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Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt

Titel: Die letzte Rune 06 - Die sterbende Stadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anthony Mark
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Luft gezogen haben.
    »Sehr gut, Melia«, rief Falken, der sich langsam Hals über Kopf drehte und dabei in seinem verblichenen blauen Umhang verfing. »Du kannst uns jetzt absetzen. Aber langsam.«
    »So einfach ist das nicht. Entweder ich halte euch, oder ich halte euch nicht. Da gibt es kein Zwischending.«
    Falken stöhnte. »Was meinst du, es gibt kein Zwischending? Ich will doch nur …«
    Das Wort runter verwandelte sich in einen Aufschrei, als Falken plötzlich einen Meter stürzte und dann wieder Halt fand. Eine Sekunde später taten es die anderen ihm nach, und Travis hätte sich beinahe die Zunge abgebissen, als er ruckartig zum Stehen kam. Nach mehreren solcher ruckartiger Schübe kam der trümmerübersäte Boden näher. Der letzte Sprung ging über nicht mehr als anderthalb Meter, allerdings schaffte es Travis, mit dem Hintern auf einem entschieden spitzen Trümmerstück zu landen.
    Er befand sich noch immer in der Mitte der Etherion; die anderen waren zu beiden Seiten ein paar Dutzend Schritte von ihm entfernt. Er wusste nicht, zu welcher Gruppe er zuerst gehen sollte. Dann sah er Vani aufstehen, und Beltan half Grace auf die Füße, deren Gesicht schmutzverschmiert war. Travis verspürte bei dem Anblick Wärme in sich aufsteigen. Sie waren am Leben; sie waren alle am Leben.
    »Travis!«, rief Beltan.
    Grace stützte sich auf den großen blonden Ritter. Sie schaute auf und grinste. Vani stand mit in die Hüften gestemmten Händen daneben, und ihre goldenen Augen glänzten.
    Travis war sich in seinem Leben nur weniger Dinge sicher. Er wusste noch immer nicht, warum Jack ihn ausgesucht hatte, oder wer Bruder Cy in Wirklichkeit war. Was das anging, konnte er für gewöhnlich rechts nicht von links unterscheiden. Aber in diesem Augenblick wusste er ohne jeden Zweifel, dass ihm diese drei Menschen alles bedeuteten. Grace war die engste Freundin, die er je gehabt hatte. Und er wusste jetzt, dass es keine Rolle spielte, ob er Beltan lieben konnte, weil er es tat, weil er ihn mit Leib und Seele liebte. Dann war da Vani – und was er fühlte, wenn er sie ansah, vermochte er nicht zu sagen, aber es fühlte sich an wie …
    Es fühlte sich an wie Schicksal.
    Aber du solltest doch kein Schicksal haben, stimmt das nicht, Travis?
    Noch etwas, das er unter der Rubrik ›Dinge, von denen ich keine Ahnung habe‹ abhaken konnte. In seinem ganzen Leben hatte er keine richtige Liebe gefunden, und jetzt war sie ihm gleich zweimal begegnet. Er ging auf die drei zu.
    »Nein!«
    Der Ruf ertönte hinter ihm, begleitet von dem Geräusch rutschenden Steins. Er blieb stehen, drehte sich um. Lirith beugte sich über einen Steinhaufen, während Durge zu ihr eilte. Die beiden fingen an, Steine zur Seite zu stemmen.
    »Freisasse Travis«, rief Durge, »wir brauchen Eure Hilfe. Schnell.«
    Dann wurde Travis klar, was die beiden von den Steinen zu befreien versuchten.
    Sareth war verschwunden.
    Travis schob Sinfathisar in die Tasche, lief los und suchte sich einen Weg durch die Trümmer.
    »Was ist passiert?«
    Durges Gesicht war ernst und weiß vor Steinstaub. »Der Steinhaufen, auf den er fiel, war nicht stabil genug. Er ist eingestürzt, als er versuchte, von ihm herunterzuklettern, und hat ihn unter sich begraben. Ich befürchte das Schlimmste.«
    Lirith öffnete die Augen. »Nein, er lebt. Aber er bekommt keine Luft. Wir müssen ihn da rausholen.«
    Durge fing an, mit wütender Effizienz Steine von dem Haufen zu stemmen. Lirith zerrte mit blutenden Händen an den Trümmerstücken. Travis fing an, einen Stein zur Seite zu schieben, dann hielt er inne. Es gab eine bessere Möglichkeit, das zu erledigen.
    »Tretet zurück«, sagte er.
    Ritter und Hexe starrten ihn an.
    »Sofort!«
    Er war selbst überrascht über die Härte in seiner Stimme, aber es war keine Zeit, um sich darüber zu wundern. Die beiden gehorchten, und Travis sammelte seine Willenskraft. Er legte die rechte Hand auf die Trümmer, dann sprach er ein Wort, das in seinem Geist von hundert anderen Stimmen wiederholt wurde.
    »Sar!«
    Die Steine kannten ihren Namen, und sie gehorchten.
    Die Trümmer flogen von dem Schutthaufen und schossen durch die Luft. Lirith und Durge waren gezwungen, die Köpfe einzuziehen, damit sie nicht getroffen wurden. Mit lautem Poltern stürzte das Geröll mehrere Meter weit weg zu Boden. Wo eben noch Mauertrümmer gelegen hatten, setzte sich jetzt eine Gestalt auf. Steinchen fielen aus seinen Kleidern, und er blinzelte Staub aus den

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