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Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter

Titel: Die letzte Rune 05 - Der Tod der Götter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Vergessen zu verlieren. Ihre Arbeit bei den Suchern hatte ihr nur wenig Zeit gelassen, sich einen Liebhaber zu suchen. Es war schon eine Weile her, seit sie mit einem Mann zusammen gewesen war – oder einer Frau. Doch es war etwas an der Entrücktheit in den Augen der anderen, an der Trägheit ihrer Bewegungen, das Deirdre anwiderte, noch während sie es beneidete.
    »Ich bin nicht in der Stimmung«, sagte sie.
    »Dann werde ich dir helfen, in Stimmung zu kommen. Schätzchen.«
    Die Frau legte etwas auf den Tisch, hob dann eine seltsam lange Hand und enthüllte zwei purpurne Pillen, die beide mit weißen Blitzen markiert waren. Das war also die Ursache für den Dunst in ihren Augen.
    Die Frau nahm eine der Pillen zwischen Daumen und Zeigefinger und schob sie langsam, als wäre sie eine Köstlichkeit, zwischen die Lippen. Sie stieß die andere Pille an. »Jetzt du, Schätzchen.«
    »Ich rühre Electria nicht an.«
    Die Frau betrachtete stirnrunzelnd Deirdres leeres Glas. »Was? Du trinkst diese scheußliche alte Scheiße, willst aber nichts Neues und Sauberes nehmen? Was ist los mit dir?«
    Wo soll ich anfangen? Doch in diesem Augenblick winkte ein glatzköpfiger Berg von Mann, bekleidet mit eng anliegenden schwarzen Lederhosen, die Frau mit einer wütenden Geste zu sich. »Komm her, Glinda.«
    Die Frau mit dem orangefarbenen Haar drehte den Kopf zu dem Mann hinüber. Die Muskeln seiner Arme waren gewaltig angeschwollen, und man konnte unter einer offenen Lederweste seine glatt rasierte, gewaltige Brust sehen. Er trug kein Hemd. Ein Kinnbart umrahmte einen schmalen, wütenden Mund.
    »Ich hab’ gesagt, komm her.«
    »Aber ich will sie, Leo«, sagte die Frau.
    Der Mann entblößte silberne Zähne. »Ich werd’ dir sagen, was du willst.« Er schüttelte eine kleine Plastikflasche. »Jetzt komm schon.«
    Die Frau zögerte. Sie wollte sich von der Bank erheben. Dann beugte sie sich mit einer anscheinend verstohlenen Bewegung näher heran und leckte Deirdres Ohr, drang mit einer warmen, feuchten Zunge darin ein.
    »Rette mich«, flüsterte die Frau.
    Bevor Deirdre reagieren konnte, ergriff die Frau ihre Hand. Dann schlüpfte sie vom Tisch und schlenderte zu dem Glatzkopf hinüber. Sie lehnte den Kopf auf die breite Neigung seiner Schulter und fuhr mit den Händen über die Berge und Täler seiner Brust. Doch die ganze Zeit über wich ihr Blick nicht von Deirdre. Der Mann verzog das Gesicht, kratzte sich im Schritt und führte Glinda dann fort, in den hinteren Teil des Pubs und die Dunkelheit.
    Deirdre hätte fast in Betracht gezogen, ihnen zu folgen. Rette mich, hatte Glinda gesagt. Aber wovor? Vor diesem Klotz von Mann? Dem Electria? Doch als sie sich erheben wollte, merkte sie, dass etwas in ihrer Hand lag – der Hand, die die Frau gedrückt hatte. Zuerst dachte sie, es sei einfach eine britische Pfundmünze. Aber es war silbern und zu groß, etwa von der Größe von drei amerikanischen Vierteldollar-Münzen, die man aneinander gelegt hatte. Die Gravuren darauf waren in dem Halbdunkel nicht zu erkennen. Sie wollte sich darüber beugen, um sie besser sehen zu können.
    »Also hatten sie Recht«, sagte eine weiche, maskuline Stimme. »Sie sind hier. Ich dachte, dass sie sich bestimmt irren.«
    Deirdre schloss die Hand um die Münze und schaute dann hoch. »Was? Sie gestehen tatsächlich ein, dass die Sucher Fehler machen können?«
    Hadrian Farr nahm ihr gegenüber Platz und faltete die Hände auf dem Tisch. »Ständig, befürchte ich«, sagte er mit einem schiefen Lächeln.
    Deirdre zuckte zusammen. Farrs Lächeln war so verdammt charmant; sie verabscheute es. Es war dieses Lächeln gewesen, das sie an dem Abend vor drei Jahren in Glasgow, als sie sich kennen gelernt hatten, in sein Bett gelockt hatte. Es war dieses Lächeln, das sie am nächsten Morgen beim Tee verzaubert hatte, als er von den Mysterien sprach, die die Sucher ergründen wollten. Der Ausdruck war so geheim, so einladend, als wolle er einem gerade die größten Wunder des Universums verraten. Nur dass er das nie getan hatte.
    »Was wollen Sie?«, fragte sie.
    »Das können Sie sich doch denken.«
    Deirdre antwortete nicht. Farr beugte sich über den Tisch, auf dunkle Weise stattlich wie immer: eckiges, glatt rasiertes Kinn, volle Lippen, tief liegende Augen mit perfektem Abstand. Seine verblichenen Jeans und das schwarze T-Shirt betonten seinen schlanken, aber muskulösen Körperbau. Sie fragte sich, wann er die Zeit fand, ins Fitness-Studio zu

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