischen Lächeln wieder zu. »Zwingt uns doch.«
    »Nun gut, wenn das Euer Wunsch ist.«
    Belira runzelte die Stirn. Das waren offensichtlich nicht die Worte gewesen, die sie erwartet hatte. Die anderen hinter ihr bewegten sich. Belira öffnete den Mund, aber bevor sie etwas sagen konnte, hob Aryn die Hand – nicht die linke Hand, sondern die rechte. Sie war klein, blass und so verzerrt wie ein gebrochener Taubenflügel.
    Es war so einfach; sie musste dabei nicht einmal die Augen schließen. Aryn griff mit der Gabe zu und erfasste mit einer imaginären Hand sechs schimmernde Lebensfäden. Dann drückte sie fest zu.
    Die sechs jungen Frauen keuchten auf und taumelten zurück; jede griff sich an den Hals. Ihre Augen quollen hervor, während ihre Münder lautlos und vergeblich nach Luft schnappten.
    Die jungen Hexen stolperten wie betrunkene Tänzer vor Aryn zurück. Nach ein paar Augenblicken verfärbten sich ihre Lippen blau. Es war so einfach – so einfach, ihre Lebensfäden zusammenzudrücken, bis sie rissen, ihre Atmung für alle Zeit zu beenden …
    Hör auf, Aryn. Wenn du sie verletzt, dann bist du genauso wie sie.
    Sie starrte ihre verkümmerte Hand an. Nein – sie würde nicht zulassen, dass die anderen sie in ein Ungeheuer verwandelten.
    Aryn senkte die Hand, ließ die Fäden los, und die jungen Frauen rangen keuchend nach Luft. Ein paar fielen röchelnd auf die Knie, andere schluchzten, während sie einander festhielten. Allein Belira stand aufrecht. Sie schaute Aryn an und hielt sich den Hals. Entsetzen stand in ihre braunen Augen geschrieben. Und Hass.
    Aryn war das egal. Sie hatte es weder nötig noch den Wunsch, die Zuneigung solcher Hexen zu gewinnen. Im Gegensatz zu ihrem Körper waren die ihren perfekt und gesund, aber ihr Wesen war verkrüppelter, als es ein Körperteil je hätte sein können.
    Ihr weißes Gewand knisterte leise, als sie an den jungen Hexen vorbeiging.
    »Ich sehe euch bei der Zusammenkunft, Schwestern.«

15
    Hastig strich Lirith die Falten aus dem grünen Kleid, dann kämmte sie mit den Fingern die schlimmsten Knoten aus ihren schwarzen Locken. Ein schneller Blick in den Bronzespiegel bestätigte ihr, dass die Resultate akzeptabel waren. Graues Zwielicht drang durch das Fenster herein; der Beginn der Zusammenkunft des Großen Hexenzirkels stand unmittelbar bevor.
    Sie vermochte nicht zu sagen, wie es möglich war, dass sie beinahe verschlafen hätte. Den ganzen Tag hatten sie Kopfschmerzen gequält, und sie hatte sich nur auf das Bett gelegt, um einen Moment die Augen zu schließen. Doch

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