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Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter

Titel: Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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also kannst du das nicht auch, Deirdre Falling Hawk?
    Eine Zeit lang hatte sie es vergessen. Die Arbeit an Schwarzer Tod Nr. 2 hatte ihr keine Zeit zum Essen oder Schlafen gelassen – oder zum Nachdenken. Theorien, die sich durchs Internet jagten, hatten die Todesfälle einem von der Regierung hergestellten chemischen Kampfstoff in die Schuhe geschoben oder einem außerirdischen Virus oder dem Zorn Gottes. Doch mit ihren eigenen Tests hatten die Sucher ihren ursprünglichen Verdacht bestätigt. Die chemischen Signaturen zusammengesetzter Rückstände, die man bei mehreren Verbrennungsopfern gefunden hatte, waren identisch mit denen, die man an Stätten bestätigter Begegnungen der Klasse eins entdeckt hatte. Zweifellos war die Seuche außerweltlichen Ursprungs. Und es gab auch keinen Zweifel, von welcher Welt sie gekommen war. AU-3. Die Welt namens Eldh. Grace Becketts und Travis Wilders Welt.
    Obwohl der Coroner des Castle County Travis nach der Explosion im Mine Shaft Saloon für tot erklärt hatte, hatte die Analyse der Sucher etwas anderes ergeben. In der Ruine des Saloons waren die Überreste von vier Personen gefunden worden. Keine der Gewebeproben hatte Travis’ DNA entsprochen – die ihnen dank einer kleinen Hauptprobe, die Deirdre ihm unbemerkt entnommen hatte, zur Verfügung stand.
    Sie hatten ihn nicht nur auf diese Art und Weise benutzt. Und während der Wahnsinn des neuen Schwarzen Todes sie beschäftigt hatte, gab es nun nichts mehr, das die Erinnerungen davon abhalten konnte, zurück an die Oberfläche zu kriechen – Erinnerungen daran, was sie ihrem Freund angetan hatte.
    Ist das also dein Schattenselbst, Deirdre? Das, das lügen kann?
    Sie würde niemals den Klang seiner Stimme vergessen, als er diese Worte gesprochen hatte. Sie war so weich gewesen, und doch hatte sie sie deutlicher verdammt als ein schallender Chor des Zorns. Er hatte sie für eine Freundin gehalten, und sie hatte ihn getäuscht, manipuliert, um ihre Ziele durchzusetzen. Ganz gleich, welche Gründe, wie richtig es ihr damals vorgekommen war, Deirdre hatte niemals geglaubt, dass der Zweck die Mittel rechtfertigte; zumindest hatte sie das immer gedacht. Doch um den Suchern zu dienen, hatte sie ihren Freund betrogen. Und das würde sie ihnen nie vergeben.
    Kurz nach dem Ende der Selbstverbrennungen hatte sie sich einfach nicht mehr in dem Stiftungshaus in Manhattan blicken lassen, in dem Hadrian Farr ihre Forschungen geleitet hatte. Sie hatte die Anrufe ignoriert, die E-Mails, die Pieper-Aufforderungen. Zum Teufel mit den Suchern, konnten sie auch gar nichts persönlich erledigen? Und ohne richtig darüber nachzudenken, war sie an Bord eines Flugzeugs gestiegen und hatte einen Ozean hinter sich gelassen. Zuerst hatte sie gedacht, sie wolle nach Irland fahren. Die Jahre, die sie als Mädchen bei ihrer Großmutter in der Nähe von Cork gelebt, alten Liedern gelauscht und gelernt hatte, Instrumente zu spielen, verweilten noch in ihrem Gedächtnis. Doch die Maschine hatte in Heathrow aufgesetzt, und das gedämpfte Grau von London hatte sie in eine weiche Mattheit gehüllt, die man, falls man nicht zu viel darüber nachdachte, fast als Trost missverstehen konnte.
    Deirdre umklammerte das leere Absinth-Glas, wollte es wieder füllen, damit es ihr zu vergessen half, wenn schon nicht zu vergeben. Hail Our Green Lady of Oblivion! Aber das Glas blieb leer.
    »Hallo, Schätzchen«, sagte eine Frau mit einem Wuschelkopf orangenen Haars und glitt neben Deirdre auf die Bank.
    Sie war dürr und lang, gebogen wie eine Weide, und ihre Gliedmaßen waren robbenglatt in eng anliegendem schwarzem Vinyl. Das Gesicht, das sie Deirdre zuwandte, war völlig weiß, und ihre Augen verloren sich unter Kreisen dunkler Schminke. Man konnte es in der verrauchten, nach Gewürznelken riechenden Luft des Pubs schwer sagen, doch unter dem grellen Make-up hätten ihre Gesichtszüge exquisit sein können.
    Die Frau legte einen dünnen Arm um Deirdres Nacken. »Du siehst gefährlich und lecker aus.«
    Deirdre lächelte nicht. »Das ist der Erste.«
    Die Frau kniff die Augen zusammen. In ihnen lag eine Lustlosigkeit, eine Trübheit, aber auch ein gewisses Verlangen. Sie biss auf eine Lippe vom dunklen Purpur einer Prellung. »Das reicht.«
    Die Frau rutschte näher, Vinyl quietschte. Deirdre spürte ihre Wärme durch den Kunststoff. In gewisser Weise verspürte sie Versuchung. Vielleicht wäre es gar nicht so übel, sich in einem anderen – einem unterschiedlichen

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